Thema des Tages

27-08-2021 08:20

Beständig unbeständig


Der meteorologische Sommer 2021 geht kühl und unbeständig zu Ende.
Wir klären im heutigen Thema des Tages warum die aktuelle Wetterlage
vorerst den Charakter "beständig unbeständig" erhält. Des Weiteren
ziehen wir eine kleine Bilanz der Sommer- und Hitzetage für den
diesjährigen meteorologischen Sommer.


Wie bereits im gestrigen Thema des Tages konstatiert, beschert uns
das Tiefdruckgebiet NICK am Wochenende und sogar bis über den
Monatswechsel hinaus ein kühles, oft nasses und eher herbstlich
anmutendes Wetter. Sommerliche Temperaturen von über 25 Grad rücken
somit vorerst in weite Ferne. Die Beständigkeit der vorherrschenden
Wetterlage wird dabei von drei Hauptakteuren bedingt. Seit
Wochenbeginn hat sich das mächtige Hoch GAYA über den Britischen
Inseln festgesetzt. Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag schnürte
sich an der Ostflanke des Hochs Tief NICK ab und verlagerte sich von
Skandinavien kommend südwärts und nistet sich mit seinem Drehzentrum
nun im östlichen Mitteleuropa ein. Zudem hat sich ein weiteres Tief
über den Azoren positioniert. Somit wird GAYA an dessen Südrand von
beiden Tiefs flankiert.

Wir Meteorologen sprechen bei solch einer Druckverteilung von einer
Omega-Wetterlage. Auf einer Wetterkarte erinnert die Position der
Druckgebilde und das daran gekoppelte Strömungsmuster an den
griechischen Großbuchstaben Omega (siehe Abbildung der Wetterlage in
der mittleren Troposphäre bei 500 hPa, ca. 5,5 km Höhe:
https://t1p.de/3ypb). Die Omegalage ist dabei von einer gewissen
Stabilität gekennzeichnet, da sich alle drei Druckgebilde einander
verstärken und die Westdrift blockieren. Manchmal kann sich solch
eine Wetterlage über einige Tage bis hin zu mehreren Wochen hinweg
fortsetzen. Sommerliche Omega-Wetterlagen zeichnen sich oft durch
längere Schönwetterphasen aus und sind teils auch für Hitzewellen in
Mitteleuropa verantwortlich. Die Bedingung ist dafür allerdings, dass
sich das Hoch dann über Mitteleuropa platziert. Derzeit liegt das
blockierende Hoch weiter westlich und somit leider am "falschen"
Platz für uns. So verbleibt das Bundesgebiet im anhaltenden
Einflussbereich von Tief NICK in einer nördlichen Strömung in Zufuhr
feucht-kühler Luftmassen. Über das Wochenende und zu Beginn der neuen
Woche kommt es daher immer wieder zu teils ergiebigeren Regengüssen.
"Beständig unbeständig" eben.

Der meteorologische Sommer verabschiedet sich daher salopp gesagt
sang- und klanglos. Zeit also, eine kleine vorläufige Bilanz für zwei
wichtige sommerliche Kenntage zu ziehen (siehe Tabelle unter:
https://t1p.de/3ypb): Als Sommertag definieren Meteorologen einen Tag
mit einem Höchstwert von mindestens 25 Grad. Tage, an denen die
Temperatur 30 Grad oder mehr erreicht, werden als Hitzetage geführt.
Diese bilden somit eine Untermenge der Sommertage.

Der diesjährige Sommer verlief bis auf wenige, kurze heiße Phasen
eher durchschnittlich, phasenweise sogar unterkühlt. Mit im
Bundesdurchschnitt 31,6 Sommertagen fällt die Gesamtbilanz im
Vergleich zum aktuellen Klimamittel 1991-2020 nur geringfügig
unterdurchschnittlich aus. Allerdings lässt sich in den Daten ein
Nordost-Südwest Gefälle konstatieren. So lagen die registrierten
Sommertage in den nördlichen und östlichen Bundesländern über dem
Durchschnitt. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin
verzeichneten im Schnitt 6 weitere Sommertage als im langjährigen
Mittel. Im Westen und Südwesten ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Speziell Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg
registrierten im Vergleich zum Klimamittel einen Rückgang von 5-8
Sommertagen.

Die Anzahl der Hitzetage liegt in diesem Sommer im bundesweiten
Schnitt bei 4,4 Tagen. Im Vergleich zum langjährigen Klimamittel
1991-2020 von durchschnittlich 8,3 Sommertagen ist dies ein Rückgang
um etwa die Hälfte. Dennoch unterstreichen die Differenzen zum
Klimamittel, dass die Anzahl der Hitzetage in den nördlichen bis
nordöstlichen Bundesländern (Schleswig-Holstein,
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin) nur wenig, in den
übrigen Regionen deutlich unterdurchschnittlich ausfielen.

Zuletzt noch ein Blick auf den absoluten Spitzenreiter: Die Station
Lübben-Blumenfelde im südlichen Brandenburg belegte sowohl mit 56
registrierten Sommertagen als auch mit 14 Hitzetagen die
Spitzenposition unter allen Messstationen. Im Vorjahr 2020 lag
Rheinstetten (Baden-Württemberg) noch mit jeweils 66 Sommer- und 24
Hitzetagen an der Spitze.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.08.2021

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