Thema des Tages

29-08-2021 08:50

Hoch GAYA und Tief NICK feilschen um Mitteleuropa!

Der meteorologische Sommer neigt sich wie 2021 typisch und somit
standesgemäß unbeständig dem Ende. Regional sorgen Stark- und
Dauerregen weiter für nasse Aussichten. Besserung kommt schließlich
von Nordwesten durch Hoch GAYA.

Das Wetter in Mitteleuropa und somit auch Deutschland wird derzeit
sowie bis zur kommenden Wochenmitte von dem Hoch GAYA und den Tiefs
NICK I und II bestimmt. Beide Drucksysteme ringen um den Platz über
der Mitte des europäischen Kontinents. Dabei thront Hoch GAYA
zunächst mit Würde und großem Einfluss nördlich der Britischen
Inseln. Die Tiefs NICK I und II tummeln sich dagegen über dem
östlichen Mitteleuropa und spannen zusammen mit Tief OVE, nahe des
Schwarzen Meeres, eine große Tiefdruckzone auf, die auch den
östlichen Mittelmeerraum und die Schwarzmeerregion umfasst (vgl. Abb.
1). Im Kräftevergleich sind die kleinräumigen Tiefs der mächtigen
GAYA allerdings deutlich unterlegen, sodass sie nur gemeinsam
genügend Druck ausüben können, um das Hoch noch auf Abstand zu
halten. Über Deutschland prallen die beiden Druckmuster schließlich
aufeinander. Dort wird zwischen dem Hoch und den Tiefs Meeresluft
subpolaren Ursprungs von Norden bzw. Nordosten ins Land geführt. Vor
allem NICK I mit Zentrum über dem Osten Deutschlands kann dabei
zunächst weiter seine Muskeln spielen lassen. Zusammen mit Prozessen
in höheren Luftschichten bringt er die Troposphäre ordentlich in
Schwung und sorgt so für Niederschlagsbildung. Da die Tiefs NICK I
und II zudem wärmere Luft aus dem östlichen Mitteleuropa herumholen
und über Deutschland auf die subpolare Luft treffen lassen, werden
die vertikalen Umlagerungen zusätzlich befeuert. Die Folge sind
schauerartige Niederschläge, die regional bevorzugt im Nordstau der
Berge auch länger anhalten können. Vor allem im Bereich der
eingemischten wärmeren Luft sind auch einzelne Gewitter möglich.

In den nächsten Tagen schwächeln die Tiefs um NICK zwar etwas und
verlagern ihre Zentren etwas nach Osten, sodass Hoch GAYA von
Nordwesten allmählich mehr Einfluss auf das Wetter in Deutschland
gewinnt, grundsätzlich bleibt jedoch vor allem in der Südosthälfte
des Landes der regenreiche Wettercharakter bis zur kommenden
Wochenmitte erhalten. Vor allem im Harz und an den Alpen sowie in
Teilen Mitteldeutschlands soll es weiter ordentlich schütten. Von
Sonntagfrüh bis Mittwoch sollen an den Alpen nochmals 30 bis 70 l/m²
fallen, im Harz hört es schon dienstags auf, bis dahin sind aber
ebenfalls 30 bis 60 l/m² zu erwarten (vgl. Abb. 2). Aber auch sonst
kommt noch etwas "Nass" vom Himmel dazu. Mit der Nähe zum Hoch weisen
die Regionen vom Niederrhein bis nach Schleswig-Holstein die
geringsten Regenmengen auf. Dort klingen diese auch schon am morgigen
Montag weitgehend ab.

Da das Hoch GAYA bis über die kommende Wochenmitte seine Lage kaum
verändert und die Seeluft bei den Britischen Inseln genießt, bleibt
Deutschland trotz zunehmendem Hochdruckeinfluss von Nordwesten auf
der Ostseite von GAYA. Entsprechend erholen sich auch die
Temperaturen nur langsam und schaffen es mit Sonnenunterstützung
zumindest verbreitet auf ein mäßig warmes Niveau (18 bis 23 Grad), am
Oberrhein und im Rhein-Main-Gebiet wird ab Mittwoch auch wieder an
der Sommerschwelle von 25 Grad geschnuppert. Vielleicht kann ja der
sonnige Sommer nochmals im meteorologischen Herbst zuschlagen?! Denn
am kommenden Mittwoch, dem 1. September, sagen die Meteorologen schon
Servus Sommer 2021 und Willkommen Herbst.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.08.2021

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