Thema des Tages

07-09-2021 07:20

Der Nebel macht den Unterschied

Vielerorts scheint derzeit ganztägig die Sonne. Allerdings besitzt
das Hochdruckwetter durchaus "Schönheitsfehler", denn Herbstzeit ist
auch wieder "Nebelzeit".

Beim aktuell vorherrschenden sonnigen Spätsommerwetter möchte man gar
nicht an das nahende Herbstwetter denken. Auch der Autor der heutigen
Ausgabe des "Thema des Tages" freut sich über die etwas stabilere
Hochdruckphase ohne größere Niederschläge und längere sonnige
Abschnitte bei sommerlichen Temperaturen. Allerdings besitzt die
Hochdruckwetterlage auch kleinere "Schönheitsfehler". Denn nicht jede
Region in Deutschland kommt voll und ganz in den Genuss dieses
Spätsommers.


Mit dem Rückgang der Tageslänge steigt in den Morgenstunden auch
wieder die Gefahr örtlicher Nebelfelder. Die Tage werden kürzer, die
Nächte länger und somit dauert die nächtliche Auskühlung länger an.
Gerade bei schwachen Windverhältnissen während herbstlicher
Hochdrucklagen und einem meist nur gering bewölkten oder klaren
Himmel kann sich die Luft im Laufe der Nacht bis zur sogenannten
Taupunkttemperatur abkühlen. Bei dieser Temperatur handelt es sich
jedoch keineswegs um die Temperatur, ab der Eis taut, sondern
vielmehr um jene Temperatur, ab der sich Tau beispielsweise auf
Wiesen niederschlägt (siehe www.dwd.de/lexikon). Bei Erreichen der
Taupunkttemperatur ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt, der dann
zu kondensieren beginnt. Es bilden sich winzige Nebeltröpfchen. Diese
Art des Nebels bezeichnet man auch als "Strahlungsnebel".


Wird dabei die horizontale Sichtweite in Augenhöhe nicht allzu sehr
beeinträchtigt (Sichten von 1 bis 8 Kilometer), spricht man in
meteorologischen Fachkreisen von "Dunst". Beträgt die Sicht jedoch
weniger als einen Kilometer, herrscht definitionsgemäß "Nebel".
Unterschreitet die Sichtweite überregional die Schwelle von 150
Metern, wird laut den Warnkriterien des Deutschen Wetterdienstes eine
Nebelwarnung fällig.


Dabei kann die Andauer dieser amtlichen Warnung im Herbst durchaus
variieren. Während sich der Nebel im aktuellen Septembermonat im
Laufe des Tages aufgrund des noch höheren Sonnenstandes meist
vollständig auflöst, kann er ab Oktober in windgeschützten
Niederungen bereits den ganzen Tag anhalten und die Sonne - wenn
überhaupt - lediglich als blasse, trübe Scheibe am Himmel erscheinen
lassen. Besonders nebelanfällig sind beispielsweise das Donautal und
der Bodensee. Dort sorgt die Nähe zum Wasser für zusätzliche
Feuchtigkeit in der Umgebungsluft.


Auch in diesen Tagen kann man die Nebelfelder beim Blick auf das
Satellitenbild recht einfach ausmachen. Während höhere Wolkenfelder
über Deutschland hinwegziehen (beispielsweise im Westen), bleiben die
Nebelschwaden über mehrere Stunden hinweg ortsfest und variieren
lediglich in ihrer Ausdehnung. In den Nächten auf vergangenen Sonntag
(05.09.) und Montag (06.09.) bildete sich unter anderem im Thüringer
Becken dichter Nebel, teils mit Sichtweiten unter 150 m. Dieser hielt
sich dort durchaus auch bis in die Nachmittagsstunden, bis es die
Sonne endlich schaffte, den Nebel "wegzuheizen" (Luft wird erwärmt
und die relative Luftfeuchte sinkt ab). Im Anschluss schien auch im
Thüringer Becken die Sonne an einem nahezu blauen Himmel. Lediglich
über dem Bergland bildeten sich einige Quellwolken (siehe Animation
unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/7.html).


Dennoch konnte man den Einfluss des Nebels noch bis in die
Abendstunden verfolgen. Denn während sich nebelfreie Regionen bereits
am Sonntagvormittag aufheizen konnten, dauerte es in den
neblig-trüben Regionen bis zum Nachmittag, bis sich die Sonne endlich
durchsetzte. Dies wiederum konnte man noch am Abend beim Ablesen der
Tageshöchstwerte feststellen. Während im Thüringer Becken nur
Höchstwerte nahe 20 Grad zustande kamen, im Süden Sachsen-Anhalts in
Naumburg an der Saale sogar nur 16 Grad, wurden auf der
gegenüberliegenden Seite des Thüringer Waldes im Werratal in
Veilsdorf sommerliche 25 Grad registriert.


Der Nebel macht also derzeit den Unterschied ? zumindest wenn es
darum geht, ob die Region einen Sommertag (Tageshöchstwerte ab 25
Grad Celsius) erreicht oder eben nicht. Auch in den kommenden Nächten
muss weiterhin stellenweise mit dichten Nebelfeldern gerechnet
werden. Zum Wochenende nimmt die Nebelneigung aber ab. Das
Hauptaugenmerk wird dann wohl zunehmend auf den drohenden Gewittern
liegen.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2021

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