Thema des Tages

13-09-2021 08:20

Wetterzauber

Mit Geschichtenliedern einmal raus aus dem Alltagsstress - nicht nur
für die Kleinen eine willkommene Abwechslung.


"Gar nicht so sehr weit
hinter der Stadt,
über die Brücke,
am anderen Ufer des Flüsschens,
dort beginnt ein großer, großer Wald.
Und wo der Wald sieben Tage tief ist,
leuchtet es geheimnisvoll."

Na, haben Sie es erkannt? Das sind die einleitenden Worten vom
Hörspiel "Der Traumzauberbaum" mit Geschichtenliedern von Reinhard
Lakomy und Monika Ehrhardt-Lakomy. Das - man kann schon mit Fug und
Recht behaupten - Meisterwerk in Sachen Kindermusik wurde im Jahr
1980 veröffentlicht und ist so zeitlos wie Daft Punks "Get Lucky" und
Journeys "Don't Stop Believin'" zugleich. Es verpackt liebevoll
Poesie und Musik in kleinen Geschichten, die von unnachahmlich
neckischen Charakteren wie den Waldgeistern "Moosmutzel" und
"Waldwuffel" verkörpert werden.

Der am 19. Januar 1946 in Magdeburg geborene Reinhard Lakomy war
bereits in frühester Kindheit von der Musik fasziniert, komponierte
schon mit 5 Jahren seine ersten Stücke und erhielt Klavierunterricht.
Was ihn auszeichnete, war sein vielfältiges Spektrum. Er machte sich
nicht nur als Jazzmusiker einen Namen und spielte als damals
16-jähriger gemeinsam mit der Legende Louis Armstrong bei dessen
Empfang in Magdeburg, sondern komponierte nebenbei auch Lieder für
Schlagerstars wie Thomas Lück und Andreas Holm. Außerdem startete
Lakomy selbst mit Titeln wie "Es war doch nicht das erste Mal" durch.
Zudem besaß er auch ein Faible für elektronische Musik und ergatterte
den großen Synthesizer von Mick Jagger. In seiner langen Laufbahn
komponierte Lakomy unter anderem Stücke für die Komische Oper Berlin
sowie etliche Filmmusiken beispielsweise für den Polizeiruf oder das
Sandmännchen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Monika
Ehrhardt, entstand dann Ende der 70er Jahre "Der Traumzauberbaum".
Mit den Stimmen von Angelika Mann und Veronika Fischer verbreiten die
Lieder nicht nur bei Kinder Gänsehautatmosphäre und geben Kraft für
sämtliche Lebenslagen.

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Reinhard Lakomy am 23. März 2013
in Berlin. In diesem Jahr wäre er demnach 75 Jahre alt geworden,
bekam erst kürzlich - wie auch Rio Reiser - vom Berliner Senat ein
Ehrengrab zugesprochen. Vielsagend ist Lakomys Antwort darauf, woher
sein Gespür für beliebte Kindermusik resultierte: "Wenn Sie sich
gerne an ihre eigene Kindheit erinnern, mag so etwas gelingen."

Kindlich aufbereitete Bezüge zum Wetter finden sich in seinen Werken
zuhauf. Bestes Beispiel: das Regenlied (Traumzauberbaum)

Eine dicke Regenwolke kommt über's Meer.
Eine dicke Regenwolke leise und schwer.
Hat den Bauch voll Wassereimer,
soviel Wasser trägt sonst keiner.

Muss die Welt begießen, die Bäume und die Wiesen
Und auch mein Radieschenbeet, das habe ich allein gesät.

Plitsche, Platsche, Regentropfen,
wie sie auf die Dächer klopfen.
Waschen alles blitzeblank,
lieber Regen vielen Dank.
Hast es wirklich gut gemeint, mach nun, dass die Sonne scheint!


Gerüchteweise waren die Zeilen und Melodien sogar ausschlaggebend
dafür, dass beim Autor bereits in frühester Kindheit die Grundlagen
für die spätere meteorologische Laufbahn gelegt wurden. Wenn Sie
neugierig geworden oder noch auf der Suche nach einer tollen
Geschenkidee für das kleine Töchterchen oder den Enkelsohn sind, dann
hören Sie doch einfach mal rein - es lohnt sich! Und keine Angst: Die
musikalische und inhaltliche Vielfalt ist so gewaltig, dass keine
Gefahr besteht eine ganze Generation neuer Meteorologen
heranzuziehen. ;)


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2021

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