Thema des Tages

26-10-2021 08:50

Quo vadis Klima?

Wie geht es mit dem Klima weiter? Beratungen auf politischer Ebene
finden ab dem Wochenende im Rahmen der 26. UN-Klimakonferenz in
Glasgow statt. Aus wissenschaftlicher Sicht wurde bereits gestern ein
Beitrag der meteorologischen Weltorganisation veröffentlich, der die
Entwicklung der Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre im
vergangenen Jahr betrachtet.


Eine der aktuell drängendsten Fragestellungen lautet: Wie schaffen
wir es als Individuum, als Familie, Gemeinde, Land und natürlich auch
als Weltgemeinschaft uns so zu verhalten und eben auch umzustellen,
dass wir die Welt in der wir leben nicht immer weiter ausbeuten und
belasten?

Zu dieser Welt gehört auch die uns umhüllende Atmosphäre, das
Kernthema der Meteorologie und ein wesentlicher Bestandteil des
Erdklimas. Ohne Atmosphäre wäre ein Leben auf der Erde nicht möglich.
Sie gleicht unter anderem Temperaturschwankungen zwischen Tag und
Nacht aus und schützt das Leben auf der Erde vor schädlicher
UV-Strahlung oder reduziert sie zumindest.

Die Erdatmosphäre gerät durch die menschlichen Aktivitäten seit
Beginn der Industrialisierung ab der Mitte des 18. Jahrhunderts mehr
und mehr in ein Ungleichgewicht hinsichtlich ihrer zumeist
gasförmigen Bestandteile. Die sogenannten Treibhausgase wie
Wasserdampf, aber vor allem auch Kohlendioxid, Methan oder Stickoxide
(Lachgas), die das Leben auf der Erde erst ermöglichen, sammeln sich
durch unsere Aktivitäten in Industrie, Landwirtschaft und unserem
alltäglichen Leben (Heizen, Verkehr, usw.) zunehmend an. Das hat
Auswirkungen auf das gesamte Erdklima und das Leben auf der Erde.
Dieser anthropogene, menschengemachte Klimawandel ist
wissenschaftlich klar belegt und unumstritten und die Auswirkungen
sehen wir immer wieder in zunehmend extremen Hitzewellen und langen
Dürreperioden, aber auch in schmelzenden Gletschern, einem Anstieg
des Meeresspiegels oder auch gehäuft auftretenden, extremen
Regenfällen.

Ein Weg aus dieser Klimakrise kann nur als gemeinschaftliche
Anstrengung der Weltgemeinschaft gelingen. Deshalb stehen (endlich)
mal wieder Verhandlungen auf politischer Ebene an. Im Rahmen der 26.
UN-Klimakonferenz (COP26, COP=Conference of the Parties,
https://www.ukcop26.org/ (engl.)), die vom 31. Oktober bis zum 12.
November 2021 im schottischen Glasgow stattfindet, soll über
Klimaschutzmaßnahmen der Staatengemeinschaft verhandelt werden. Wie
kann die Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur
auf deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau realisiert
werden? Dieses 2-Grad- oder eigentlich 1,5-Grad-Ziel stammt aus dem
Weltklimaabkommen von Paris, das im Rahmen der COP21 in Paris im Jahr
2015 verhandelt wurde.

Wie dringend deutlich größere Anstrengungen zur Reduktion der
Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre sind, zeigt sich auch in
der Veröffentlichung des Treibhausgas-Bulletins der Weltorganisation
für Meteorologie (WMO) von gestern (25.10.2021, Link: https://public.wmo.int/en/media/press-release/greenhouse-gas-bulletin
-another-year-another-record (engl.)). Demnach hat die Konzentration
von Treibhausgasen in der Atmosphäre - Kohlendioxid, Methan, Lachgas
- im vergangenen Jahr (2020) einen neuen Höchstwert erreicht und das
sogar mit einer größeren jährlichen Steigerung als im Durchschnitt
der Jahre 2011 bis 2020. Auch der COVID-19-bedingte
ökonomische/industrielle Rückgang der Neu-Emissionen (Ausstoßung) von
Treibhausgasen zeigte keinen nennenswerten Effekt in der
Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre bzw. der Wachstumsrate. Die
WMO äußert in ihrem Bericht auch deutlich: "So lange es Emissionen
gibt, so lange wird die Temperatur global ansteigen. Aufgrund der
Langlebigkeit von Kohlendioxid wird das bereits beobachtete
Temperaturniveau einige Jahrzehnte bestehen bleiben, auch wenn die
Emissionen sehr schnell auf im Prinzip Null gesenkt werden würden."
So weit nur ein kleiner Auszug aus dem WMO-Bulletin - lesen lohnt
sich... Das Bulletin zeigt aus wissenschaftlicher Sicht die
Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen auf und kann als Appell an die
Teilnehmer des COP26 in Glasgow gesehen werden.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.10.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst