Thema des Tages

05-11-2021 09:50

Irisierende Wolken

Der Winter naht und wenn man aufmerksam den Himmel beobachtet, kann
man bei Sonnenschein und vorbeiziehenden Wolken wieder vermehrt
irisierende Wolken sehen. Iri-was?


Wenn die Atmosphäre wieder kälter wird und die Sonne tiefer steht,
dann ist es Zeit für vermehrt auftretende bunt schimmernde Wolken -
die sogenannten irisierenden Wolken. Man kann sie tagsüber bei
ausreichend Sonnenlicht an hoher oder mittelhoher Bewölkung
beobachten.

Irisation wurde lange Zeit einzig der Beugung des Sonnenlichts an
sehr kleinen Wassertröpfchen oder Eiskristallen zugeschrieben.
Inzwischen geht man davon aus, dass sowohl Beugung als auch Reflexion
und Interferenz für die Färbung verantwortlich sind. Die Größe der
Tropfen und Kristalle in den irisierenden Wolken beträgt meist nur
0,1 bis 0,2 µm (Mikrometer). In Alpennähe tritt Irisation häufig im
Zusammenhang mit Föhn auf. Im Lee der Gebirge bilden sich dabei dünne
Altocumulus- oder Cirrocumulus-Wolken, die aus vielen kleinen
Wassertropfen oder Eiskristallen bestehen. Die Häufung der
Beobachtung der irisierenden Wolken im Winter lässt sich mit der
tiefer stehenden Sonne und dem daher günstigeren Winkel zur Wolke
erklären.

Wie kommt die Farbe zustande?
Unser Sonnenlicht besteht aus allen Wellenlängen, im für uns Menschen
sichtbaren Bereich enthält es quasi alle Farben. Dabei hat Rot eine
Wellenlänge von etwa 700 nm (Nanometer), Violett eine Wellenlänge von
etwa 420 nm. Alle übrigen Farben liegen dazwischen.

In der Wolke gibt es nun viele kleine Wassertropfen oder
Eiskristalle, die alle unterschiedlich geformt sind und in ihrer
Größe geringfügig voneinander abweichen. Beim Durchdringen des
Sonnenlichts einer dünnen Wolke wird das Licht an jedem einzelnen
Tropfen oder Kristall gebeugt, gebrochen oder reflektiert. Dabei wird
das weiße Sonnenlicht in sein Spektrum mit unterschiedlichen
Wellenlängen aufgebrochen und wir sehen diskrete Farben. Dies
geschieht viele Hunderte Male in kurzer Zeit.

Es gibt nun also in der Wolke sehr viele umgelenkte und reflektierte
Lichtwellen mit für ihre Wellenlänge charakteristischen Wellenbergen
und Wellentälern, die sich nun aufeinander zu bewegen. Sie können
sich dabei überlagern und verstärken, man spricht dann von
konstruktiver Interferenz, oder sich gegenseitig auslöschen, dies
nennt man destruktive Interferenz. Je nachdem, wo nun Wellenberge und
-täler aufeinandertreffen, ist die Färbung intensiver oder schwächer.
Je nach Standort eines Beobachters zur irisierenden Wolke, nimmt er
die Färbung also unterschiedlich wahr.

Wenn Sie nun in den nächsten Monaten draußen sind, die Sonne scheint
und ab und zu dünne Wolkenfelder vorbeiziehen, dann richten Sie doch
den Blick in den Himmel, vielleicht sehen Sie dann auch
farbenprächtige irisierende Wolken.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.11.2021

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