Thema des Tages

12-12-2021 09:50

"Vorgezogenes" Weihnachtstauwetter

In den kommenden Tagen stellt sich über Deutschland eine mildere
Witterungsphase ein. Die Details und die Folgen werden im Thema des
heutigen Sonntags erläutert.

Einige von euch haben bestimmt das Wort "Weihnachtstauwetter" gehört
und fragen sich, was dies bedeutet. Nun als Weihnachtstauwetter
bezeichnet die mild-nasse Witterungsperiode, die in Mitteleuropa als
klimatologische Singularität in knapp sieben von zehn Jahren zwischen
dem 24. Und dem 29. Dezember eintritt.

Um Weihnachtstauwetter entstehen zu können, muss feuchtwarme
Meeresluft aus dem Westen und Südwesten bis nach Mitteleuropa
vorstoßen, die die winterliche Witterungsperiode beendet. Die bis
dahin gebildete Schneedecke schmilzt bis teils in die mittleren Lagen
weg.

In den vergangenen Tagen sorgten Luftmassen polaren Ursprungs für
Schneefälle teils bis in den Niederungen. Aktuell liegt in Teilen
Mitteleuropas bzw. in Süd- und Ostdeutschland eine mehr oder weniger
dünne Schneedecke. In den Mittelgebirgen und an den Alpen ist die
Schneedecke teils über 50 cm dick.

Zum dritten Advent, also kurz vor Weihnachten, stellt sich die
Wetterlage nun um. Zwischen dem Hoch "Yascha", das sich von der
iberischen Halbinsel bis nach Mitteleuropa erstreckt, und den
atlantischen Tiefdruckgebieten "Lutz" vor Irland und "Kamillo" bei
Island strömt von Westen und Südwesten her zunehmend sehr milde Luft
nach Deutschland.

Die Warmfront vom Tief "Kamillo" mit dem dazugehörigen
Niederschlagsgebiet hat am heutigen Sonntag Norddeutschland erreicht
und weitet sich weiter nach Süddeutschland aus. Die Milderung kann
sich in den Niederungen von Mittel- und Süddeutschlands nur zögerlich
durchsetzen. Anfangs kann Schnee dabei sein, der aber bis in die
höheren Lagen in Regen übergeht. Stellenweise führt der Regen, wo der
Boden noch gefroren ist, zu Glatteisbildung. Also Aufpassen, wenn Sie
in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen, später auch in
Südostdeutschland unterwegs sind.

Am Montag ist die Milderung so weit fortgeschritten, dass die letzten
"Kältelöcher" auch an der unteren Donau ausgeräumt werden. Im
Nordwesten werden sogar Höchstwerte bis 13 Grad erreicht, was man für
die Jahreszeit als "sehr mild" bezeichnen kann. In tiefen Lagen
dürfte der Schnee daher bald passé sein.

Der weitere Ausblick sagt am Dienstag und Mittwoch im Norden und in
der Mitte etwas Regen voraus, danach dominiert wohl Hochdruckeinfluss
- was im Winter zumindest in tiefen Lagen aber oft Nebel oder
Hochnebel bedeutet. Die Berge könnten dagegen durchaus einige
Sonnenstunden abbekommen.

Eine Inversionswetterlage stellt sich somit ein, wo sich in den
Niederungen die Kaltluft sammeln kann und es auf den Bergen mild
bleibt. Die Nächte bleiben in Norden meist frostfrei. In der Mitte
und Süden muss dagegen mit leichten und zur Wochenmitte mit mäßigem
Frost gerechnet werden und bei Dauernebel herrscht Dauerfrost.

Das "vorgezogene" Weihnachtstauwetter" könnte ein gutes Omen für
weiße Weihnachten sein. Denn die Wettermodelle deuten an, dass der
Schwerpunkt des Hochs kurz vor den Feiertagen von Mitteleuropa in
Richtung der Britischen Inseln und des Nordatlantiks wandert.

Somit wäre die "Tür" zum Atlantik, von wo im Winter die milde Luft
herkommt, geschlossen. Der Weg für die Polarluft aus Skandinavien
bzw. Russland in Richtung Mitteleuropa wäre dagegen frei. Kälte und
Schnee bis ins Flachland könnten dann die Folgen sein. Die Chancen
dafür sehen nicht so schlecht aus.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.12.2021

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