Thema des Tages

15-12-2021 09:20

Bauernregeln im Dezember

Es gibt sie für jeden Monat, jede Jahreszeit und nahezu jeden Tag im
Jahr: Bauernregeln. Sie sind über Generationen hinweg überliefert und
haben ihren Ursprung nicht selten im Mittelalter. Auch im Dezember
gibt es Lostage und heute schauern wir uns einige an.


Im altrömischen Kalendarium war der Dezember ursprünglich der zehnte
Monat (lat. decem = zehn). Im Jahre 153 v. Chr. wurde der Neujahrstag
vom Senat des Römischen Reiches aber um zwei Monate auf den 1. Januar
vorverlegt und der Dezember so zum zwölften Monat des Jahres. Unter
Kaiser Commodus hieß der Dezember kurzzeitig "Exsuperatorius". Ein
altdeutscher Name für den letzten Monat unseres Kalenders ist
"Julmond" und leitet sich vom sog. Julfest, der germanischen Feier
zur Wintersonnenwende ab. Nach der Christianisierung Europas
entstanden die Bezeichnungen "Christ- oder Heilmond".

Zwar hat der meteorologische Winter bereits am ersten Dezember
begonnen, der kalendarische Winteranfang erfolgt aber erst in der
dritten Dekade, dieses Jahr am 21.12. Mit dem einsetzenden Winter ist
in der Landwirtschaft nicht mehr viel zu holen, daher beschäftigen
sich die meisten Bauernregeln im Dezember mit der Voraussicht auf das
nächste Jahr oder den kommenden Frühling. Wie immer sind die Regeln
mit Vorsicht zu genießen und lassen sich nicht auf einen Tag genau
festlegen. Oft steckt aber ein Körnchen Wahrheit drin.

"Im Dezember Schnee und Frost, das verheißt viel Korn und Most." ist
eine der für den ganzen Monat geltenden Bauernregeln. "Dezember mild
mit viel Regen, ist für die Saat kein Segen." lautet eine weitere
Regel. Beide deuten auf das Gleiche hin. Regnet es im Dezember viel,
ist die Gefahr groß, dass die Saat ausgeschwemmt wird oder bei mildem
Wetter gar zu keimen beginnt. Kommt dann der Frost im Januar sind die
jungen Keimlinge schutzlos und erfrieren. Ähnlich ergeht es den
Knospen an den Bäumen. Sie sind durch eine dünne Wachsschicht vor
Frost geschützt. Ist es allerdings mild im Dezember, gehen sie auf,
der nächste Frost kann eindringen und sie sterben ab. Andersrum
sorgen Schnee und Frost dafür, dass die Saaten im Boden vor
Ausschwemmungen geschützt sind. Im milden Frühjahr können sie dann
gut aufgehen.

Es gibt am Anfang des Monats Bauernregeln, die auf das Wetter zu
Weihnachten abzielen. "Geht Barbara im Klee, kommt das Christkind im
Schnee." ist eine Regel am 04. Dezember, St. Barbara. Der diesjährige
vierte Dezember brachte verbreitet trübes und nasses Wetter. Dabei
fielen im Osten ein paar Zentimeter Schnee, in den Bergen kamen teils
erhebliche Neuschneemengen zusammen. Das kann man nun wahrlich nicht
als "Klee" bezeichnen. Nach dieser Regel wären die Chancen für Schnee
an den diesjährigen Weihnachtstagen also gering. Wie wir aber bereits
in früheren Themen des Tages angesprochen haben, deuten die aktuellen
Prognosen für Weihnachten den Zustrom eher kühler Luftmassen an.
Damit könnte es zumindest in den Bergen für weiße Weihnachten
reichen. In den tiefsten Lagen im Norden und Westen stehen die
Chancen statistisch gesehen immer schlecht. Wie sich das Wetter genau
entwickelt, bleibt noch abzuwarten.

Auch an den Weihnachtstagen hat der Bauernkalender einiges zu bieten:
"Hängt zu Weihnacht Eis von den Weiden, kannst du zu Ostern Palmen
schneiden." und "Viel Wind an den Weihnachtstagen, reichlich Obst die
Bäume tragen.". Beide beziehen sich auf das Wetter beziehungsweise
die Ernte im nächsten Jahr. Nur wenn es im Winter kalt ist, ist die
Ernte im neuen Jahr gesichert.

Die wohl glaubwürdigste Bauernregel des Jahres gibt es am 31.
Dezember: "Friert zu Silvester Berg und Tal, geschieht es dieses Jahr
das letzte Mal." Mit diesen wahren und weisen Worten wünscht die
Autorin Ihnen und Ihren Lieben eine frohe und besinnliche
Weihnachtszeit.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.12.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst