Thema des Tages

26-12-2021 09:50

Winter Ade: Glatteislage mit nachfolgender Milderung

In den nächsten Tagen wird die nach Nord- und Ostdeutschland
eingeflossene Polarluft von der aus Südwesten kommenden deutlich
milderen Luft ersetzt. Die Folge ist eine Glatteislage für Teile
Deutschlands.

Zurzeit liegt quer über Deutschland eine beachtliche
Luftmassengrenze, die die eingeflossene Polarluft in Nord- und
Ostdeutschland von der deutlich milderen Luft im Südwesten des Landes
trennt. Zum Beispiel lagen die Höchstwerte am gestrigen ersten
Weihnachtstag am Oberrhein bei milden 11 Grad. Gleichzeitig herrschte
im Norden und Osten verbreitet Dauerfrost zwischen 0 und -6 Grad.

Entlang der Luftmassengrenze quer über der Mitte Deutschlands sorgten
Schneefälle zudem für glatte Straßen und zahlreiche Unfälle. In der
vergangenen Nacht sanken die Temperaturen in Nord- und Ostdeutschland
bei klarem Himmel mit Ausnahme der Küste auf Werte zwischen -10 und
-19 Grad, während es im Südwesten des Landes mit Tiefstwerten bis +5
Grad frostfrei blieb.

Am zweiten Weihnachtstag und zum Start in die neue Woche hält uns die
Luftmassengrenze weiter in Atem, wobei die mildere Luft langsam aber
sicher die Oberhand gewinnt und die Polarluft nach und nach aus
Deutschland vertreibt. Dies geht fast nie ohne irgendwelche Folgen
einher. Die mildere und leichtere Luft kann sich nicht gleich am
Boden durchsetzen und gleitet über die kalte und schwerere Luft in
den unteren Luftschichten und sorgt oft für Wolkenbildung und
Niederschläge. Die Niederschläge können dann als Schnee fallen, wenn
es noch in allen Höhen kalt genug ist, oder als gefrierender Regen,
wenn die Temperatur in einem Höhenbereich schon positiv ist.

Verantwortlich für die bevorstehende Glatteislage ist Tief "Per" mit
Kern über dem Seegebiet nördlich von Irland. So schaufelt das Tief
langsam wieder die milde Atlantikluft zurück nordostwärts. In diesem
Zusammenhang nimmt die Temperatur vor allem in höheren Luftschichten
deutlich zu, sodass leichte Niederschläge meist als Regen fallen, die
dann auf den gefrorenen Boden treffen und zu gefährlichem Glatteis
führen.

Der Schwerpunkt liegt am Abend und in der Nacht zum Montag bis in den
Montagvormittag hinein von der Oberpfalz über Thüringen und
Nordhessen bis ins südliche Niedersachsen. Wir haben diesbezüglich
eine entsprechende Vorabinformation herausgegeben. Deswegen ist
Vorsicht geboten, wenn man dort draußen unterwegs ist. Die Regionen
östlich der Elbe erleben erneut eine strenge Frostnacht, während die
Nacht im Südwesten mit etwas Nieselregen frostfrei verläuft.

Ab Montag erhält das Tief "Per" Unterstützung vom neuen Atlantiktief
"Roland", das bis Mitte der Woche auch aus dem äußersten Nordosten
letzte Reste der Kaltluft vertrieben haben dürfte. Im
Milderungsprozess kann es in der Nacht zum Dienstag in Ostbayern und
in der Nacht zum Mittwoch an der Grenze zu Polen noch zu
Glatteisregen kommen. Mehr Details dazu werden sicherlich in den
kommenden Tagen folgen.

Zeitgleich wird es im Westen und Südwesten ab Mittwoch auch im
äußersten Osten ungewöhnlich mild mit Höchstwerten zwischen 10 und 15
Grad. Frost, Glätte, Glatteis und Schnee werden durch Wind und viel
Regen ersetzt. In den westlichen und südlichen Mittelgebirgen sowie
an Alpen droht dann ab Mittwoch eine Dauerregenlage. Die
Schneefallgrenze steigt zudem auf über 2000 m an, sodass zusätzlich
die Schneeschmelze für das Steigen der Flusspegel sorgen kann.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.12.2021

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