Thema des Tages

31-12-2021 12:20

Wetterextreme 2021 - Teil 2

Gestern haben wir mit dem Jahresrückblick 2021 mit Schwerpunkt
Extremwetter angefangen. Heute folgt Teil 2: vom winterlichen April
bis zum herbstlichen August mit etwas Sommer dazwischen und der
größten Wetterkatastrophe des Jahres 2021.

April - Die Rache des Winters

Nach dem verfrühten Sommer ging es gleich wieder zurück in den
Winter. Eine Nordlage sorgte am 06.04. für Schnee bis ins Flachland.
Schnee und Graupelschauer brachten in den Folgetagen bis zu 30 cm
Neuschnee in den Mittelgebirgen. Nach einer kurzen warmen Phase ab
dem 09.04. kam es zu einem neuen Polarluftvorstoß, woraufhin sich ab
Mitte des Monats ein Höhentief über Mitteleuropa mit hochreichender
Kaltluft festsetzte. So blieben die Nächte frostig und es fielen
immer mal wieder Schnee- und Graupelschauer teils bis in tiefere
Lagen. Während sich im Südwesten im letzten Monatsdrittel etwas
mildere Luft durchsetzte, kam es im Nordosten immer wieder zu
Kaltlufteinbrüchen. Der April war der kälteste seit 1980.

Mai kühl und nass füllt des Bauern Scheun und Fass

Im Mai setzte sich die kühle Witterungslage fort, sodass in den
höheren Mittelgebirgslagen am Anfang des Monats zeitweise sogar noch
mal etwas Schnee fiel. Zum ersten richtigen Warmluftvorstoß seit
Anfang April kam es zwischen den 09. und 11.05. Dabei wurden
mancherorts die ersten heißen Tage mit über 30 °C registriert. Doch
dies war nicht von langer Dauer. Ab dem 11. setzte sich wieder eine
Troglage mit unbeständiger, wechselhafter und kühler Witterung durch.
Diese kühle Witterung hielt im Wesentlichen bis zum Ende des Monats
an. Somit wurde es der kälteste Mai seit 2010.

Juni - Einer der gewitterreichsten und wärmsten der letzten Jahre

Der Juni startete mit einer Tiefdrucksumpflage, in der sich täglich
kräftige, langsam ziehende Gewitter mit Starkregen bildeten, die für
lokale Überflutungen sorgten. Zur Mitte des Monats stellte sich eine
etwas stabilere Hochdruckwetterlage mit einer Hitzewelle ein. Im
Osten erreichte die Temperatur dabei Werte bis 37 °C. Die Hitzewelle
endete am 20. und 21.06. mit verbreitet schweren Gewittern, die
wieder Starkregen, Sturmböen und Hagel brachten. Von da an gab es
dann eine recht dynamische Gewitterlage im Süden Deutschland, die bis
zum 25.06. dort täglich schwere Gewitter, sogenannte Superzellen,
hervorbrachte, die mit Hagel teils über 5 cm, heftigem Starkregen und
Orkanböen einhergingen. Am 25. weiteten sich die Gewitter weiter
nördlich aus und sorgten in der Nacht zum 26. für stärkere
Überflutungen in der Pfalz. Auch am Ende des Monats traten
vorderseitig eines Höhentiefs über Frankreich verbreiteter Unwetter
auf. Am 31.06. lag dann ein Tief über Mitteleuropa. Damit verbunden
war ein mit Gewittern durchsetztes Regengebiet, das für enorme
Regenmengen im bisher zu trockenen Osten und Nordosten des Landes
sorgte. Dabei fielen innerhalb von 24-Stunden 150 - 200 l/m² Regen in
der Uckermark, was fast dem 3-fachen des üblichen Monatsniederschlags
entspricht. Die Regenmengen ließen sich mit denen der Flut im Juli im
Ahrtal vergleichen, sorgten aber aufgrund der trockenen
Vorgeschichte, Sandböden und flachem Gelände für vergleichsweise
wenig Schäden. Die durchweg hohen Temperaturen führten zum
drittwärmsten Juni seit Messbeginn.

Juli - Die Flutkatastrophe

Das erste Julidrittel war geprägt von Tiefdruckeinfluss. Dabei war
meist eine feuchte subtropische Luftmasse bestimmend, in der sich
zahlreiche Gewitter bildeten, die lokal für heftigen Starkregen
sorgten. Am 08. und 09.07. zog ein mit Gewittern durchsetztes
Regengebiet von Schwaben über die Mitte des Landes bis nach Rügen und
brachte verbreitet 70 - 100 l/m² an Regen. Dies war verglichen mit
den Unwettern am 13.-14.07. noch harmlos. Allen ist die verheerende
Flut im Ahrtal noch in Erinnerung: Durch extrem heftige gewittrige
Regenfälle mit verbreitet 100 - 150 l/m² in 36 Stunden von der Eifel
bis zum Ruhrgebiet wurden kleine Bäche zu reißenden Fluten. Ursache
für den extremen Regen war ein kräftiges Höhentief, das über
Deutschland zog und dessen Regenbänder wiederholt dieselbe Region
trafen. Die Serie an Überflutungen riss nicht ab. Am 17.7. waren die
Oberlausitz und dar Chiemgau betroffen, wo ebenfalls über 100 l/m² in
wenigen Stunden fielen. Im weiteren Verlauf setzte sich im Norden und
in der Mitte etwas trockenere Luft durch. Bei zeitweiligem
Hochdruckeinfluss blieb die Region von größeren Unwettern verschont.
Anders sah dies im Süden aus. In schwülwarmer Luftmasse wurde das
Alpenvorland von einer Serie aus Superzellen getroffen, die
wiederholt größere Sturm- und Hagelschäden verursachte. Am 30.07.
Ließ sich die Spur einer solchen Superzelle von Niederbayern über 700
km bis in die Hohe Tatra verfolgen. Insgesamt lagen die
Julitemperaturen im normalen Bereich, während es an den meisten Orten
zu nass war.

August ? Herbst statt Sommer

Der August verlief glücklicherweise deutlich ruhiger. Er war geprägt
von einer kühlen West- später einer Nordwetterlage, bei der sich nur
sehr selten kräftige Gewitter bildeten. Zu erwähnen wäre da nur der
07.08. an dem eine Superzelle erneut Orkanböen im östlichen
Alpenvorland brachte. Vom 12.08.-15.08. gab es letztmalig ein paar
heiße Tage, die von einem schwachen Sturmtief am 16.08. mit einem
Vorgeschmack auf den Herbst beendet wurden. Der August war zu kalt
und zu nass.

Lesen Sie morgen Teil 3 der Jahreszusammenfassung.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2021

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