Thema des Tages

04-01-2022 09:20

Absturz ins Mittelmaß

Nach einem außergewöhnlichen Höhenflug stürzt die Temperatur in den
kommenden Tagen ab - aber nur auf "mittelmäßiges" Niveau.

Das Jahr 2022 fing an, wie das vergangene endete: mit
außergewöhnlicher Wärme! Im Mittel über alle DWD-Stationen ergab sich
in den Tagen um den Jahreswechsel eine Temperaturabweichung von
sagenhaften 8 bis 10 Grad - bezogen auf die ohnehin vergleichsweise
warme Referenzperiode der Jahre 1991-2020 wohlgemerkt. Vereinzelt
fielen sogar Monatsrekorde der Höchsttemperatur. Damit gehört der
Jahreswechsel 2021/22 zweifelsohne zu den wärmsten der
Wettergeschichte.

Mit den Temperaturextremen ist es nun aber vorbei. In den kommenden
Tagen dreht die Strömung über Deutschland von Südwest auf West bis
Nordwest. Anstatt subtropischer Warmluft übernimmt dadurch polare
Kaltluft das Zepter. Die Mitteltemperaturen gehen dabei um rund 10
Grad zurück. Da der Ausgangspunkt ein extrem hoher ist, handelt es
sich dabei allerdings nur im einen "Absturz ins Mittelmaß". So
pendeln sich die Temperaturen ab Wochenmitte bis voraussichtlich zum
kommenden Wochenende in etwa im Bereich der vieljährigen Mittelwerte
ein. Es wird also nichts aus dem in einigen Medien bereits
kolportierten extremen Wintereinbruch.

Der aktuell stattfindende Wetterwechsel - eigentlich müsste man eher
Temperaturwechsel sagen, denn unbeständig ist und bleibt es weiterhin
- geht nicht geräuschlos über die Bühne. Am heutigen Dienstag (4.1.)
schüttet es am Frontenzug von Tief ANNETTE über der Südhälfte
Deutschlands noch kräftig. Bis in die Nacht zum Mittwoch hinein muss
insbesondere in Staulagen der Mittelgebirge und im Allgäu mit
Gesamtniederschlagsmengen von 30 bis 50 l/qm gerechnet werden. Im
Nordschwarzwald musste aufgrund der zu erwartenden Mengen von
teilweise bis 70 l/qm sogar eine Unwetterwarnung geschaltet werden.
An dem ein oder anderen Bach oder Fluss besteht dadurch auch jenseits
des angestammten Bettes "Nasse-Füße-Gefahr".

Mit der am Mittwoch südwärts ziehenden Kaltfront von Tief ÜMIT gehen
die Regenfälle schließlich in Schneeregen oder Schnee über, lassen
aber bald schon wieder nach. Zumindest in den Mittelgebirgen sowie im
höheren Flachland Süddeutschlands kann sich bis Donnerstagvormittag
eine Schneedecke ausbilden - viel wird es aber voraussichtlich nicht.
Im Zuge weiterer Tiefausläufer könnte es in den darauffolgenden Tagen
sogar im Tiefland teilweise für Schneefall reichen - die (dünne)
Schneedecke wäre dann aber eher der Marke "Stundenmatsch" statt
"Pulverschnee".

Typisch für Regionen im Umfeld größerer Temperaturgegensätze weht der
Wind als manifestierte Ausgleichsbemühung der Natur auch in
Deutschland heute und in den kommenden Tagen zeit- und gebietsweise
stark bis stürmisch. Warnungen vor Wind- und Sturmböen sowie vor
Dauerregen und Schneefall erhalten Sie, wie gewohnt, über die
WarnWetter-App, unsere sozialen Kanäle und auf www.dwd.de.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2022

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