Thema des Tages

07-01-2022 10:50

Nächster Mildschub

Zurzeit kann man sich im Bergland wieder vermehrt
Wintersportaktivitäten zuwenden. Im Verlauf der nächsten Woche wartet
allerdings bereits der nächste Schub recht milder Atlantikluft, vor
allem in der Nordhälfte.

Derzeit sehen die Prognosen der Kurzfrist ? im Prinzip bis Anfang der
kommenden Woche - zumindest im Bergland wieder recht winterlich aus.
Dort kommt es in den nächsten zwei Tagen gebietsweise noch zu einem
recht ordentlichen Neuschneezuwachs im zweistelligen Bereich. Somit
könnte man sich in den Mittelgebirgen nicht nur der weißen Pracht
erfreuen, sondern auch noch sportlich aktiv werden. Auch im
Flachland, gerade in der Mitte und im Süden, wird die Landschaft mal
vorübergehend weiß angezuckert. Diese meist dünne Schneedecke sollte
aber jeweils im Tagesverlauf wieder weitgehend verschwinden
beziehungsweise sich in etwas höher gelegene Lagen zurückziehen. Von
solchen Entwicklungen ausgenommen ist wohl der Westen und Nordwesten
des Landes, wo bereits am Sonntag (09.01.2022) hinter den Fronten von
Tief DOREEN mildere Luft einsickert. Zu Beginn der nächsten Woche
beruhigt sich das Wetter unter Zwischenhocheinfluss vorübergehend. Im
Süden und Osten hält sich der Schnee in den Bergen noch tapfer, zumal
zumindest die Nächte dort weiterhin frostig bleiben werden.

Interessanter wird es zur Wochenmitte, wenn sich die Großwetterlage
grundlegend umstellt. Dann soll sich ein kräftiges Hoch knapp
westlich der Britischen Inseln etablieren. Dieses sowohl am Boden als
auch in der Höhe mächtige und großräumige Hochdruckgebiet verlagert
seinen Schwerpunkt in der Folge noch etwas ostwärts und reicht somit
bis nach West- sowie das südliche Mitteleuropa. Dadurch gelangt vor
allem die Nordhälfte Deutschlands in eine straffe westliche
Grundströmung. Und nicht nur das, in höheren Luftschichten (etwa am
Oberrand der Grenzschicht in 850 hPa = in ca. 1400 bis 1500 m Höhe)
dreht die Strömung mehr auf nordwestliche Richtung, mit der über die
Nordsee und um das Hoch herum im Uhrzeigersinn teils subtropische
Luftmassen angezapft werden. Diese können sich aufgrund recht
stabiler Schichtung nicht eins zu eins bis zum Boden durchsetzen (in
einigen Schichten vom Boden bis 850 hPa herrscht Temperaturzunahme
mit der Höhe vor, die Bildung einer Inversion verhindert also die
ideale Durchmischung). Nichtsdestotrotz sind am Donnerstag und
Freitag im Nordwesten und Westen örtlich Tageshöchstwerte um 10 Grad
möglich! Es werden allerdings auch dort keine Sonnentage erwartet,
ganz im Gegenteil: Die Nordseeluft ist zum einen recht feucht, zum
anderen ziehen im Grenzbereich zu tiefem Luftdruck über Skandinavien
auch Störungen über Norddeutschland, die Regen und Wind im Gepäck
haben. Nach Süden hin kommt die milde Luft zunächst noch nicht so
recht voran. Hier herrscht meist ruhiges, zu Nebel neigendes Wetter
mit Nachtfrösten und niedrigeren Tageshöchstwerten.

Apropos Grenzbereich zu tiefem Luftdruck und der Kaltluft über
Skandinavien: Am übernächsten Wochenende (15./16.01.2022) könnte mit
einigen Unsicherheiten behaftet vielleicht der nächste Schub Kaltluft
aus dieser Richtung an die Tür klopfen.

Bis dahin ist aber noch hinreichend Zeit und das Wetter wie gesagt
alles andere als uninteressant.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.01.2022

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