Thema des Tages

20-01-2022 09:50

Nasskalt bis winterlich

Nasskalt in den Niederungen und winterlich im Bergland, so kann man
das aktuelle Wetter in Deutschland zusammenfassen. Wie lange der
Polarluftvorstoß anhält, wird im Tagesthema des heutigen Donnerstags
erläutert.

Ein Polarluftvorstoß bringt am heutigen Donnerstag und am Freitag
Schnee, Wind, Frost und Glätte nach Deutschland. Verantwortlich dafür
ist das Zusammenspiel zwischen dem kräftigen Hoch "Erich" mit
Schwerpunkt westlich von Irland und dem Tief "Ida" bei Finnland.
Diese beiden sorgen dafür, dass von Norden her maritime Polarluft
nach Deutschland strömt.

In den Berglagen kehrt somit der Winter ein. In Lagen oberhalb von
400 m kann man sich dann über eine teilweise ordentliche
Neuschneeauflage freuen. Dies gilt hauptsächlich für die Alpenregion.
Dort kommen bis Freitagabend um 20 cm, in Staulagen teils über 30 cm
Neuschnee zusammen. In den Mittelgebirgen liegen die Neuschneemengen
zwischen 5 und 10 cm, am Bayerischen Wald, Erzgebirge und
Nordschwarzwald bis 20 cm. Zudem sorgt der teils stürmische Wind in
den Hochlagen auch für Schneeverwehungen.

Für das Flachland reicht es allerdings nicht für eine nachhaltige
Schneedecke, da die Polarluft sich auf dem langen Weg über Wasser
(Nordmeer und Nordsee) erwärmt und die Temperatur dadurch zumindest
tagsüber knapp über den Gefrierpunkt liegt. Somit kann sich nur bei
kräftigen Schnee- bzw. Graupelschauern vorübergehend eine dünne
Schnee- und Graupeldecke bilden, die aber sehr tückisch für die
Autofahrer sein kann. In der Nacht zum Freitag sinkt die Temperatur
abgesehen von der Nordseeküste, jedoch verbreitet in den
Frostbereich, sodass die Nässe auf den Straßen überfriert und
zusammen mit etwaigen Schneeschauern für Glätte sorgt.

Der Polarluftvorstoß ist nur von kurzer Dauer, denn um das Hoch
"Erich" wird schon im Laufe des Freitags und am Samstag mildere
Meeresluft nach Deutschland herangeführt, sodass die Schneefallgrenze
von Nordwesten her auf 600 m, am Samstag auf 800 m ansteigt. Die
mildere Luft gleitet über die eingeflossene Polarluft und sorgt trotz
des relativ hohen Luftdrucks für starke Bewölkung und für
Niederschläge, die in der Nacht zum Samstag auf Deutschland
übergreifen. Im Osten und Südosten des Landes ist die Luft zunächst
noch kalt genug für Schnee bis in die Niederungen. Dabei fallen
verbreitet 5 bis 10 cm Neuschnee und an den östlichen Mittelgebirgen
(Erzgebirge, Bayerischer Wald) sind bis 20 cm Neuschnee möglich.

Am Samstag bleibt der Zustrom feuchter Luft von der Nordsee erhalten,
sodass es trotz des Einflusses von Hoch "Erich" zu weiteren meist
leichten Niederschlägen kommt. An den östlichen Mittelgebirgen geht
der Schnee unterhalb von 600 bis 800 m zunehmend in Regen über.
Hingegen setzt vor allem an den östlichen Alpen starker Schneefall
ein, der bis Sonntagvormittag anhalten kann. Dabei nimmt der
Schneezuwachs um 20 bis 40 cm, in Staulagen von Chiemgauer und
Berchtesgadener Alpen um 50 cm in 24 Stunden zu.

Am Sonntag verstärkt sich zwar der Einfluss vom Hoch "Erich",
allerdings bleibt sein Schwerpunkt westlich von uns. D.h. die Zufuhr
feuchter Luftmasse von der Nordsee wird bei tief hängenden Wolken
aufrechterhalten, wenngleich die meisten Niederschläge abklingen. Die
Sonne kommt dann, wenn überhaupt, nur im äußersten Südwesten
Deutschlands zum Vorschein. Auch zu Wochenbeginn bleibt der Himmel
meist Grau in Grau. Wer aus dieser Tristesse entfliehen möchte, für
den sind die Alpen und der Hochschwarzwald ein gutes Ausflugziel.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2022

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