Thema des Tages

25-01-2022 21:50

Es liegt was in der Luft

Stellt sich ein Wintereinbruch in den bisher vom Schnee
vernachlässigten Regionen im westlichen und nordwestlichen Tiefland
ein? Das würde sicherlich einige Schneefans dort freuen, leider liegt
aber etwas ganz anderes in der Luft.

Die Zeichen stehen den Vorhersagen der verschiedenen Wettermodelle
zufolge für die kommenden Tage nach einer meist ruhigen
Hochdruckphase wieder auf "Berglandwinter" - in den Niederungen
hingegen findet die in diesem Winter fast schon inflationär bemühte
Umschreibung "nass-kalt" erneut Verwendung. Ein paar kleine
Schneeoptionen haben die Wettermodelle dabei zwar durchaus bis in die
Niederungen in petto, der große Wintereinbruch liegt aber in den
bisher vom Schnee vernachlässigten Regionen im westlichen und
nordwestlichen Tiefland weiterhin eher nicht in der Luft. Der
wochenlange Hochdruckeinfluss bei nicht allzu tiefen Temperaturen
(der Januar ist deutlich auf Kurs "zu mild") hat jedoch etwas anderes
gefördert: So haben Hasel und Erle angefangen zu blühen, womit deren
Pollen bereits den "Flugbetrieb" aufgenommen und dadurch schon eine
zum Teil mittlere Belastung hervorgerufen haben.

Die Pollen dieser beiden Birkengewächse sind in der Regel die ersten
im Jahr, die bei entsprechenden Witterungsverhältnissen meist schon
mit der im Januar beginnenden Vorblüte fliegen (siehe dazu auch den
Pollenflugkalender unter https://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflugkalender.htm
l). Ihre Hauptsaison dauert von Anfang Februar (Hasel) bzw. Ende
Februar (Erle) bis Mitte oder Ende März. Gleichwohl können die Pollen
bereits im Dezember vorkommen und noch bis in den Mai (Hasel) oder
sogar bis in den Juni (Erle) unterwegs sein. Im weiteren Verlauf des
Jahres bekommen dann andere Pollenarten ihre "Flugerlaubnis"
(Saison).

Geschätzt etwa 12 bis 15 Millionen Deutsche - und damit gut 15 % der
Bevölkerung - müssen sich mit den lästigen Nebenwirkungen des
Pollenflugs herumschlagen. Mit Beginn der Pollenflugsaison treten
durch Heuschnupfen Beschwerden wie Niesen, Jucken oder gar
asthmatische Anfälle bis hin zu Bindehautentzündungen auf.

Für die acht allergologisch wichtigsten Blütenpollen gibt es beim
Deutschen Wetterdienst Vorhersagen der Belastungsintensität durch den
sogenannten Pollenflug-Gefahrenindex. Zu diesen acht zählen die
Pollen der Hasel, Erle, Esche, Birke, Gräser, Roggen, Beifuß und der
Ambrosia. Etwa 95 % aller Pollenallergiker in Deutschland leiden beim
Flug dieser Pollen.
Aktuell sorgt Hoch ERICH mit seiner ruhigen und eher milderen
Witterung vor allem in den westlichen Landesteilen bereits für eine
mittlere Belastung durch Haselpollen. Aber auch in vielen weiteren
Regionen ist eine geringe bis mittlere Belastung zu verzeichnen
(siehe rechter Teil der Grafik unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/25_Bild.png). Bei
den Erlenpollen hingegen ist die Blüte noch nicht so weit
vorangeschritten, womit es entweder keine oder nur eine geringe
Belastung gibt (linker Teil der Grafik).

Ab Donnerstag wird Hoch ERICH seinen Platz bei uns jedoch räumen
müssen, was den Tiefdruckgebieten LIN und MARIE Gelegenheit
verschafft, mit ihren Ausläufern auf Deutschland überzugreifen. Damit
kommen Wind und Niederschläge auf, die die Pollen aus der Luft
auswaschen und Allergikern eine Verschnaufpause bringen, bis das
nächste Hoch bei uns aufschlägt.
Vorhersagen der Belastungsintensität sind unter www.dwd.de/pollenflug
abrufbar und können auch unter www.dwd.de/newsletter als kostenloser
Newsletter abonniert werden. Darüber hinaus können Sie sich unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/gesundheitswetter/gesundheitswetter.
html die allerdings kostenpflichtige GesundheitsWetter-App des
Deutschen Wetterdienstes herunterladen, in der neben weiteren die
Gesundheit betreffenden Wetterelementen auch Pollenflugvorhersagen
integriert sind.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2022

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