Thema des Tages

29-01-2022 11:50

Stürmische Zeiten stehen an

Eines ist gewiss, Langeweile kommt beim Wetter derzeit definitiv
nicht auf und die Tiefdruckgebiete drücken sich quasi die Klinke in
die Hand. Sturm, Schnee, Regen, aber auch Sonnenschein steht heute
und in den kommenden Tagen auf dem Programm.

Zunächst einmal verlagert sich Sturmtief NADIA (international MALIK
genannt) bis Sonntagmorgen vom Nordmeer rasch in Richtung Baltikum
und das zugehörige Sturmfeld erfasst im heutigen Tagesverlauf
vorrangig die Nordosthälfte des Landes. Der Höhepunkt des Sturms wird
dabei in der kommenden Nacht erwartet. Dann drohen an der Nord- und
Ostsee sowie in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns orkanartige
Böen oder auch einzelne Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten um 120
km/h aus West bis Nordwest. An den Küsten drohen dann sowohl in der
Nacht als auch noch am morgigen Tag Sturmfluten, sodass
beispielsweise der Hamburger Fischmarkt unter Wasser stehen wird.
Nähere Informationen dazu finden Sie unter:
https://www.bsh.de/DE/DATEN/daten_node.html. Auch sonst treten ab
heute Nachmittag in der gesamten Nordosthälfte Sturmböen zwischen 70
und 85 km/h, vereinzelt auch schwere Sturmböen um 95 km/h auf. Die
stärksten Böen werden meist im Umfeld von durchziehenden Schauern
erwartet, die sich an und hinter der Kaltfront bilden (typisches
Rückseitenwetter). Apropos Kaltfront - auch die Schneefallgrenze
sinkt mit der einfließenden polaren Meeresluft in der Nacht auf etwa
400. Viel Neuschnee wird allerdings nicht erwartet.

Am Sonntag etwas für den Vitamin-D-Haushalt getan werden, denn in
einigen Landesteilen zeigt sich immer wieder die Sonne, teils auch
mal für längere Zeit. Letzte Schnee- und Regenschauer ziehen
südostwärts ab. Nur an den Alpen kann es bis in den Nachmittag hinein
noch etwas flöckeln. Vor allem im Norden und Osten bleibt es bis in
den frühen Nachmittag hinein weiterhin stürmisch, teils muss sogar
mit (schweren) Sturmböen gerechnet werden. An der Ostseeküste sind
vormittags auch noch orkanartige Böen möglich. Am Nachmittag lässt
aber auch dort der Wind zunehmend nach.


In der Nacht zum Montag und am Montag droht dann neues Ungemach
(Grafik unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/29.html). Ein
kleines, aber wetterwirksames Tief verlagert sich nämlich rasch von
Schottland über die nördliche Mitte Deutschlands hinweg nach
Tschechien. Seine Wind- und Niederschlagsfelder erfassen dabei von
Westen und Nordwesten her Deutschland. Dadurch, dass es anfangs bis
in tiefe Lagen schneien kann, drohen am Montagmorgen im Westen und
der Mitte etwa oberhalb von 200-300 m erhebliche Verkehrsprobleme im
Berufsverkehr. Tagsüber gibt es dann landesweit weitere
Niederschläge. Im Westen und Südwesten fallen diese oberhalb von
400-600 m als Schnee, sonst liegt die Schneefallgrenze bei 200-400 m.
In den Mittelgebirgen und den Alpen schneit es mitunter kräftig. Es
sind dann durchaus um 10 cm Neuschnee oder auch etwas mehr möglich.
Der Wind weht vor allem im Südwesten und Süden teils stürmisch.

In den Folgetagen bleibt uns das wechselhafte und zuweilen sehr
windige Wetter erhalten. Immer wieder gibt es Niederschläge, wobei
die Schneefallgrenze im Westen und Südwesten zeitweise bis ins höhere
Bergland ansteigt, während es im Osten und Südosten teilweise bis in
tiefere Lagen schneit. Die in den Mittelgebirgen eher maue Schneelage
dürfte sich also maßgeblich verbessern. Allerdings besteht durch den
sehr feuchten Schnee teilweise Schneebruchgefahr. Im Alpenraum kann
es vorübergehend sogar zu viel des guten werden, denn es sind
gebietsweise erhebliche Neuschneemengen (akkumuliert zwischen 50 cm
und 100 cm Neuschnee innerhalb von drei Tagen) möglich. Zusätzlich
drohen starke Schneeverwehungen. Planen Sie daher für Ausflüge oder
Reisen in Skigebiete genügend Zeit und Proviant ein, denn es könnte
auch mal länger dauern. Im Flachland hingegen lautet die Devise
"Regenschirm und Gummistiefel statt Skihose und Schneeschaufel".

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2022

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