Thema des Tages

31-01-2022 09:20

Nordwest zyklonal

Regen, Schnee und Sturm sind die Begleiter Anfang dieser Woche.
Verantwortlich dafür ist eine bestimmte Wetterlage.

Kaum ist das Orkantief "Nadia" (international "Malik"), das vor allem
in Nord- und Ostdeutschland für Schäden und Behinderungen und leider
auch für ein Todesopfer gesorgt hat, abgezogen, kommt am heutigen
Montag die "kleine Schwerster" Tief "Odette" (international "Corrie")
zu uns. Das neue Tief hat zwar weniger Wind, aber dafür deutlich mehr
Regen und im Bergland viel Schnee im Gepäck. Am Dienstag greifen
schließlich die Ausläufer von Tief "Philine" auf Deutschland über,
die weiterhin für Wind, Regen und im Bergland für Schnee sorgen.

Für diesen sehr wechselhaften Witterungsabschnitt verdanken wir der
großräumigen Wetterlage "Nordwest zyklonal" abgekürzt NWZ. Die
Wetterlage NWZ stellt sich ein, wenn sich ein Hoch (für die aktuelle
Lage hat das Hoch den Namen "Gustav" bekommen) über Westeuropa bzw.
über dem Nordatlantik, nicht weit weg von den Britischen Inseln,
befindet und gleichzeitig über dem Nordmeer und Skandinavien tiefer
Luftdruck herrscht. Dadurch ergibt sich über Mitteleuropa eine
nordwestliche Höhenströmung, in der die Tiefdruckgebiete entlang
ziehen.

So eine Wetterlage ist der Schneebringer für die Berge. Vor allem für
die Alpen ist der Fall, da sie quer zur Hauptströmung liegen. Die
ganze Feuchtigkeit, die die Tiefdruckgebiete auf der Brust haben,
wird dann gegen die Mittelgebirge bzw. gegen die Alpen gedrückt. Für
das Flachland bedeutet diese Wetterlage meistens nasskaltes Wetter,
ohne dass sich eine nachhaltige Schneedecke bilden kann.

Zurück zum heutigen Montag: Tief "Odette" liegt mit dem Kern über
Norddeutschland. An seiner Südwestflanke in West- und Süddeutschland
weht der Wind stark bis stürmisch mit Böen zwischen 60 und 75 km/h.
In den Hochlagen der westlichen und südlichen Mittelgebirge und der
Alpen treten teils schwere Sturmböen um 100 km/h auf. Zudem fällt
vielerorts Regen, Schneeregen und im Bergland oberhalb 400 bis 600 m
Schnee. Dabei werden 5 bis 15 cm, im Schwarzwald und im Bayerischen
Wald um 20 cm erwartet. An den Alpen fallen sogar 20 bis 50 cm
Neuschnee. In Verbindung mit dem kräftigen Wind muss in den Hochlagen
mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

Nach einer kurzen Pause in der kommenden Nacht erreichen am Dienstag
die Ausläufer von Tief "Philine" mit neuen Niederschlägen und teils
stürmischem Wind Deutschland. Die Schneefallgrenze liegt am Anfang im
Südosten am Boden und bei 400 m im Nordwesten, aber sie steigt im
Tagesverlauf von Nordwesten her auf 600 bis 900 m an. Vor allem in
den südlichen und östlichen Mittelgebirgen kommen 10 bis 20 cm
Neuschnee, in den Alpen 30 bis 50 cm dazu. Zudem besteht in den
Hochlagen die Gefahr von Schneeverwehungen.

Zusammengefasst: Es muss vor allem in Lagen ab 400 bis 600 m mit
winterlichen Straßenverhältnissen gerechnet werden. In den Alpen, wo
insgesamt bis ein Meter Neuschnee fällt, steigt die Lawinengefahr
deutlich an. In tieferen Lagen besteht vor allem nachts die Gefahr
von Glätte durch überfrierende Nässe oder geringfügigen Schnee.
Zuletzt achten Sie auch auf den ruppigen Wind (am Montag im Westen
und Süden und am Dienstag in ganz Deutschland), vor allem in den
höheren Lagen und an den Küsten.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.01.2022

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