Thema des Tages

05-02-2022 09:20

Das kurze Leben eines Zwischenhochs

Der heutige Tag markiert den Übergang zwischen einem Sturmtief und
seinem Nachfolger mit einem typischen ruhigeren Intermezzo durch
sogenannten "Zwischenhocheinfluss".

Als Schreiber eines "Thema des Tages" kommt man zurzeit am aktuellen
Wettergeschehen nicht vorbei, denn reichlich Abwechslung ist auf alle
Fälle geboten. Bereits am gestrigen Freitag sorgte Tief QUEENA mit
seiner Kaltfront für ordentliche Farbkleckse auf unserer Warnkarte.
Die Front erreichte am frühen Nachmittag den äußersten Nordwesten und
zog anschließend diagonal für Deutschland hinweg in Richtung
Südosten. Die Mitte erreichte sie in den späteren Abendstunden, die
Alpen in der zweiten Nachthälfte. Allerdings verlief diese Passage
nicht geräuschlos, denn am Rande des Tiefs sowie besonders im Bereich
der Kaltfront frischte der Wind mit starken bis stürmischen Böen,
stellenweise mit Sturmböen kräftig auf. Auch einzelne schwere
Sturmböen, bevorzugt in Verbindung mit einzelnen Gewittern, wurden
von unserem Messnetz aufgezeichnet.

In den heutigen Wetterlagenbeschreibungen findet man nun häufig den
Begriff "Zwischenhoch". Dieses markiert das Übergangsgebiet bzw. den
-zeitraum mit relativ hohem Luftdruck zwischen zwei oder mehreren
Tiefdrucksystemen. Wie der Name schon vermuten lässt, ist der
Wirkzeitraum eines solchen Zwischenhochs begrenzt und reicht nur von
wenigen Stunden bis maximal ein oder zwei Tagen. Typischerweise
folgen dabei nach einer Kaltfront noch einzelne Schauer, die im
Bereich des höheren Luftdrucks allmählich abklingen. Je nach
Jahreszeit und Luftmasse kommt es auch zu unterschiedlich starken
Auflockerungen und meistens geht auch der Wind in seiner Böenstärke
deutlich zurück. Diese Vorgänge lassen sich auch am heutigen Tag sehr
gut nachverfolgen, denn letzte Schauer ziehen zu Mittag aus den
östlichen Regionen ab und nachfolgend ist es meist trocken. Außerdem
scheint neben einige Wolken vielerorts zumindest zeitweise die Sonne,
am längsten südlich der Donau. Bei der aktuellen Lage ist dafür ein
Bereich höheren Luftdrucks verantwortlich, der sich tagsüber von
Frankreich in Richtung Mitteleuropa ausweitet und der in
Süddeutschland etwas besser wirken kann als im Norden des Landes.

Allerdings ist das Ende des Zwischenhochs am Horizont schon deutlich
absehbar. Das neue Sturmtief ROXANA zieht heute und am Sonntag vom
Nordatlantik nach Skandinavien, seine Warmfront erreicht in den
Abendstunden bereits den Nordwesten und sorgt dort eingangs der Nacht
für erste leichte Regenfälle. Die dazugehörige Kaltfront folgt
Sonntagfrüh und am -vormittag, diese kann aber zunächst nur auf den
Norden des Landes übergreifen. Spannend sind dabei vor allem zwei
Wetterelemente: die erwarteten Niederschläge sowie die
Windentwicklung. Besonders in den Staulagen der westlichen und
südwestlichen Mittelgebirge sind bis zum Montag um 50 l/m² Regen
wahrscheinlich. Schnee fällt dabei nur in den Kammlagen. Ab
Sonntagnachmittag rücken zunehmend auch die südöstlichen
Mittelgebirge sowie die Alpen in den Fokus. Schnee gibt es auch dort
zunächst nur in den etwas höheren Lagen des Bayerischen Waldes sowie
in den Hochlagen der Alpen, bevor die Schneefallgrenze in der Nacht
zum Montag ins südliche Alpenvorland sinkt.

Die allermeisten werden aber den deutlichen auffrischenden Wind
erleben. Bereits am heutigen späteren Nachmittag und Abend treten an
den Küsten sowie im höheren Bergland erste stürmische Böen auf, in
der Nacht weiten sich diese auf große Teile der Mitte aus. In freien
Lagen sind bereits Sturmböen, in den Kammlagen schwere Sturmböen
dabei. Der Höhenpunkt der Windentwicklung wird am Sonntagnachmittag
erwartet, wenn abseits des Nordens verbreitet Sturmböen
wahrscheinlich sind, im Süden sind dann besonders im Alpenvorland
auch einzelne schwere Sturmböen dabei. In der Nacht zum Montag flaut
der Wind schließlich nur langsam etwas ab.

Genießen Sie also heute noch das ruhige Wetter, bevor am Sonntag und
zu Wochenbeginn die verschiedenen Wetterelemente wieder in den
Vordergrund rücken. Unsere stets aktuellen Warnungen in der
WarnWetter-App sowie auf www.dwd.de sind ihnen dabei ans Herz gelegt.


Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.02.2022

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