Thema des Tages

19-09-2016 14:40

Herbstanfang


Seit dem 1. September befinden wir uns im meteorologischen Herbst.
Dennoch blieb uns dieses Jahr das sommerliche Wetter noch
ungewöhnlich lange erhalten. Doch am vergangenen Wochenende hat sich
die Wetterlage umgestellt. Deutlich kühlere Luft ist eingeflossen.
Der Sommer mit heißen Tagen ist nun endgültig vorbei und wir sind im
Herbst angekommen.

Auch aus astronomischer Sicht ist der Herbst nun nicht mehr weit.
Astronomischer Herbstanfang ist, wenn die Sonne den Himmelsäquator
(Projektion des Erdäquators auf die scheinbare Himmelskugel) von
Norden nach Süden durchquert. Dieser Durchquerungspunkt auf der
scheinbaren Himmelskugel wird auch Herbstpunkt oder Waagepunkt nach
dem Sternbild Waage genannt. Die Durchquerung geschieht in diesem
Jahr am Donnerstag, den 22.09., um 16:21 Uhr lokaler Zeit. Dann ist
Tagundnachtgleiche (lat. Äquinoktium). Am Nordpol geht die Sonne
unter und am Südpol geht sie auf. In diesem Zeitraum verkürzt sich
die Tageslänge bei uns am schnellsten. Wir verlieren derzeit täglich
etwa 4 Minuten Sonnenlicht (bezogen auf den 50. Breitengrad).

Zum astronomischen Herbstanfang stellt sich oft eine typische
Wetterlage ein. Von Mitte September bis Anfang Oktober liegt häufig
ein kräftiges Hoch über Mitteleuropa. Dieses bleibt eingekeilt
zwischen einem Atlantiktief und einem Tief über Osteuropa meist
mehrere Tage stationär liegen. Es blockiert die atlantischen
Tiefdruckgebiete, die sonst häufig von West nach Ost vom Atlantik
über Großbritannien hinweg bis nach Skandinavien ziehen, und mit
ihren Frontensystemen für wechselhaftes Wetter sorgen würden. Dieser
Witterungsabschnitt wird auch als "Altweibersommer" bezeichnet. Er
tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % im Zeitraum von Ende
September bis Anfang Oktober auf.

Zwar haben wir auch in diesem Jahr eine ähnliche Wetterlage,
allerdings liegt der Hochschwerpunkt in den nächsten Tagen sehr weit
im Norden über Skandinavien und der Barentssee, sodass die über Ost-
und Südeuropa liegenden Tiefdruckgebiete den Hochdruckeinfluss auf
Mitteleuropa schwächen. So hält sich zu Beginn dieser Woche
vielerorts zunächst noch dichtere Bewölkung und örtlich kann es auch
noch etwas regnen. Mit einer nordöstlichen Strömung fließt dabei im
Vergleich zur letzten Woche deutlich kühlere kontinentale Polarluft
zu uns. Zwar setzt sich am Donnerstag zum Herbstanfang vorübergehend
der schwache Hochdruckeinfluss durch, sodass zumindest überall die
Sonne herauskommt, aber eine typische stabile Altweibersommerlage ist
dies nicht, zumal sich das Skandinavienhoch ab Freitag nach Sibirien
verlagert und atlantischen Tiefausläufern den Weg nach Mitteleuropa
frei macht, die dann auch bei uns wieder für wechselhaftes Wetter
sorgen können.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.09.2016

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