Thema des Tages

22-02-2022 11:20

Ganz schön viel Wasser im Norden

Eine Sturm- und Orkantiefserie hatte Deutschland mehr als eine Woche
lang im Griff. Doch wie viel Niederschlag gab es eigentlich in den
vergangenen Tagen? Dies und mehr erfahren Sie im heutigen Thema des
Tages.

Die Sturm- bzw. Orkantiefs YLENIA, ZEYNEP und ANTONIA waren in der
vergangenen Woche und eingangs dieser Woche in aller Munde. Sie
brachten, wie bereits in einigen vergangenen Themen des Tages
berichtet, verbreitet schwere Sturmböen, teils sogar Orkanböen. Doch
auch die Niederschlagsmengen waren nicht gerade zu verachten (siehe
Grafik unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/2/22.html).

Auswertungen von Stationsdaten sowie von Radardaten haben ergeben,
dass innerhalb der letzten Woche vor allem im Nordwesten und Norden
des Landes doch erhebliche Niederschlagssummen zusammengekommen sind.
Verbreitet fielen dort 60-80 l/qm. In Teilen Schleswig-Holsteins
sowie in Ostfriesland prasselten 80-110 l/qm, punktuell auch rund um
Rendsburg bis 140 l/qm, vom Himmel. Zur Einordnung muss gesagt
werden, dass in diesen Gebieten im gesamten Februar normalerweise nur
40-60 l/qm Niederschlag fallen. Damit lässt sich konstatieren, dass
dort teilweise das drei- bis vierfache der Monatssumme bereits
innerhalb einer Woche an Niederschlag gefallen ist!

Damit einhergehend sind in Schleswig-Holstein verbreitet die
Hochwassermeldestufen überschritten worden. Gebietsweise herrscht
großes Hochwasser, vereinzelt sehr großes Hochwasser. Zudem müssen
die Deiche überwacht werden, denn stellenweise sickert Wasser durch
sie hindurch. Zu einer Verschärfung der Lage haben zusätzlich zu den
gefallenen Niederschlägen auch mehrere teils schwere Sturmfluten
gesorgt, denn dadurch konnte das Wasser nicht mehr aus dem Binnenland
in die Nordsee abfließen und staute sich auf. Demzufolge sind unter
anderem oftmals landwirtschaftlich genutzte Flächen überschwemmt.

Im Westen und in der Mitte des Landes kommt es ebenfalls regional zur
Überschreitung von Hochwassermeldestufen. Meist handelt es sich
jedoch nur um kleine Hochwasser. Die Niederschlagsmengen der
vergangenen Woche belaufen sich in den genannten Regionen sowie
nördlich von Berlin auf 40-70 l/qm. Vor allem im Bereich der
westlichen Mittelgebirge (Bergisches Land, Rothaargebirge,
Sauerland), des Harzes sowie rund um den Thüringer Wald fielen in
Staulagen 70-100 l/qm, lokal auch bis 140 l/qm.

Im restlichen Deutschland war es in den letzten sieben Tagen
ebenfalls nass, doch die Regensummen belaufen sich dort in den
meisten Regionen "nur" auf 20-50 l/qm. Lediglich in den
Mittelgebirgen wurde teilweise noch etwas mehr Niederschlag gemessen.


In den kommenden Tagen regnet es zwar zeit- und gebietsweise noch
etwas, große Niederschlagsmengen kommen jedoch nicht mehr zusammen.
Mehrheitlich werden bis zum Wochenende 5-20 l/qm erwartet. An den
Alpen sind 20-40 l/qm möglich. Jedoch fällt dort oftmals Schnee. Da
sich im Laufe des Wochenendes Hochdruckeinfluss durchsetzt, bleibt es
im weiteren Verlauf bis auf Weiteres niederschlagsfrei. Damit ist
also glücklicherweise eine Entspannung der Hochwasserlage im Norden
in Sicht.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.02.2022

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