Thema des Tages

24-02-2022 09:50

Madagaskar - Von Wirbelstürmen gebeutelt

Nicht nur in Deutschland kam es in den vergangenen Wochen zu
Unwettern. Madagaskar wurde vom vierten tropischen System innerhalb
eines Monats heimgesucht. Ein Grund, einen genaueren Blick auf das
Land zu werfen.

Madagaskar - der größte Inselstaat Afrikas und die viertgrößte Insel
der Welt dürfte vielen wohl als Naturparadies oder aus einem
computeranimierten Trickfilm, der sich um eine abenteuerliche Reise
von New Yorker Zootieren dreht, bekannt sein. Allerdings ist der
paradiesische Eindruck in vielen Bereichen nur Schein. Die Insel
gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, mehr als
75% der Bevölkerung leben in extremer Armut. Insbesondere der Süden
des Landes kämpft seit Jahren mit einer schweren Hungersnot. Seit
2016 führte das Ausbleiben ausreichender Niederschläge zu der
schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Die Folge waren Ernteausfälle,
Staubstürme und Versandung.


Nahezu jedes Jahr wird das Land jedoch auch von tropischen
Wirbelstürmen heimgesucht. Nachdem in dieser Zyklon-Saison bereits
Ende Januar der tropische Sturm "Ana" über den Nordteil Madagaskars
hinweggezogen ist, folgte Anfang Februar der zweite Sturm "Batsirai".
Dieser traf insbesondere den Südteil der Insel. Beide Stürme
forderten Menschenleben! Beide Stürme sorgten für verheerende
Schäden! Bei Windgeschwindigkeiten von teils über 200 km/h wurden
zahlreiche Häuser zerstört sowie Strommasten und Bäume umgeknickt.
Sintflutartige Regenfälle überfluteten darüber hinaus ganze
Landstriche, Straßen und Brücken wurden beschädigt. Viele Menschen
verloren ihr Zuhause und wurden in Notunterkünften untergebracht. Zu
allem Überfluss folgte in der vergangenen Woche ein weiterer
tropischer Sturm "Dumanko", der glücklicherweise jedoch nicht ganz so
stark ausfiel wie "Batsirai". Der Sturm war allerdings in Anbetracht
der prekären Lage des Landes eine weitere Herausforderung.


Nun sind Wirbelstürme nicht unbedingt außergewöhnlich für dieses arme
Land, herrscht doch von November bis April sommerliche Zyklon-Saison.
Dennoch ist es schon bemerkenswert, dass mehrere Wirbelstürme
innerhalb kurzer Zeit in Madagaskar auftraten. Bereits nach den
ersten drei Stürmen schaffte es das Land nicht aus eigener Kraft, die
Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau zu schultern. Es fehlte an
allem: An Nahrungsmittel, sauberem Trinkwasser, Elektrizität, aber
auch an der Infrastruktur, um Hilfsgüter in abgeschnittene Regionen
zu verteilen. Entsprechend wurde in der Zwischenzeit um
internationale Hilfe gebeten, dem auch das deutsche THW (Technisches
Hilfswerk) nachkam und ein Team zur Bedarfsermittlung und
Ablaufkoordinierung entsandte.


Als wäre das jedoch nicht schlimm genug für das von den bisherigen
Stürmen schwer getroffene Madagaskar, kündigte sich im Laufe der
vergangenen Woche ein weiterer tropischer Wirbelsturm "Emnati" an.
Dieser traf am vergangenen Dienstagabend (22.02.2022) als
Kategorie-1-Wirbelsturm erneut auf den Südteil der Insel und sorgte
zumindest anfangs mit Orkanböen bis 200 km/h und Starkniederschlägen
für weitere Verwüstungen. Auf seiner südwestlichen Zugbahn über den
Süden Madagaskars schwächte sich "Emnati" am Mittwoch rasch zu einem
tropischen Sturm ab und erreichte am gestrigen Mittwochabend bereits
die Straße von Mosambik. Da bereits im Vorfeld über 30.000 Menschen
evakuiert wurden, bleibt zu hoffen, dass Nachrichten von Toten auch
weiterhin ausbleiben.


Unter dem Thema des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/2/24.html) finden
Sie das Satellitenbild von Dienstagmittag kurz vor dem Landgang von
"Emnati" auf Madagaskar. Darüber hinaus wurden die jeweiligen
Zugbahnen von "Ana", "Batsirai", "Dumanko" und "Emnati" im Bereich
Madagaskars skizziert.


Auch die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes unterstützen in
Zusammenarbeit mit dem GMLZ (Gemeinsames Lagezentrum Deutschland) das
THW-Team vor Ort auf Madagaskar sowie die WMO (Weltorganisation für
Meteorologie) mit Vorhersagen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.02.2022

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