Thema des Tages

20-09-2016 14:40

Dauerregen beendet Hochsommer und läutet den Herbst ein!

Seit Ende August dominierte mehr oder weniger stark ausgeprägt hoher
Luftdruck das Wettergeschehen in Deutschland. Ob Hoch "Johannes",
"Karl" oder "Lukas", alle sorgten mit nur einer kurzen Unterbrechung
für viel Sonnenschein und trockenes Wetter. Vor allem in
Ostdeutschland erreichte die Trockenheit extreme Ausmaße. Die
Flusspegel sanken stark ab und ließen eine Schifffahrt kaum noch zu.
Dazu stieg deutschlandweit die Waldbrandgefahr deutlich an.

Doch seit letztem Donnerstag, den 16. September stellte sich die
Wetterlage nachhaltig um. Hoch "Lukas" verlagerte seinen Schwerpunkt
zunehmend nach Skandinavien und machte Platz für Tief "Theresia",
dass seine Chance nutzte und sich von Süddeutschland kommende bis
Samstag über Tschechien festsetzte. Es sorgte gebietsweise für sehr
viel Niederschlag, wobei es zunächst vor allem auf der Nord- und
Ostflanke regnete. Die länger anhaltenden und kräftigen Regenfälle
traten jedoch erst in der Nacht zum Samstag auf und hielten am
Alpenrand bis zum Montagmorgen an. Diese Niederschläge wurden dann
überwiegend durch um das Tief herumgeholte von Ost nach West
aufgleitende Warmluft sowie eine Nordstaukomponente ausgelöst. Lokal
war der Dauerregen zudem schauerartig verstärkt. Dies machte sich
insbesondere durch lokal besondere Regenmengenspitzen bemerkbar. So
fielen beispielsweise in Ingolstadt (Bayern) in nur 36 Stunden über
130 Liter Regen pro Quadratmeter. In Bad Bibra (Sachsen Anhalt)
wurden sogar in 24 Stunden über 110 Liter pro Quadratmeter gemessen.


Neben den genannten Hot-Spots führte der länger anhaltende Regen
allerdings in der gesamten Südosthälfte Deutschlands für größere
Niederschlagssummen, die die dort regional sehr trockenen Wochen
vergessen ließen. Vor allem in Ostdeutschland gab es bis zum Freitag,
den 16. September kaum nennenswerten Niederschlag. Aber auch sonst
lagen die erreichten Niederschlagssummen in der ersten
Septemberhälfte verbreitet unter 20% des vieljährigen Mittels
zwischen 1961 und 1990. Dies änderte sich nun in der Südosthälfte
schlagartig.

Innerhalb von 72 Stunden fielen von Freitag- bis Montagmittag in
Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen) sowie im Süden
(Bayern, Baden-Württemberg) verbreitet 15 bis 40 Liter Regen pro
Quadratmeter. Im Umfeld von Thüringer Wald, Erzgebirge und
Bayerischer Wald sowie allgemein südlich der Donau waren es sogar
vielerorts 40 bis 80 Liter, regional sogar bis 120 Liter pro
Quadratmeter. Im Raum Salzburg wurde in diesem Zeitraum
beispielsweise Mengen bis 157 Liter gemessen. Erwähnenswert sind
weiterhin die knapp 126 Liter in Pfarrkirchen (BY). In
Wurmannsquick-Egelsberg (BY) und auf der Oberen Firstalm (BY) waren
es immerhin noch etwa 124 Liter. Im Erzgebirge registrierte die
Station Marienberg mit 115 Litern pro Quadratmeter die höchste
Regensumme. Auf tschechischer Seite fielen im gleichen Zeitraum lokal
sogar über 130 Liter pro Quadratmeter (vgl. allgemein Abbildung 1).

Durch die länger anhaltenden Regenfälle stiegen die Flusspegel wieder
deutlich an. Vor allem kleinere Flüsse in Bayern (z.B. der "Regen")
konnten die Regenmengen nicht halten und überschwemmten anliegende
Flächen. Auch der Oktoberfeststart in München fiel, wie im Thema des
Tages vom Sonntag beschrieben, wortwörtlich ins Wasser.

In diesem Zuge glichen die Regenfälle die negative
Niederschlagsbilanz im Süden und Teilen Ostdeutschlands weitgehend
aus. Regional fiel in den 72 Stunden bis Montagmittag sogar mehr
Niederschlag als im Septembermittel des vieljährigen Zeitraums. In
Bayern ist dabei die Station Schorndorf-Knöbling besonders
hervorzuheben. Dort wurden schon 186% des Niederschlags bezüglich
eines durchschnittlichen Septembers erreicht. Alleine in den besagten
72 Stunden regnete es 102 Liter, die das mittlere Monatssoll des
Septembers von 57 Liter pro Quadratmeter mehr als deutlich
übertrafen. Ähnlich sah es in Simbach am Inn aus. Dort wurden bei
einem mittleren Monatsniederschlag von 67 Litern pro Quadratmeter
innerhalb von 72 Stunden 112 Liter Regen gemessen. Die
Spitzenposition bei den Regenmengen im vieljährigen Vergleich nimmt
jedoch die Station Marienberg in Sachsen ein. Die 115 Liter Regen
sorgten dafür, dass dort zum Wochenstart schon 208% des normalen
Septemberniederschlags im vieljährigen Vergleich erreicht wurden.
Auch im Flächenmittel über alle Stationen in Sachsen wird nach dem
Dauerregen im Vergleich zum vieljährigen Mittel ein Regenüberschuss
von 15% ermittelt. In Thüringen sind es im Flächenmittel immer noch
9%. In Bayern sorgten Unter- und Mittelfranken dafür, dass im Mittel
über alle Stationen trotz der hohen Niederschlagssummen in Unter- und
Oberbayern erst 89% des Monatsniederschlags gefallen sind.

Der Dauerregen führte neben einem Wasserüberschuss von oben
allerdings auch zu einem Temperatursturz. Im Regen stiegen die
Höchsttemperaturen nur auf Werte um 14 Grad an. In den Alpen sank
damit einhergehend die Schneefallgrenze deutlich ab. Bis
Dienstagmorgen wurden beispielsweise auf der Zugspitze 16 cm
Neuschnee registriert. Ein weißes Intermezzo stellte sich ab Höhen
teils unter 1500 Metern ein.

Tief "Theresia", das uns den Dauerregen brachte, zog nun nach Osten
weiter und wird am heutigen Dienstag im Bereich des Schwarzen Meeres
erwartet. Letzte dichte Regenwolken ziehen entsprechend langsam aus
dem Südosten des Landes ab. In den kommenden Tagen setzt sich dann
zunehmend wieder hoher Luftdruck in Deutschland durch. Zunächst ist
dies jedoch nicht nur mit eitlem Sonnenschein verbunden. Oftmals kann
sich eine sogenannte "Absinkinversion" ausbilden, die mit dichten
hochnebelartigen Schichtwolken einhergeht. Lokal kann anfangs sogar
etwas Sprühregen fallen. Bei längerem Aufklaren in den Nächten bildet
sich zudem teils dichter Bodennebel. Abgesehen davon sind im
Küstenumfeld mit Durchzug eines schwachen Tiefausläufers vereinzelt
kurze Schauer möglich. Insgesamt nehmen jedoch die sonnigen Anteile
bis zum Wochenende stetig zu, sodass dann wohl ein eher freundlicher,
frühherbstlicher Wettercharakter in Deutschland Einzug hält.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.09.2016

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