Thema des Tages

13-03-2022 08:50

Knisterwetter

Haben Sie in den vergangenen Tagen auch öfter einen Funkenschlag bei
der Berührung eines anderen Menschen erlebt? Was passiert da und was
kann man dagegen tun?

Vermutlich ist es Ihnen in den vergangenen Tagen auch so gegangen,
dass Sie bei der Berührung eines Menschen oder eines Gegenstandes
"einen gewischt" bekommen haben, Sie (und ihr Partner) also einen
kleinen Stromschlag spüren konnten. Beim Küssen konnte dies etwas
unangenehm an den Lippen kribbeln oder brennen.

Stellt sich nun die Frage, warum das seit etwa zwei Wochen so häufig
passiert? Für einen Funkenschlag muss es eine elektrostatische
Entladung geben, sodass sich unser Körper bzw. unsere Haut vorher
aufladen muss. Normalerweise gleichen sich positive und negative
Ladungen über die Luftfeuchtigkeit bzw. die feuchte Luft aber aus.
Ist die Luft jedoch trockener als üblich, ist auch unsere Haut
trockener und der Ausgleich findet nicht statt. Dadurch lädt sich der
Körper auf, bis es bei der Berührung eines anderen Menschen oder
eines Objektes zur Entladung kommt. Begünstigt wird der Funkenschlag
zusätzlich, wenn es draußen kalt ist. Kalte Luft kann weniger
Feuchtigkeit aufnehmen als warme, was die Leitfähigkeit herabsenkt.
Des Weiteren erhöht auch synthetische Kleidung, die aneinander reibt,
die Aufladung. Dieser Effekt ist ähnlich wie bei einem Ballon, den
man in seinen Haaren reibt und der sich dadurch auflädt. Nachts kann
man bei einem solchen Funkenschlag sogar Funken sehen, im Prinzip ist
das dann ein kleiner Blitz. Gefährlich sind die Funkenschläge für
Menschen allerdings nicht.

Die Bedingungen für Knisterwetter waren vor allem seit dem 26.
Februar günstig, weil es seitdem kaum noch Niederschläge gegeben hat
bzw. es vielerorts sogar komplett trocken geblieben ist. Darüber
hinaus strömten sehr trockene Luftmassen zu uns, sodass die relative
Luftfeuchtigkeit tagsüber zum Teil auf sehr niedrige Werte von nur
noch 10 bis 30 % fiel. Zwar wurden tagsüber auch Höchsttemperaturen
im einstelligen (aktuell zum Teil zweistelligen) Bereich erreicht, in
den Nächten herrschte jedoch verbreitet leichter bis mäßiger Frost.
Das hat gereicht, dass es vermehrt zum Funkenschlag kam.

Um sich vor den Stromschlägen zu schützen, gibt es ein paar Mittel.
So kann man die Haut feucht eincremen, auf synthetische Kleidung
verzichten und stattdessen Kleidung aus Baumwolle (oder Naturwolle)
tragen. Auch hilft es, Schuhe mit Leder- statt Gummisohle zu wählen.
In der Wohnung kann die Luftfeuchtigkeit beispielsweise durch das
Aufhängen nasser Kleidung (spart zusätzlich die Kosten und die
Energie für den Betrieb eines Trockners) oder einem nassen Handtuch
über der Heizung erhöht werden. Luftbefeuchter können ebenfalls
helfen. Lüften dagegen bewirkt das Gegenteil, da die trockene Luft so
von draußen eindringt. Eine weitere geeignete Maßnahme ist, sich
selber durch das Berühren geerdeter Gegenstände zu entladen. Das kann
durch das Berühren einer Autokarosserie, einer Laterne, einer
Heizung, eines Metallschranks oder eines metallischen Rohres mit
Bodenkontakt erfolgen. Am besten nimmt man dafür noch einen
metallischen Schlüssel, den man an die genannten Gegenstände hält,
dann ist die Prozedur meist sogar schmerzfrei.

In den kommenden Tagen bis Mitte der Woche macht das Knisterwetter in
vielen Regionen erst einmal eine Pause. Es ziehen Wolken auf, die
gebietsweise Regen bringen. Die Luftfeuchtigkeit erhöht sich dadurch
deutlich, außerdem verhindern die Wolken nächtlichen Frost. Im
weiteren Wochenverlauf kehrt aber der Hochdruckeinfluss zurück, dann
strömt wieder deutlich trockenere Luft zu uns. Weil es in den Nächten
erneut häufig auch Frost gibt, deutet sich die Rückkehr des
Knisterwetters an. Aber wenn es zwischen uns noch knistert, dann ist
das ja irgendwie auch was Schönes.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.03.2022

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