Thema des Tages

15-03-2022 09:50

Staub aus der Sahara

Aktuell und in den kommenden Tagen wird Saharastaub auch bei uns in
Deutschland am Himmel eine Rolle spielen. Werfen wir also mal einen
genaueren Blick auf die winzigen Partikel, wo sich der Wüstenstaub
sonst noch zeigt und welche Auswirkungen er haben könnte.

In den vergangenen Tagen formierte sich über der Sahara durch starke
Winde eine Staubwolke, die in der Folge in die vorherrschende
Ostwindzirkulation aufgenommen und quer über den Atlantik bis zur
Karibik und ins nördliche Südamerika transportiert wurde. Kein
seltenes Schauspiel, aufgrund der zurückgelegten Strecke der winzigen
Partikel dennoch immer wieder beeindruckend. Es ist keinesfalls
ungewöhnlich, dass hunderte Millionen Tonnen Staub aus der
afrikanischen Wüste jedes Jahr über den Atlantik geblasen werden. Für
die Natur ist er teilweise sogar dringend erforderlich. Denn die
aufgewirbelten Mineralstaubpartikel versorgen zum einen Phytoplankton
im Atlantischen Ozean, zum anderen auch die Regenwaldböden am
Amazonas mit wichtigen Nährstoffen. Außerdem hilft er, die Strände in
der Karibik zu erneuern. Natürlich gibt es nicht nur Vorteile. So
kann der Staub aus der Sahara sogar für eine vorübergehend heftige
Luftverschmutzung in Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas sorgen.
Allerdings fällt der aktuelle "Saharastaubausbruch" in Richtung
Amerika nicht ganz so stark aus.


Aber nicht nur der amerikanische Kontinent wird heute und in den
Folgetagen von Saharastaub beeinflusst. Tief "Elke" (international
unter dem Namen "Celia" bekannt) liegt aktuell knapp westlich der
Straße von Gibraltar und schaufelt den Saharastaub in einer südlichen
bis südwestlichen Strömung nach Mitteleuropa. Von Nordafrika über
Spanien und Frankreich gelangte bereits gestern ein erster kleinerer
Schwall zu uns nach Deutschland. Auch heute sollten davon
hauptsächlich die Mitte und der Süden beeinflusst werden, in der
Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag tagsüber könnten dann nahezu
alle Landesteile davon betroffen sein.


Der Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen
(Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss
auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht
darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die
Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an
den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird.
Der "Otto-Normal-Wetterkonsument" nimmt entsprechend die Sonne auch
an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe
wahr. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die
Staubpartikel auch als sogenannte "Kondensationskeime" wirken und
damit zur Wolkenbildung beitragen. Durch diese sozusagen "zusätzlich"
gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der
Sonneneinstrahlung.


Beim aktuellen Blick aus dem All (siehe Grafik vom 15.03.2022 um 10
Uhr MEZ auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/15.html) erkennt
man in der linken Abbildung im sichtbaren Wellenlängenbereich von
Nordafrika bis nach Mitteleuropa weiß-bläuliche Wolkenfelder, die
aufgrund ihrer Struktur und Farbe dem geschulten Auge bereits "mit
Staub versetzt" erscheinen. Schaut man gleichzeitig auf eine
Kombination verschiedener Infrarot-Wellenlängenbereiche, die
Staubpartikel besonders hervorhebt (rechte Abbildung, pink-violette
Einfärbung), erkennt man sehr gut, dass auch abseits der Wolkenfelder
Saharastaub vorhanden sein muss (z.B. von Zentralfrankreich nach
Galicien und Nordportugal sowie im nördlichen Algerien).


Meist macht sich der Saharastaub bei uns lediglich in höheren
Luftschichten bemerkbar. Hin und wieder wird er aber auch als
unerwünschte Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus
der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden bzw. alle
auf ihm befindlichen Gegenstände. Bei starken Ereignissen kann sich
auf Autos und anderen Oberflächen eine Staubschicht ausbilden, sehr
eindrücklich sind auch rotbraune Ablagerungen auf Schneeflächen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2022

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