Thema des Tages

19-03-2022 09:50

Rekordhochkombi PETER/OLIVER und der lokale Spielverderber auf der
Wetterkarte!

Hoch PETER und OLIVER sorgen in Kombination im Norden für
Allzeitrekorde bei den Luftdruckwerten und dominieren weite Teile
Europas. Doch ein Höhentief mischt ebenfalls mit und sorgt regional
für einen Wetterdämpfer!

Wer derzeit auf die Bodenwetterkarte schaut, sieht ein kräftiges und
großräumiges Hochdruckgebiet, das sich über Südskandinavien und der
Ostsee eingenistet hat und sich von dort aus nahezu über ganz Europa
erstreckt. Da dieses Hoch über zwei Zentren verfügt, geht es als
Hochkombi PETER und OLIVER in die Wetterbücher ein. Dabei konnten
sich die beiden Hochs sehr gut entwickeln. Wurde im gestrigen Thema
des Tages noch der Konjunktiv verwendet, um das Potential für
rekordverdächtige Luftdruckwerte zu beschreiben, können wir heute
Morgen das Präsens benutzen um diese festzuhalten. Vor allem in
Schleswig-Holstein und Dänemark gab es stationsbezogen zahlreiche
Allzeitrekorde. Den höchsten Druckwert lieferte bisher aber die
Station Blasjo in Norwegen mit 1053,2 hPa. Um 7 Uhr am Morgen wurde
in Dänemark an der Station Tirstrup und in Schweden an der Station
Hagshult ein Wert von 1051,2 hPa registriert und in Deutschland
überragen bisher die Stationen Kiel Leuchtturm mit 1049,5 hPa (3 Uhr)
und Leck mit 1049, 4 hPa (7 Uhr). Damit stellen die genannten
Stationen aber nur die Spitze der kompletten Armada von neuen
Allzeit- und Monatsrekorden dar. Eine kurze Einordnung der aktuellen
Werte für Deutschland können sie im gestrigen Thema des Tages
nachlesen.

Die genannte Hochkombi um PETER und OLIVER dominieren aber nicht nur
das Wetter im Norden des Landes, sondern sind im ganzen Land,
zumindest was das bodennahe Geschehen betrifft, wetterwirksam. Doch
der Schein trügt etwas. Das starke Absinken aufgrund der bodennahen
Luftdruckverhältnisse kann vor allem am Wochenende nicht überall
Wolken und geringe Niederschläge verhindern. Denn in höheren
Schichten ist derzeit ein Tief aktiv, welches von Südwestpolen über
Westtschechien und Nordbayern hinweg bis ins nördliche
Baden-Württemberg zieht. Einhergehend nehmen vertikale Umwälzungen
Fahrt auf, die Wolken zur Folge haben. Zunächst fallen bevorzugt in
Sachsen, im Verlauf auch in der Mitte Deutschlands kurze
Regenschauer, im Bergland auch Schneeschauer aus den Wolken.

Da das Tief im Verlauf seinen Kurs ändert und vom nördlichen
Baden-Württemberg nach Belgien wandert, bleibt der Westen und
Nordwesten noch länger in dessen Einflussgebiet. Entsprechend können
sich dort bis Montag dichtere Wolken am Himmel halten und etwas Regen
bringen. Ansonsten ist rasch die Hochkombi wieder am Wetterdrücker
und löst die Wolken schnell auf. Durch das Absinken haben Wolken kaum
noch eine Chance, sodass die Sonne verbreitet vom wolkenlosen Himmel
scheint. Einhergehend kann sich die Luft stetig erwärmen, sodass in
den kommenden Tagen lokal sogar die 20-Grad-Marke ins Visier genommen
wird. Nachts bleibt es durch Aufklaren und somit bodennahem Auskühlen
noch empfindlich kalt. Vielerorts reicht es bis in den leichten
Frostbereich, im Südosten ist örtlich sogar noch mäßiger Frost unter
-5 Grad möglich.

Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für
den Frühling nichts Ungewöhnliches. Während die Sonne durch die
höhere Bahn am Himmel mehr Kraft bekommt, somit eine größere Menge an
Energie zur Erde schickt und die Luft schon ordentlich erwärmen kann,
fehlt jedoch nachts diese wärmende Einstrahlung. Da am Himmel derzeit
zudem auch keine Wolken schützen, wird ein großer Teil der Wärme
wieder zurück ins All abgegeben. Insgesamt ist diese Kombination von
"kalt" zu "sonnig und warm" bei falscher Wahl zudem förderlich für
Erkältungskrankheiten. Aber alleine die Probleme bei der
Kleidungswahl durch die großen Temperaturunterschiede über den Tag
hinweg ist nicht so einfach zu lösen. Abhilfe könnte der von einer
Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der
sogenannte "Zwiebellook", schaffen.

Typischerweise empfiehlt es sich direkt auf der Haut, als unterste
Schicht, keine Wolle oder Baumwolle zu tragen. Im Vergleich zu
anderen Naturfasern, wie beispielweise Seide, nimmt die Baumwolle
sehr viel Feuchtigkeit auf, ohne sie wieder abzugeben. Die Nässe
bleibt schließlich auf der Haut und kühlt diese aus. Die Folge kann
dann eine Erkältung sein. Idealerweise sollte die erste
Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein
T-Shirt oder Longsleeve folgen. Ein hochgeschlossener Cardigan oder
Rollkragenpullover verhindert als dritte Schicht, dass kalte Luft am
Halsausschnitt eindringen kann. Den Zwiebellook abschließen sollte
dann eine Jacke aus atmungsaktivem Material, die auch vor kaltem Wind
Schutz bietet. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt
man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die
obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.03.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst