Thema des Tages

20-03-2022 10:50

Was bringt der Frühling?

Der astronomische und damit letzte Frühlingsbeginn des Jahres steht
heute (20. März) am Nachmittag bevor. Ist es ein Erwachen?

Zunächst hat der Frühling in der Natur begonnen. In der Phänologie
ist der Erstfrühling definiert mit der Blüte der Forsythie, die in
Deutschland teils schon am 20. Februar beobachtet wurde. Danach
folgte der meteorologische Frühlingsbeginn am 01. März. Der ist jedes
Jahr am gleichen Datum und dient vor allem zur besseren Handhabung
der klimatologischen Statistiken, da somit alle Jahreszeiten exakt
drei Monate lang sind. Nun steht heute Nachmittag der letzte
Frühlingsbeginn dieses Jahres an. Nach der Astronomie beginnt der
Frühling heute um 16:32 Uhr.

Das Datum des astronomischen oder kalendarischen Frühlingsbeginns ist
definiert nach der exakten Tagundnachtgleiche. Das heißt, heute ist
es in Deutschland genau 12 Stunden lang Tag und 12 Stunden lang
Nacht. Dieser Tag kann in unserem Kalendersystem zwischen dem 19. und
21. März variieren. Im 20. Jahrhundert fiel der Frühlingsbeginn oft
auf den 21. März. Das passiert allerdings erst wieder im Jahre 2102.
Bis zum Jahr 2047 bleibt uns der 20. März als Frühlingsbeginn, da im
folgendem Jahr der Frühling schon einen Tag früher kommt (am 19. März
um 23:23 Uhr).

Mit dem Frühling sind oft Gedanken des Neubeginns verbunden. Die
Natur erwacht zu neuem Leben. Viele Zugvögel haben in der letzten
Woche die südlichen Winde genutzt und sind zusammen mit dem
Saharastaub über Deutschland eingeflogen. Es zwitschert bereits
frohlockend in den Wäldern. Doch die Wälder selbst sehen momentan
nicht überall so grün und saftig aus. Die lange Trockenheit und der
fehlende Niederschlag im März hat bereits an einigen Orten zu
Waldbrandausbrüchen geführt. Auch die kommende Woche verspricht da
kein Aufatmen. Durch die anhaltende Hochdrucklage bleibt es weiterhin
verbreitet sonnig und trocken. Der Waldbrandgefahrenindex (siehe
Link) zeigt auch für die kommenden Tage in Teilen die Stufe 4 auf
(hohe Gefahr). Die erwachende Natur zieht da auch noch zusätzlich
einiges an Wasser aus dem Boden.

Auf der anderen Seite des großen Teichs ist auch Frühlingsanfang.
Allerdings hat Nordamerika kein ruhiges Hochdruckwetter zu erwarten.
Dort ist im Frühling der Beginn der Tornado-Saison, sodass das
Frühlingserwachen auch mal durch einen Donnerschlag erfolgt. Ein
Tornado kann bei Gewitterentwicklung aus so genannten Superzellen
entstehen. Das sind rotierende Gewitterzellen, die teilweise über
mehrere Stunden hinweg über Land ziehen. Der Südosten der Vereinigten
Staaten liefert von seiner geographischen Lage und seiner Topographie
die besten Voraussetzungen für sehr kräftige Superzellen und auch
Tornadoentwicklungen. Das Storm Prediction Center (SPC) des
nationalen amerikanischen Wetterdienstes hat bereits für die nächsten
Tage eine Warnung vor möglichen Tornados herausgegeben. (siehe Link
zum SPC)

Bei den tropischen Stürmen ist etwas Ruhe eingekehrt. Momentan wird
weltweit kein einziger beobachtet. Das wird vermutlich nicht lange so
bleiben. Ein diese Woche veröffentlichter Rückblick der
Weltmeteorologischen Organisation (WMO) enthält einige interessante
Fakten über tropische Stürme. In den betrachteten 40 Jahren von 1980
bis 2020 wurden im Schnitt pro Jahr weltweit 84 tropische Zyklonen
benannt. Dabei kam es statistisch zu 43 Toten und Schäden von über 70
Mio ? pro Tag. Durch die bessere Vorhersage und auch ein effektiveres
Warnsystem konnte die Anzahl der Toten in den vergangenen Jahren
jedoch signifikant verringert werden. Das entwickelte Frühwarnsystem
der WMO hat da vermutlich den ein oder anderen aufgeweckt.

Von Zeit zu Zeit braucht vielleicht jeder mal einen Weckruf. Nachdem
man den ganzen Saharastaub von Fenstern und Balkonen entfernt hat,
lässt sich diese Woche aber auf jeden Fall der Frühling in vollen
Zügen genießen. Egal ob man dann schon wach ist, oder noch mit
schläfrigen Augen in die Sonne blinzelt.


MSc Met. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.03.2022

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