Thema des Tages

27-03-2022 07:20

Schluss mit der Monokultur

Sonne, Sonne, Sonne und dazu trocken mit frühlingshafter Wärme.
Hochdruck war die Monokultur beim Wetter in den letzten Tagen und
Wochen. Doch eine Umstellung steht bevor.

Wir stehen nach wie vor weitgehend unter Hochdruckeinfluss. Es fließt
zwar feuchtere Luft ins Land, aber die führt aktuell nur zu Nebel
oder hochnebelartiger Bewölkung. In weiten Teilen ist trockene und
sehr milde Festlandsluft wetterbestimmend. Nennenswerter Niederschlag
ist erst zur Mitte kommender Woche in Sicht. Dann verabschiedet sich
der Hochdruckeinfluss und Tiefdruckgebiete übernehmen die
Wetterregie. Das bedeutet deutlich weniger Sonne, mehr Wolken und
endlich wieder der bereits erwähnte Regen.

Einen Haken hat die Sache allerdings, denn aktuell sieht es so aus,
als würden die Mitte und der Süden Regen abbekommen, der Norden
hingegen nur kurze Schauer. Grund dafür ist der Zustrom feuchter Luft
aus dem Mittelmeerraum, der vom Tief über Nordosteuropa gebremst wird
und nicht bis in die nördlichen Landesteile vordringen kann. Daher
muss sich der Norden (vorerst) mit ein paar Schauern in feucht-kalter
Luft zufriedengeben. Dies lässt sich auch an der Grafik des
akkumulierten (aufsummierten) Niederschlags erkennen
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/27.html). Der
Modellvergleich der Niederschlagssumme bis Donnerstagnacht (120
Stunden) zwischen ICON (links), GFS (mittig) und EZMW (rechts) zeigt
deutlich die ungleiche Verteilung. Während im Süden und über der
Mitte teils mehr als 20 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt sind,
liegt die Summe im Norden meist nur bei 2 bis 5 Litern pro
Quadratmeter.

Temperaturtechnisch befinden wir uns in der kommenden Woche auf dem
absteigenden Ast. Von Norden sickert nämlich Stück für Stück kalte
Luft ein. Die erfasst in der zweiten Wochenhälfte auch den Süden und
räumt die frühlingshafte Wärme aus. In den Nächten kommt es wieder
häufiger zu Frost. Und zum Ende der Woche, wenn sich Feuchtigkeit und
Kälte "paaren", kann es im Bergland noch einmal Schnee geben.
Vereinzelt kann man auch im Flachland Schneeregen beobachten, aber
eine geschlossene Schneedecke wird sich dort voraussichtlich nicht
bilden.

Die weiteren Aussichten sind alles andere als sicher. Zwischen
Hochdruckeinfluss aus Westen und einer Tiefdruckzone von Skandinavien
bis ins Mittelmeer ist alles möglich.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.03.2022

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