Thema des Tages

05-04-2022 11:20

Eine turbulente Wetterwoche

Nach mehreren Wochen Hochdruck und Trockenheit im März geht es in der
Wetterküche seit gestern wieder richtig zur Sache. Der Höhepunkt mit
Sturm und viel Regen steht uns dabei erst noch bevor.

Sturm, Dauerregen, Schnee, Tauwetter und Gewitter: Nachdem der März
viel zu trocken war und uns im gleichen Zuge auf noch nicht
dagewesene Weise seine sonnige Seite gezeigt hat, geht es nun fast
schon "wild" zur Sache.
Den Anfang hat bereits am gestrigen Montag (4. April 2022) Tief
"Mirella" gemacht.
Mit einem ordentlichen Schwung Westwind brachte "Mirella" deutlich
mildere Luft nach Mitteleuropa, sorgte dabei aber gleichzeitig den
ganzen Tag über für stürmische Verhältnisse.
Oft wurden dabei Windgeschwindigkeiten zwischen 60 und 80 Kilometer
pro Stunde erreicht, also Windstärken zwischen 7 und 9 Beaufort.
An den Küsten wehte der Wind noch etwas stärker, hier ging es hoch
bis auf 90 Kilometer pro Stunde.
Naturgemäß ragten die Gipfel dabei noch weiter heraus.
"Spitzenreiter" war wie so oft der Brocken, auf dem ein Wert von 144
Kilometern in der Stunde registriert wurde.

Auch am heutigen Dienstag sowie morgen am Mittwoch geht es weiterhin
verhältnismäßig windig zur Sache.
Dies zwar bei weitem nicht mehr in derartigen Größenordnungen, aber
ganz lassen sich die Nachwehen von "Mirella" nicht vernachlässigen.
Mit dem Abzug Richtung nördliche Ostsee und Finnland ist "Mirella"
trotzdem bald Geschichte.
Allerdings währt eine etwaige Pause nur kurz, denn mit Tief "Nasim"
rückt bereits der nächste Sturmkandidat heran.

"Nasim" befindet sich aktuell vor der schottischen Küste und erreicht
uns in den Früh- und Vormittagsstunden des Donnerstags.
Mit einem Kerndruck von unter 975 Hektopascal - so jedenfalls
vermitteln es die aktuellen Modellrechnungen - ist "Nasim" ein ganz
ordentliches Kaliber von Sturmtief, das von der Nordsee herangezogen
kommt.
Das bleibt natürlich nicht folgenlos.
Mit im Gepäck hat "Nasim" unter anderem eine markante Kaltfront, die
uns im Laufe des Donnerstags überquert und neben schweren Sturmböen
auch kräftigen Starkregen und wohl auch den ein oder anderen Blitz
mitbringt.
Aber auch abseits der Kaltfront kommt es erneut zum verbreiteten
Auftreten von Sturmböen, alleine schon bedingt durch den kräftigen
Luftdruckgradienten.
Aller Voraussicht nach hat "Nasim" aber auch noch einen Ableger in
Form eines kleinen Randtiefs, die am Rande des Tiefs mitläuft und vor
allem in der Südhälfte für eine deutliche Windintensivierung sorgen
könnte.
Ein verbreitetes Auftreten von schweren Sturmböen im bayrischen und
baden-württembergischen Raum lässt sich damit aktuell erst einmal
nicht ausschließen.
Üblicherweise sind diese kleinräumigen Randtiefentwicklungen aber
immer mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet, sodass man erst
noch abwarten muss, bevor es konkreteres zu vermelden gibt.

Aber auch nach "Nasim" ist noch nicht Schluss, im Gegenteil.
Am Freitag geht es dann gleich munter weiter.
Die Kaltfront mit den starken Niederschlägen bleibt im Südwesten
Deutschlands liegen und wird durch ein neues Tief von Frankreich her
erneut verstärkt.
Daraus resultiert eine nicht zu verachtende Dauerregenlage mit
Schwerpunkt um den Schwarzwald herum, die sogar unwetterartige
Niederschlagssummen bringen könnte.
Je nach Tiefentwicklung gibt es auch Szenarien zu berücksichtigen, in
denen diese Niederschläge in Form von Schnee fallen können und in der
Region nochmals nennenswerte Neuschneemengen bringen.
Zu guter Letzt ist es auch nicht ausgeschlossen, dass damit für den
süddeutschen Raum nochmals ein stürmischer Tag bevorsteht.

Insgesamt sind aber besonders die letztgenannten Entwicklungen mit
entsprechenden Unsicherheiten behaftet.
Es bleibt also weiterhin spannend, und eine aufmerksame Verfolgung
der weiteren Wetterentwicklung im Laufe dieser Woche ist geboten.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.04.2022

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