Thema des Tages

07-04-2022 08:50

Abseits des normalen Wetteralltags

Wenn man erzählt, dass man einen Job "beim Wetter" hat, denken viele
an die Berichte im Fernsehen und Radio. Einigen Geneigten fallen auch
noch die Wetterwarnungen ein, aber darüber hinaus gibt es noch viel
mehr Einsatzgebiete.


Zugegeben, unseren Alltag machen Wetterberichte für diverse
Lebensgruppen aus. Vorhersagen für die Medien, Agrarwirtschaft und
Luftfahrt gehören genauso dazu wie die Vorhersagen für die breite
Bevölkerung oder den Straßenwinterdienst. Manchmal gibt es aber auch
ungewöhnliche Anfragen.

Immer wieder haben wir Anfragen von Feuerwehren, die bei einem Feuer
auf eine genaue Prognose von Wind und Niederschlag am Einsatzort für
die kommenden Minuten und Stunden angewiesen sind. Ab und zu ruft
auch die Polizei an und bittet uns um Hilfe, weil sie eine vermisste
Person sucht und vor allem nachts das Wetter und insbesondere die
Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf die Überlebenschancen
hat.

Eher ungewöhnlich war der Grund einer Wetteranfrage der Polizei vor
wenigen Wochen. Die Dienststelle hatte eine Leiche gefunden. Der
Zeitpunkt des Ablebens und auch die genauen Umstände gaben Rätsel
auf. Bei der Rekonstruktion der letzten Stunden vor dem Tod kann das
Wetter wichtige Hinweise liefern. Eine Anfrage der Polizei letzten
Sommer ließ uns hinterher schmunzeln. Die Dienststelle fragte nach
dem Wetter am Wochenende, weil man auf Gebirgsstraßen Motorradfahrer
kontrollieren wollte. Der Aufwand lohne aber nur bei schönem Wetter,
da nur dann eine ausreichend große Anzahl unterwegs sei, die man
kontrollieren könne.

Wir stehen auch im täglichen Austausch mit dem GMLZ, dem gemeinsamen
Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern, das in seinem
Lagebericht unsere Erkenntnisse zum deutschen und internationalen
Wetter verarbeitet. Sobald ein Sturmtief international sichtbar ist,
schauen wir uns die Wetterlage genau an und versuchen aus den
Modellen und der Klimatologie vor Ort mögliche Auswirkungen
abzuschätzen. Bei größeren Schäden an der Infrastruktur rückt nicht
selten ein deutsches Team zur Hilfe aus. Je früher die Prognose
gestellt wird, umso zeitiger kann sich ein Hilfsteam bereitmachen.

Auch für die Bundeswehr haben wir international immer einen Blick auf
interessantes Wetter. Wann immer die Hilfe deutscher Organisationen
im Ausland gebraucht wird, versorgen wir diese zumeist über das GMLZ
mit Wetterprognosen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine fertigen
wir auch dafür täglich Wetterberichte und berechnen die mögliche
Ausbreitung von radioaktiven Stoffen.

Eine Wettervorhersage findet also in vielen Bereichen Anwendung und
so lernt der Meteorologe/die Meteorologin im täglichen Geschäft viel
über die Welt und auch andere Berufe.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.04.2022

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