Thema des Tages

23-04-2022 09:50

High over low: Wenn die Druckverhältnisse Kopf stehen

Im Süden unbeständig, im Norden wartet das Wetter dank "High over
Low"-Wetterlage mit norddeutscher Unaufgeregtheit auf. Ein Blick aufs
Wochenende und den Start in die letzte Aprilwoche.

"High over low" heißt die Wetterlage, die derzeit in Europa
vorherrscht: Dabei hat sich über dem Nordmeer mit Zentrum über Island
- nein, nicht wie sonst häufig ein Tiefdruckgebiet, sondern - ein
umfangreiches Hoch ("High") namens SPIRO etabliert. Über
Süd-/Südwesteuropa herrscht mit THALKE und SIMONE hingegen tiefer
Luftdruck ("Low"). Deutschland liegt genau zwischen diesen
Druckgebilden in einer östlichen Strömung, mit der vor allem in die
Nordhälfte des Landes recht trockene Festlandsluft aus Osteuropa
gelangt.

Trockene Luft ist gemeinhin die Spaßbremse für Schauer und Gewitter,
sodass Gewitterfans am heutigen Samstag eher schlechte Karten haben.
Eine Ausnahme gibt es jedoch: In die Regionen Deutschlands, die dem
Tief THALKE über Südfrankreich am nächsten sind (sprich
Süddeutschland), gelangt feuchtere Luft. Etwa vom Schwarzwald bis zum
Alpenrand besteht also die Chance, dass die ein oder andere
Cumulonimbuswolke (=Gewitterwolke)am Nachmittag und Abend in die Höhe
schießen kann.

Im großen Rest des Landes schießen weniger hochreichende Exemplare
aufwärts - im Norden und Osten bei viel Sonne wenn überhaupt ein paar
flache Schönwetter-Cumuli. Die Temperaturspanne ist dabei wie auch
schon in den vergangenen Tagen beträchtlich: Während man an der
Ostseeküste bei auflandigem Wind nur mit ach und krach über die
10-Grad-Marke kommt, klettert das Thermometer am Niederrhein auf bis
zu 20 °C.

Am Sonntag rückt uns das französische Tief THALKE (pünktlich zur
dortigen Präsidentschaftswahl) auf die Pelle. Das bewirkt zum einen,
dass sich über dem Alpenraum der Gradient verschärft (zwischen Bozen
und Innsbruck stellt sich eine Druckdifferenz von 7 hPa ein, zwischen
Lugano und Zürich sogar von knapp 10 hPa), was in der Nacht zum
Sonntag den Föhn aufleben lässt.

Zum anderen kommt die etwas feuchtere Luft nun Richtung Mitte des
Landes voran. Wettertechnisch resultiert das in einer Dreiteilung am
Sonntag: Im Norden und der nördlichen Mitte (von NRW bis in den
Berliner Raum und nördlich davon) steht bei einem Mix aus Sonne und
Wolken dem Sonntagsausflug zumindest mit Blick aufs Wetter nichts
entgegen. Im Süden (südlich der Donau) sollte bei Schauern und
Gewittern doch besser ein regelmäßiger Blick auf die Radarapp
erfolgen. Und dazwischen erstreckt sich ein Streifen über der
südlichen Mitte (etwa vom Saarland bis nach Nordbayern und Sachsen),
in der zwar der Sonntagsausflug vielleicht ganz ins Wasser fällt,
dafür aber die Regentonnen durch länger anhaltenden Regen zumindest
oftmals zufriedenstellend gefüllt werden dürften. Die Temperaturen
liegen zwischen 11 Grad im regnerischen Dauergrau und 18 Grad am
sonnigen Niederrhein.

Montag und Dienstag verlaufen dann unter dem Label "unbeständig",
denn der Tiefdruckeinfluss gewinnt mit Wolken, Regen, Schauern und
einzelnen Gewittern die Überhand. Ausgenommen ist Norddeutschland -
liegt es an der norddeutschen Unaufgeregtheit, die sich aufs Wetter
überträgt oder doch an der Nähe zum Island-/Grönland-Hoch? - auf
jeden Fall sind dort keine Wetterkapriolen und die längsten
Sonnenanteile zu erwarten. Bei 12 bis 17 Grad startet die letzte
Aprilwoche gebietsweise recht frisch.

Ab Mittwoch geht?s mit den Höchstwerten dann aber langsam wieder
aufwärts und auch die Sonnenanteile nehmen landesweit wieder zu,
während sich die Wachstumsraten in den Regentonnen im Sturzflug der
Null-Linie nähern.


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.04.2022

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