Thema des Tages

24-04-2022 08:20

Sonnenbrand hinter Glas?

In den letzten Wochen gab es viel Sonnenschein und die Sonne steigt
immer höher, womit die Sonnenbrandgefahr nun wieder deutlich größer
ist als im Winter. Ist auch hinter Glas ein Sonnenbrand möglich?

Bereits vor einigen Tagen wurde an dieser Stelle auf die nun wieder
deutlich erhöhte Sonnenbrandgefahr durch zunehmende UV-Strahlung im
Zuge der immer höher stehenden und länger scheinenden Sonne
hingewiesen (siehe Thema des Tages vom 12.04.2022 unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/12.html). Aber
wie sieht es aus, wenn man sich hinter Glas befindet? Kann man dann
auch einen Sonnenbrand bekommen?

Die für den Sonnenbrand ursächliche UV-Strahlung besteht zum einen
aus gefährlichen kurzwelligen UVC-Strahlen, vor denen wir
normalerweise durch die Ozonschicht in der Stratosphäre geschützt
sind (sofern kein Ozonloch vorhanden ist). Zum anderen gibt es aber
auch noch UVB- und UVA-Strahlen, die bis zur Erdoberfläche und damit
bis zum Menschen gelangen. UVB-Strahlen stimulieren an der
Hautoberfläche die Pigmentbildung, wodurch bei Menschen mit heller
Hautfarbe die Bräunung und möglicherweise ein Sonnenbrand ausgelöst
werden. UVA-Strahlen dagegen dringen tiefer in die Haut ein.

Glas hält die Wirkung von Sonnenstrahlen nicht komplett ab, so können
zum Beispiel Kleidung oder Stoffe sogar in der Wohnung ausbleichen.
Allerdings wird durch Glas die UVB-Strahlung nahezu komplett
absorbiert, sodass dahinter kaum eine Bräunung oder ein Sonnenbrand
möglich ist. Die weniger energiereichen UVA-Strahlen hingegen dringen
durch die Scheibe durch, der durchgelassene Anteil wird auf rund 60 %
geschätzt. Diese Strahlen können bei längerer Bestrahlung bzw. in
hoher Dosis die Haut bis in tieferen Schichten schädigen, was
beispielsweise eine vorzeitige Alterung der Haut und im schlimmsten
Fall sogar Hautkrebs zur Folge hätte. Und auch Sonnenallergien sind
durch UVA-Strahlen möglich. Bei sehr hohen UVA-Dosen kann die Haut
laut Wissenschaftlern sogar braun werden, dann zeigt sich jedoch ein
eher gräuliches Braun. Und wenn die Haut theoretisch braun werden
kann, ist auch ein Sonnenbrand nicht gänzlich ausgeschlossen.

Im Auto ist die Gefahr allerdings gering. Windschutzscheiben werden
heutzutage meist aus Verbundglas hergestellt. Die darin
eingearbeiteten Folien halten das gesamte UV-Spektrum ab. Für Seiten-
und Rückfenster gilt dies jedoch nicht, daher sind bei längeren
Fahrten durchaus Schutzmaßnahmen empfehlenswert, vor allem bei
Kindern. Sonnenschutzfolien am Fenster oder lange Kleidung dürften in
den meisten Fällen aber ausreichen, weil man durch die wechselnden
Fahrtrichtungen in Deutschland selbst bei längeren Fahrten wohl meist
keiner höheren Dosis ausgesetzt ist. In anderen Ländern mit langen
geraden Straßen, wie es sie beispielsweise in den USA oder Australien
gibt, ist die Gefahr größer.

Schade hingegen ist, dass Glas durch das Abhalten der UVB-Strahlen
auch verhindert, dass der Mensch Vitamin D bildet. Für die
Eigenproduktion werden UVB-Strahlen gebraucht. Diese werden von der
Haut aufgenommen und zu Vitamin D umgewandelt. Ein Spaziergang in der
Natur ist also unerlässlich, allerdings macht sich die Sonne in den
kommenden Tagen vor allem in der Südhälfte erst einmal rar und zudem
regnet es dort sogar zeitweise. Im Norden ist die Sonne dagegen
häufiger zu sehen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.04.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst