Thema des Tages

05-05-2022 09:20

Kaltlufteinbrüche im Frühjahr - Teil 2: Meister Schnee

Im nächsten Teil unserer Serie zum Thema "Kaltlufteinbrüche im
Frühjahr" beschäftigen wir uns heute mit den höchsten gemessenen
Schneehöhen im April.

Auch wenn aktuell die Gewittersaison vor allem im Süden Deutschlands
bereits begonnen hat, so wollen wir uns im heutigen Thema des Tages
nochmals den Kaltlufteinbrüchen im Frühjahr und dabei speziell dem
Schnee zuwenden. Nachdem wir uns im ersten Teil auf das späteste
Auftreten einer Schneedecke konzentriert haben (Link unterhalb des
Textes), wo für die Erfassung bereits Höhen von mindestens 1 cm
ausschlaggebend waren, liegt der Fokus heute auf den maximalen
Schneehöhen. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre zahlreichen
Rückmeldungen zu dem Thema, sei es durch das Teilen eigener
Erfahrungen, Lob, Anregungen oder auch Kritik. Nach nochmaliger
unabhängiger Prüfung der Datenbanken sind dabei nachträglich zwei
Erfassungsfehler zutage getreten. Dies betraf die Stationen Husum und
Halle. Deren spätestes Auftreten einer Schneedecke wurde nun von
ehemals 11.05.1897 (Husum) auf den 27.04.1929 beziehungsweise
10.06.1893 (Halle) auf den 07.04.1956 korrigiert. Wir bitten dies zu
entschuldigen. Ein entsprechender Vermerk im Tagesthema vom
03.04.2022 ist in Bearbeitung.

Wie heftig hat es denn nun im Frühjahr in der Vergangenheit nochmal
geschneit? Um diese Frage zu klären, müssen wir erst einmal den
Zeitraum etwas eingrenzen. In der oberen Hälfte der beigefügten
Abbildung ist eine Deutschlandkarte mit dem durchschnittlichen Datum
der spätesten Schneedecke im Winterhalbjahr zu sehen. Dies ist ein
Flächenmittel über den Zeitraum 1971 bis 2000. Während entlang des
Rheins sowie von Ostfriesland bis zur Elbmündung im Mittel teilweise
schon im Februar die "Skisaison" endet (orangene Einfärbung), ist es
im übrigen Flachland eher Mitte März (grün), in den Hochlagen, je
nach Höhenniveau, entsprechend später bis teilweise in den Juni
hinein (blau). Wie wir im ersten Teil der Reihe gesehen haben, kann
es in Extremjahren aber auch in tiefen Lagen teilweise noch im April
und Mai Schnee geben, der (zumindest vorübergehend) liegen bleibt. Um
nun die Fälle mit einer bis ins Frühjahr hinein "überlebenden"
Altschneedecke auszuschließen, fokussieren wir uns in dieser
statischen Auswertung auf den Monat April als "bestmöglichen"
Kompromiss. Schließlich möchten wir doch die seltenen Ereignisse
filtern, die von "Jetzt" auf "Gleich" beträchtliche Schneemengen
brachten. Im Mai und später liegen die Höhen in der Mehrzahl der
Fälle mit Müh und Not bei 1 cm, für diese Betrachtung also eher
uninteressant.

Im unteren Teil der abgebildeten Grafik sehen Sie nun eine
exemplarische Auswahl der maximalen Schneehöhen in Deutschland im
April, versehen mit dem zugehörigen Datum. Dies beruht
selbstverständlich nicht auf Vollständigkeit und ist ebenfalls stark
davon abhängig, wie lang die Zeitreihen der entsprechenden Stationen
sind. Auch kann es kleinräumig größere Unterschiede geben. Markant
ins Auge stechen vor allem die teils langen und strengen Winter in
den 70er und Anfang der 80er Jahre, die vermehrt Rekorde brachten.
Auch die 20 cm in Flensburg und Rostock sind sehr bemerkenswert.
Gerade im Südwesten Deutschlands wurden jedoch beim diesjährigen
Spätwintereinbruch an einigen Stationen Rekorde verzeichnet - wie
beispielsweise bei uns vor der Haustür am Offenbacher Wetterpark mit
7 cm. Schreiben Sie uns doch gerne, woran Sie sich noch erinnern. Wie
hoch lag einst im April bei Ihnen der Schnee?
Von derartigen "Schneemassen" sind wir aktuell weit entfernt - nun
gut, es ist ja auch schon Mai ;). Wozu die doch noch recht langen
Nächte bei geeigneter Luftmasse und idealen Abkühlungsbedingungen
(klarer Himmel, windstill, trockene/sandige Böden) gut sind, konnte
man in den vergangenen Nächten aber im Norden beobachten, wo es hier
und da leichten Frost gegeben hat (zum Beispiel in
Quickborn/Schleswig-Holstein und Worpswede/Niedersachsen mit -1,5
Grad). Freuen Sie sich daher schon auf den 3. Teil dieser Reihe, der
sich dem Thema Spätfröste widmen wird.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.05.2022

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