Thema des Tages

07-05-2022 10:20

Sprühende Funken auf dem Brocken

Um Sankt-Elms-Feuer ranken sich viele Mythen und Geschichten. Im
April konnte das atmosphärische Phänomen erstmals mit Hilfe einer
Webcam auf dem Brocken festgehalten werden.

Der ein oder andere hat vielleicht schon davon gehört, aber nur
wenige haben sie schon einmal selber gesehen: Sankt-Elms-Feuer, oder
auch einfach nur Elmsfeuer genannt, gehören zu den selten
auftretenden atmosphärischen Phänomenen. Sie gehören dabei zur Klasse
der sogenannten Elektrometeore, gemeinsam mit - zum Beispiel - den
klassischen Gewitterblitzen oder Roten Kobolden (Erläuterungen hierzu
finden sich unter anderem im DWD-Glossar).
Als Elektrometeor werden alle hör- oder sichtbaren Erscheinungen
genannt, die in Folge der atmosphärischen Elektrizität auftreten.

Ein Sankt-Elms-Feuer ist eine länger anhaltende elektrische
Lichterscheinung. Dabei handelt sich um funkenähnliche Entladungen,
die von - oft metallischen - Gegenständen auf der Erdoberfläche
ausgehen.
Das können zum Beispiel Fahnenmasten, Blitzableiter oder
Schiffsmasten sein. Aber auch auf Tragflächen und Windschutzscheiben
von Flugzeugen wurden schon Sankt-Elms-Feuer beobachtet. Benannt ist
es nach einem früheren Schutzheiligen der Seeleute, Bischof Erasmus
von Antiochia (italienisch "Elmo"), welcher angerufen wurde, wenn
Seefahrer durch einen Sturm in Not gerieten.

Auch in den Archiven des Deutschen Wetterdienstes finden sich
Berichte über Sankt-Elms-Feuer. So heißt es in der Chronologie zur
Wetterbeobachtung auf dem Brocken in einem Ausschnitt:
"Am 3. Januar 1949 um 18:25 MEZ (Mitteleuropäische Zeit. +1 h
gegenüber dem Nullmeridian in Greenwich, England) trat im
Rundfunkempfang das uns für St. Elmsfeuer bekannte charakteristische
Rauschen auffallend stark auf. Wir eilten sofort auf den Turm, wo wir
Zeugen eines grandiosen Schauspiels wurden. Jede Spitze, vor allem
aber jede 'Blume' des starken Nebelfrostes war mit einem Flämmchen
besetzt. Der vollständig vereiste Windfahnenaufbau war mit
Flämmchenbüscheln dekoriert. Sobald wir auf die Plattform
heraustraten (23 m über dem Erdboden), waren wir fast im Handumdrehen
in eine Glorie eingehüllt. Leicht ausgestreckte Hände waren mit
langen Geisterfingern besetzt. Das Knistern und Prickeln war deutlich
fühlbar. Ich habe häufig Elmsfeuer auf Bergen erlebt, aber noch
keines, wo die positiven Büschel, wie hier, mehr als
Mittelfingerlänge aufwiesen! Das Rauschen steigerte sich bei starken
Böen bis zu einem hellen Pfeifen und endete um 18:42 MEZ. Witterung:
dichtester Nebel, Sicht maximal 20 m. Schauerartig anschwellendes
Schneegestöber, grobflockig ohne Graupel, bei stark böigem SW 8,
Temperatur -3,6°C." (aus "Geschichte der Meteorologie" Nr. 11 - 120
Jahre Wetterbeobachtung auf dem Brocken (Harz))

Im April dieses Jahres konnten nun mittels einer in Kooperation
zwischen Deutschem Wetterdienst und dem Innovations- und
Gründerzentrum Wernigerode eingerichteten Webcam auf dem Brocken
auftretende Sankt-Elms-Feuer auch erstmals fotografisch beobachtet
werden. Dabei trat ein Sankt-Elms-Feuer gleich an mehreren Tagen auf:
einmal am Abend des 5. April 2022 und einmal am 8. April 2022 um kurz
nach Mitternacht. Ganz ungefährlich ist dieses Schauspiel dabei
nicht, denn beim Auftreten eines Sankt-Elms-Feuer besteht deutlich
erhöhte Blitzschlaggefahr.
Wirft man einen Blick zurück auf die Wetterlage, so erscheint das
Ganze auch ziemlich plausibel. Während dieser Zeit traten wiederholt
Schauer und Gewitter auf - unter anderem auch auf dem Brocken.

M.Sc. Felix Dietzsch, mit Material von Anja Juckeland (DWD Leipzig)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2022

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