Thema des Tages

23-07-2022 12:20

Hitzetief

Durch die große Hitze im Mittelmeerraum kommt es zu bemerkenswerten
täglichen Schwankungen des Luftdrucks. Das heutige Thema des Tages
wirft einen Blick auf dieses Phänomen.

Die Mittelmeerländer haben aktuell nicht nur mit Trockenheit und
Waldbränden zu kämpfen. Auch die große Hitze stellt eine echte
Herausforderung dar. Im linken Teil der beigefügten Abbildung
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/23.html) sind
die Höchsttemperaturen auf der Iberischen Halbinsel am gestrigen
Freitag dargestellt. Verbreitet stiegen die Werte auf über 35°C,
lokal lagen die Spitzen sogar über 40°C. Lediglich an den Küsten, in
den bewölkten Gebieten des Nordens und in den Hochlagen bewegten sich
die Maxima unterhalb der 30°C-, teils sogar unter der 20°C-Marke.

Lässt man die o. g. Probleme aber außer Acht und betrachtet das
Wetter durch eine rein meteorologische Brille, so kann man sich
zumindest an der täglich wiederkehrenden Entwicklung sogenannter
Hitzetiefs erfreuen. Für die südspanische Station Villanueva de
Córdoba sind die entsprechenden Druckschwankungen im Tagesverlauf auf
der rechten Seite der Grafik (Mitte, blaue Kurve) zu finden. Durch
den täglichen ununterbrochenen Sonnenschein, der an den Balken der
stündlichen Sonnenscheindauer (in der Grafik rechts unten) abgelesen
werden kann, kann sich die Atmosphäre stark aufheizen. Damit setzen
Hebungsprozesse ein, die den Luftdruck fallen lassen. Der
Vollständigkeit halber sind zusätzlich zum Druckverlauf als
Zahlenwerte auch der Druckanstieg (blau) und der Druckfall (rot)
angegeben (in 1/10 hPa).

Der Druckfall fällt am Nachmittag so lange wie die Temperaturen
steigen. Der Temperaturverlauf ist in der Grafik rechts oben
dargestellt. Mit einsetzendem Temperaturrückgang am Abend kommen die
Hebungsprozesse zum Erliegen. Der Luftdruck steigt wieder an, ein
Prozess, der bis in die Morgenstunden anhält. Wenn dann am nächsten
Tag die Sonneneinstrahlung die unteren Atmosphärenschichten erneut
aufheizt, beginnt das Spiel von vorne.

Dabei sind die Druckunterschiede beeindruckend. Von 1011 hPa am
Mittwochabend stieg der Druck auf knapp 1018 hPa am Donnerstagmorgen.
Ähnlich groß waren die Druckunterschiede zwischen Freitagabend und
Samstagmorgen. Zum bemerkenswerten Verlauf des Luftdrucks trägt aber
auch ganz wesentlich bei, dass im Sommer im Mittelmeerraum oftmals
keine großräumigen synoptischen Druckgebilde unterwegs sind. Somit
wird die tagesgangbedingte thermische Druckänderung nicht von
dynamischen Hochs und Tiefs überlagert und damit verwischt.

Ob die Spanier bei den hohen Temperaturen große Freude an ihren
Hitzetiefs haben darf bezweifelt werden. Aber immerhin ist die Luft
recht trocken, was das Schwüleempfinden dämpft. Zu erkennen ist dies
am Verlauf des Taupunkts, der ein Maß für die Luftfeuchte darstellt.
Zumeist bewegt sich der Taupunkt um 5°C, teilweise taucht er sogar in
den negativen Bereich ab (die hellblauen Abschnitte der Kurve). Das
ist deutlich weniger, als es in Mitteleuropa üblich ist.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2022

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