Thema des Tages

03-10-2016 14:40

Goldener Oktober

Im Internet wurde uns auf einer doch viel beachteten Seite am letzten
Wochenende für kommende Woche ein "Goldene Oktober" versprochen.

Was konnten wir dort lesen:
Zum einen bringt Hoch Peter in der kommenden, also dieser Woche den
"Goldenen Oktober" nach Deutschland.
Zum anderen können wir uns auf schöne Herbsttage mit herrlich
gefärbten Bäumen freuen.
Wir waren schon zum Ausgabezeitpunkt dieser Vorhersage von beidem
nicht so ganz überzeugt und haben an diesen optimistischen
Vorhersagen gewisse Zweifel.

Beginnen wir mal mit den herrlich gefärbten Bäumen:
Ein "Goldener Oktober" wird im Wesentlichen durch eine kräftige,
insbesondere gelbe Blattverfärbung, das Ganze veredelt durch
Sonnenschein, bestimmt. Allerdings haben die Bäume deutschlandweit
schon viel zu früh im August begonnen, sich braun/dunkelorange, also
eher unbunt, einzufärben. Die Fachleute sagen daher für dieses Jahr
eine wenig spektakuläre Verfärbung zum "planmäßigen" Termin voraus.
Allein von der Verfärbung her kann also der Oktober dieses Jahr gar
nicht so golden werden.
Außerdem beginnt die Blattverfärbung normalerweise Anfang Oktober.
Bis sie in voller "Blüte" steht, wird es Mitte Oktober. Auch die
Meldungen über den Verfärbungsstand lassen dieses Oktober auf eine
zeitlich normale Blattverfärbung schließen.
Daher kann es Anfang Oktober dieses Jahr noch gar keinen "Goldenen
Oktober" im eigentlichen Sinne geben. (Wer mehr Details zur
Herbstphänologie wissen möchte, gibt "Laubverfärbung und Blattfall"
in eine Suchmaschine ein.)

Betrachten wir nun die Vorhersage des "Goldenen Oktobers" nicht ganz
so kleinkariert und interpretieren die Vorhersage des "Goldenen
Oktobers" als Vorhersage von sonnigem Wetter im Oktober.
Wir lesen dazu auf der entsprechenden Seite:
Ab Dienstag (in ganz Deutschland) nach Nebel oder Hochnebel schön,
nur am Sonntag kann es im Nordosten etwas Regen geben.
Die Wettervorhersagemodelle waren sich aber schon Ende letzter Woche
weitgehend einig, dass es mit dem anhaltend sonnigen Oktoberwetter ab
Dienstag dieser Woche nur im Westen etwas werden könnte.
Andererseits kann man dem Autor auch keine Fehlprognose unterstellen,
denn aus den hunderten von Prognosen, die uns täglich zur Verfügung
stehen, kann man sich auch diejenige heraussuchen, die die
Leserschaft am meisten beglückt.
Das ist keine Erfindung der "Neuzeit", so was gab es ganz vereinzelt
auch schon vor ca. 30 Jahren, als die meteorologischen Informationen
im Wesentlichen vom öffentlich rechtlichen Rundfunk verkündet wurden.


Sie sehen also, das Netz möchte in Ihnen Glücksgefühle erzeugen. Dass
sich die Realität, hier also die bunten Bäume und der
Dauersonnenschein, bisweilen nicht an die Vorhersagen hält, damit
muss man leben.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2016