Thema des Tages

16-08-2022 12:20

Tornados, Taifune, und was sie (nicht) miteinander zu tun haben

Warum gibt es in den USA so viele Tornados? Und was ist eigentlich
der Unterschied zwischen Tornados, Taifunen und Hurrikans?

Immer mal wieder sieht man in den Nachrichten Bilder von Orten an
denen ein Tornado oder ein Hurrikan wütete. Beide hinterlassen meist
eine Schneise der Verwüstung, worin unterscheiden sich dann
eigentlich Hurrikans von Tornados?

Hurrikans sind tropische Wirbelstürme - genauso wie Taifune und
Zyklone. Wie es der Name schon vorgibt, entstehen sie in den Tropen.
Über dem warmen Meer verdunsten große Mengen an Wasser, welches mit
der warmen Luft aufsteigt, durch die Corioliskraft beginnt das Ganze
sich zu drehen - auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeiger, auf der
Südhalbkugel mit dem Uhrzeiger. Der Antrieb für einen solchen
Wirbelsturm ist die feuchtwarme Luft über dem Ozean, über Land fehlt
dieser Antrieb, wird also wieder schwächer. Hurrikans sind also
großräumig (Rekord: 2200 km, 1979) und über dem Wasser auch langlebig
(Rekord: 31 Tage, 1994). Ob der Sturm dann am Ende ein Hurrikan, ein
Taifun oder ein Zyklon ist, entscheidet die örtliche Lage. Tropische
Wirbelstürme über dem Atlantik oder Ostpazifik heißen Hurrikans, über
dem Nordwestpazifik Taifune und über dem Südpazifik sowie dem
indischen Ozean heißen sie Zyklone.
Tornados hingegen entstehen auf andere Art und Weise und sind sehr
viel kleiner (in der Regel bis einige hundert Meter Durchmesser) und
kurzlebiger (in der Regel weniger als eine Stunde) als die tropischen
Wirbelstürme. Tornados entstehen meist an einem Gewitter mit
rotierendem Aufwind (Superzelle). Mitunter reicht die Rotation dieses
Aufwindes bis zum Boden - es entsteht ein Wirbel, den man in der
Folge als Tornado sichtbar wahrnehmen kann.

Alleine im Jahr 2021 gab in den USA 1314 Tornados, wovon es
vergleichsweise nur einige wenige in die Nachrichten hierzulande
geschafft haben. Zum Vergleich: in Deutschland gab es im selben Jahr
41 bestätigte Tornados. Der Durchschnitt von 1991 bis 2010 liegt in
den USA bei 1251 Tornados pro Jahr, das ist eine ganze Menge. Doch
warum ist das so?

Für Tornados braucht es, wie oben beschrieben, Superzellen mit
vertikaler Windscherung. Betrachtet man die Orographie der USA, so
erkennt man, dass sich die nordamerikanischen Gebirge von Nord nach
Süd erstrecken - an der Ostküste die Appalachen, im Westen die Rocky
Mountains. Dazwischen ist es flach. Genau in dieser Ebene, den Great
Plains, bildet sich ein Korridor, in dem sich ungehindert feuchtwarme
Luft vom Golf von Mexiko nach Norden und kalte Polarluft nach Süden
ausbreiten können, hinzu kommt die trockene Luft von der Luftströmung
über die Rocky Mountains. Schieben sich diese Luftmassen nun
übereinander, wobei sich die kühlere Luft über der wärmen befindet,
kommt es zu großen Temperaturunterschieden mit der Höhe (labile
Schichtung). An der Grenze der Luftmassen gibt es außerdem starke
Unterschiede in der Windrichtung und -stärke. Da die Bedingungen für
die Entstehung von Superzellen und Tornados auf diese Weise
regelmäßig vor allem im Spätfrühling beziehungsweise Frühsommer
erfüllt sind, kommt es dort insbesondere zu dieser Jahreszeit immer
wieder zu Tornadoausbrüchen.
In Deutschland sieht es anders aus, die feuchtwarme Mittelmeerluft
kann nicht ungehindert nach Norden strömen; ihr stehen schlichtweg
die Alpen im Weg. Somit bilden die Alpen für uns eine natürliche
Barriere, die "explosive" Luftmassengegensätze wie in Nordamerika
verhindert und somit auch eine Vielzahl an tornadobringenden
Gewitterzellen.

Praktikantin Carolin Probst in Zusammenarbeit mit M.Sc. Felix
Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.08.2022

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