Thema des Tages

10-10-2016 14:40

Über die Entstehung von trübem Grau

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Dunst und Nebel anhand der
sichtbehindernden Wirkung. Liegt die horizontale Sichtweite auf
Augenhöhe über einem Kilometer spricht man von "Dunst", andernfalls
liegt "Nebel" vor. Beide entstehen jedoch aufgrund der Tatsache, dass
Luft nur einen gewissen Anteil an Wasserdampf aufnehmen kann.
Entscheidender Faktor hierbei ist die Temperatur der Luft, denn je
niedriger diese ausfällt, desto weniger Wasserdampf kann in einem
bestimmten Luftvolumen oder, wie in der Meteorologie häufig
verwendet, in einem Luftpaket aufgenommen werden. Wird in diesem
Luftpaket die maximale Luftfeuchtigkeit erreicht (man spricht hier
von Sättigung), lagert sich der darin befindliche Wasserdampf durch
Kondensation an Aerosolen wie Staub-, Salz- oder Rußpartikeln,
sogenannten Kondensationskeimen, an, sodass Wasser- bzw.
Nebeltröpfchen entstehen. Da die Bildung von Nebel jedoch
verschiedene Ursachen haben kann, unterscheidet man prinzipiell
zwischen verschiedenen Nebelarten.

Bei windschwachen Lagen und nur locker bewölktem oder klarem Himmel
kommt es durch die nächtliche Ausstrahlung und Auskühlung zur Bildung
des sogenannten "Strahlungsnebels", wie er auch derzeit häufiger
anzutreffen ist. Auch vergangene Nacht und in den heutigen
Frühstunden konnte dieses Phänomen gebietsweise gut beobachtet
werden. Besonders gefährdet sind dabei Niederungen und Tallagen, wo
sich die kalte und somit schwerere Luft sammeln kann. Wird dagegen
feuchtwarme Luft über einen kalten Untergrund advehiert
(herangeführt), entsteht ebenfalls Nebel aufgrund von Abkühlung im
Grenzbereich beider Luftmassen, der auch als "Advektionsnebel"
bezeichnet wird. Beim "orografischen Nebel" erfolgt die
Temperaturabnahme der Luftmasse durch den erzwungenen Aufstieg an
einem Berg oder einem Gebirge.

Eine weitere Art von Nebel entsteht bei Abkühlung der Luft und
gleichzeitiger Erhöhung des Wasserdampfgehalts. Beispielsweise im
Bereich von Luftmassengrenzen (Fronten) ist die turbulente
Durchmischung von kalter und feuchtwarmer Luft mit einer
Temperaturabnahme der Luftmassen verbunden. Mit der Verdunstung
frontaler Niederschläge wird der bodennahe Feuchtegehalt in der Luft
erhöht und es bildet sich der sogenannte "Mischungsnebel" aus.

Weiterhin entsteht durch die Verdunstung über freien
Wasseroberflächen der sogenannte "Dampfnebel". Je nach Gewässer
differenziert man wegen der schwadenförmig rauchenden
Wasseroberfläche "Seerauch, Meerrauch oder Flussrauch". Eine
Kombination verschiedener Entstehungsprozesse ist bei der Bildung von
Nebel übrigens ebenfalls möglich.

Oft zeigt sich auch in höheren Luftschichten eine Sonderform des
Nebels - der "Hochnebel". Dabei sinken vor allem bei Hochdrucklagen
im fortgeschrittenen Herbst und Winter warme Luftmassen in der Höhe
über kalten Luftmassen am Boden ab (Inversionslage). Im Grenzbereich
der beiden Luftmassen bildet sich eine flache, gleichmäßige
Wolkenschicht aus. Man spricht dann von Hochnebel, der allerdings
nicht auf dem Boden aufliegt. Wer gerne in den Bergen wandert, kennt
diesen "Nebeltyp". Während das Wetter im Tal beim Start der Tour noch
recht dunstig ist, taucht man mit zunehmender Höhe in den Hochnebel
ein. Mit etwas Glück liegt die Gipfelregion über den Wolken und man
bekommt die Sonne zu Gesicht und ein Nebelmeer zu Füßen.

Zugegeben, der Gedanke an Nebel ist nicht gerade Furcht einflößend.
Allerdings zeigt die Statistik, dass es sich zumindest in Bezug auf
den Straßenverkehr bei Nebel um eine deutlich unterschätzte
Wettergefahr handelt. Das Statistische Bundesamt zählte im Jahr 2015
insgesamt 456 Unfälle mit Personenschaden durch Nebel, dabei gab es
über 700 Verunglückte, 11 davon mit Todesfolge. Zum Vergleich:
Zwischen 1998 und 2013 gab es jährlich durchschnittlich "nur" bis zu
acht Tote als Folge von schweren Gewittern.

Auch in der kommenden Nacht zum Dienstag muss besonders in der
Südwesthälfte bei Auflockerungen in der Wolkendecke mit
Strahlungsnebel gerechnet werden. Dann heißt es für die Autofahrer im
morgendlichen Berufsverkehr: "Runter vom Gas!" Denn innerhalb von nur
wenigen Metern kann die Sichtweite bei plötzlich auftauchendem,
dichtem Nebel nahezu auf null absinken. Wer dann mit
Geschwindigkeiten von 100 km/h unterwegs ist, kommt einem Piloten,
der sein Flugzeug im Blindflug fliegt, sehr nahe. Der wesentliche
Unterschied besteht nur darin, dass die Flugzeuge technisch für
solche Gegebenheiten ausgerüstet sind, Pkw's hingegen kaum.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.10.2016

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