Thema des Tages

07-11-2022 15:20


Wetter aktuell

Die Wetterlage stellt sich um

"Von der milden Südwestdüse hin zum ruhigen Herbstwetter" - so könnte
man die Wetterentwicklung der kommenden Tage in wenigen Worten
beschreiben.

Die Wetterlage stellt sich in den kommenden Tagen grundlegend um. Am
morgigen Dienstag liegt ein mächtiger und hochreichender
Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik und Großbritannien.
Hochreichend, weil das Tief sowohl in höheren Atmosphärenschichten
als auch in Bodennähe zu finden ist (Abbildung 1). Mitteleuropa
befindet sich auf dessen Vorderseite und damit gelangt Deutschland
erneut in eine kräftige südwestliche Strömung. Diese "Südwestdüse"
schaufelt sehr milde Luft zu uns. Vor allem in den Niederungen
Bayerns beginnt der Tag allerdings vielerorts mit dichtem Nebel, der
sich am Vormittag nur zögerlich auflöst. Insbesondere entlang der
unteren Donau und in den südlich angrenzenden Flussniederungen könnte
sich der Nebel auch bis in den Mittag oder frühen Nachmittag hinein
halten. Dort, wo sich der Nebel aufgelöst hat oder wo es gar keinen
Nebel gegeben hat, beginnt der Tag nochmals mit viel Sonnenschein und
die Temperaturen geben ordentlich Gas. Die milde Subtropikluft treibt
die Temperaturen auf 13 bis 19 Grad, viel zu mild für Anfang
November. Am wärmsten wird es im Breisgau und an den Nordrändern der
Mittelgebirge.

Im Laufe des Tages rückt uns der Tiefdruckkomplex von Westen her aber
allmählich auf die Pelle, was sich im Westen und Nordwesten mit
aufziehenden kompakten Wolkenfeldern bemerkbar macht. Am späten
Nachmittag und Abend kann es dann im Westen stellenweise den ersten
Regen geben, ansonsten bleibt es noch trocken. In der Nacht zum
Mittwoch kommt dann die Kaltfront, die für den Regen verantwortlich
ist, allmählich ostwärts voran, womit sich auch der Regen ostwärts
ausbreitet. Größere Regenmengen sind dabei meist nicht zu erwarten,
nur im Südwesten regnet es etwas kräftiger. Trocken bleibt es noch im
Südosten Bayerns, wo sich der Nebel in den Niederungen erneut
breitmacht.

Am Mittwoch zeigt sich das Wetter eher von seiner ungemütlichen
Seite. Der Regenschirm sollte nicht vergessen werden, denn immer
wieder regnet es, was mit der Kaltfront zusammenhängt, die diagonal
über Deutschland liegt. Zwar gibt es auch mal längere Regenpausen -
am ehesten von NRW bis nach Schleswig-Holstein - die Sonne kann sich
aber auch dort nur zeitweise in den wenigen Wolkenlücken zeigen. Ab
dem Nachmittag kann es an der Nordsee schauern, vielleicht auch mal
mit Blitz und Donner. Mild bleibt es weiterhin, die südwestliche
Strömung hält nämlich noch an.

Am Donnerstag überquert der Rest des ursprünglichen
Tiefdruckkomplexes als Höhentrog Deutschland von West nach Ost
(Abbildung 2). Damit wird die Warmluftzufuhr beendet. Nach Überqueren
des Trogs steigt von Südwesten her der Luftdruck an. Der Regen
verlagert sich zunehmend in den Süden und Südosten Deutschlands, wo
er sich an den Alpen noch länger hält. In den Hochlagen kann es dort
auch etwas schneien. Ansonsten ist es Dank des zunehmenden
Hochdruckeinflusses schon meist trocken und im Tagesverlauf bekommt
die Wolkendecke immer mehr Lücken. Für manche Regionen könnten dies
auch die letzten Chancen auf Sonnenschein werden (um schon mal etwas
vorzugreifen). Mit 10 bis 15 Grad gehen die Temperaturen etwas
zurück.

Am Freitag entsteht in der Höhe (also in etwa 5-6 km Höhe) direkt
über Deutschland eine Hochdruckzelle. Dadurch baut sich östlich und
südöstlich von uns auch in Bodennähe ein mächtiges Hochdruckgebiet
auf (Abbildung 3). Folglich setzt sich in ganz Deutschland ruhiges
Hochdruckwetter durch. "Ruhig" bedeutet im Herbst und Winter aber
nicht zwangsläufig "sonnig". Nicht selten macht sich Nebel und
Hochnebel breit und fungiert als Spielverderber. Vor allem in den
Niederungen Süd- und Mitteldeutschlands kann dem einen oder anderen
das typische "Novembergrau" aufs Gemüt schlagen. Mehr Chancen auf
Sonne gibt es im südlichen und damit höher gelegenen Alpenvorland, in
den Hochlagen der Mittelgebirge und von der Norddeutschen Tiefebene
bis zu den Küsten. Allerdings ist die genaue Verteilung der
Nebelgebiete - wie fast immer bei solchen Wetterlagen - im Vorfeld
schwer vorherzusagen.

Wie lange dieses Hochdruckwetter andauert und welche Auswirkungen
dies auf den genauen Wetterablauf am Wochenende und darüber hinaus
hat, bleibt noch abzuwarten. Zusätzlich zum Hoch hat nämlich auch
noch ein "Katlufttropfen" seine Finger mit im Spiel (in Abbildung 3
zu finden über dem Mittelmeer südlich von Frankreich). Dabei handelt
es sich um ein mit Kaltluft gefülltes Tiefdruckgebiet in höheren
Atmosphärenschichten. Dieses Höhentief soll bereits in der Nacht zum
Freitag über Polen und Ungarn abtropfen und sich auf dem Weg nach
Süden Richtung Mittelmeer machen. Solche Kaltlufttropfen sind aber
meist sehr unentschlossene Gesellen, die sich oft erst sehr spontan
entscheiden, wohin ihre Reise gehen soll.

Die Zugbahn dieses Kaltlufttropfens wird von den gängigen
Wettermodellen aktuell noch sehr unterschiedlich berechnet. Fest
steht zwar, dass das ruhige Hochdruckwetter noch mindestens das
gesamte Wochenende über anhält und Niederschläge daher nicht zu
erwarten sind. Allerdings entscheidet die Verlagerung dieses
Höhentiefs darüber, wie beständig die Hochdruckzelle ist, wohin sich
ihr Schwerpunkt verlagert und aus welcher Richtung die Luftmassen
nach Deutschland gelangen. Und das entscheidet darüber, wie zäh der
(Hoch-)Nebel ist, wo er sich ausbreitet und wie hoch die Chancen auf
Sonne sind. Auch das ruhigste Hochdruckwetter kann also im Detail
noch für einige Überraschungen sorgen.
Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2022
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