Thema des Tages

30-12-2022 16:20


Wetter aktuell
Zu warm, zu trocken, (zu?) sonnig


Der DWD veröffentlichte heute seine Wetter- und Klimabilanz 2022.
Auch das abgelaufene Jahr hatte es aus klimatologischer Sicht mal
wieder in sich. Und das letzte "Highlight" steht noch bevor?


Mittlerweile kann man es wohl fast kaum noch jemanden übel nehmen,
wenn man der immer weiter zunehmenden Rekord- und "Extrem"-Meldungen
zum Thema Wetter und Klima überdrüssig wird. Immer wieder neu
aufgestellte Temperatur- und Sonnenscheinrekorde,
Extremniederschlagsmengen oder aber langanhaltende Dürreperioden und
damit einhergehende Vegetationsbrände - die Meldungen prasseln immer
häufiger auf einen ein.
Allerdings ist es die Faktenlage, die etwas anderes kaum noch
zulässt. Und so stand auch das Jahr 2022 wieder einmal im Zeichen
gefallener oder neu aufgestellter Rekorde. Allem voran war auch 2022
im Mittel wieder einmal viel zu warm. Die bis dato erreichte
Jahresmitteltemperatur beträgt (gerundet) +10,5°C und liegt damit 1,2
Grad über dem Mittel 1991-2020 bzw. 2,3 Grad über dem Mittel
1961-1990. Damit handelt es sich mindestens um das zweitwärmste Jahr
seit Beginn der Aufzeichnungen. Bisher hält das Jahr 2018 dabei die
Spitzenposition. Im "Wettlauf" darum, ob 2022 auch der neue
Gesamtspitzenreiter wird, läuft es am Ende wohl auf ein Fotofinish
hinaus, bei dem jetzt auch noch die letzten Tage des Jahres
entscheidend sind.
Besagte letzte Tage haben es dabei nochmal in sich. Wie auch schon in
den kürzlich erschienenen Themen des Tages bereits angesprochen,
erwartet uns in Deutschland der wärmste Jahreswechsel seit
Aufzeichnungsbeginn. Grund dafür ist eine ausgesprochen lebhafte
Südwestströmung, mit der gleichzeitig ungewöhnlich milde Luftmassen
zu uns nach Deutschland gelangen. Bezeichnend dafür ist unter anderem
die Temperatur im 850 hPa-Niveau (in ca. 1,5 km Höhe), die zu
Silvester in Süddeutschland bei etwa +10°C liegt. Das sind Werte, die
man normalerweise eher im Spätfrühling erwarten würde.
Dementsprechend fallen auch die Höchsttemperaturen aus. Diese liegen
im Norden und der Mitte Deutschlands bei 14 bis 18°C. Aber noch
wärmer wird es in Süddeutschland. Hier klettert das Thermometer
tatsächlich auf Spitzenwerte von 20 bis 22, eventuell sogar 23°C. Das
reicht zwar nicht aus, um den deutschlandweiten Dezemberrekord zu
brechen (24,0°C am 16.12.1989 in Müllheim/Baden), aber die bisher
gesehenen Spitzenwerte zu Silvester würden damit reihenweise
regelrecht pulverisiert.
Damit scheint es auch nicht unwahrscheinlich, dass 2022 letztendlich
das insgesamt wärmste Jahr in Deutschland wird. Für das exakte
Ergebnis müssen aber die tatsächlich aufgetretenen Temperaturen noch
abgewartet und mit in die Statistik einbezogen werden. Dies geschieht
dann im Laufe des Januar 2023.
Aber nicht nur bezüglich der Temperaturen war das Jahr 2022
auffällig. Neue Rekorde wurden auch - Solaranlagenbesitzer wird es
freuen - bei der Sonnenscheindauer aufgestellt. Im bundesweiten
Mittel betrug die Gesamtsonnenscheindauer 2025 Stunden und lag damit
30% über dem Referenzwert der Klimaperiode 1961-1990 (1544 Stunden)
bzw. immer noch etwa 20% im Vergleich zum Mittel des Zeitraums
1991-2020 (1665 Stunden).
Bezüglich des gefallenen Niederschlags bleibt vor allem die
ausgeprägte Dürreperiode im Sommer dieses Jahres in Erinnerung. Das
spiegelt sich auch in der Jahressumme wieder, denn diese weist im
bundesweiten Mittel ein Defizit von etwa 15% gegenüber der
Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 auf. Dabei fiel dieses
Defizit noch einigermaßen moderat aus aufgrund der sehr nassen Monate
Februar und September. Das Niederschlagsdefizit der reinen
Sommermonate (Juni, Juli, August) lag dagegen für sich betrachtet bei
enormen 40%. Die höchste Tagesniederschlagssumme fiel dabei in
Babenhausen/Unterallgäu mit 112 l/m².
Die genauen Top 3-Spitzenreiterwerte für Temperatur, Niederschlag und
Sonnenschein erscheinen dann zu Beginn des neuen Jahres in einem
eigenen "Thema des Tages". Weiterführende Informationen finden sich
außerdem unter https://www.dwd.de/presse



M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.12.2022

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