Thema des Tages

15-02-2023 13:50


Wetter aktuell
Die Atmosphäre nimmt wieder Fahrt auf und bringt mehr Abwechslung in
die Wetterküche

Das Wetter stellt sich um und ein Sturmtief kommt mit seinen
Ausläufern zu Besuch. Somit stehen unbeständige und zum Start ins
Wochenende am Freitag und Samstag auch windige bis stürmische Zeiten
an.

Derzeit dominiert verbreitet noch hoher Luftdruck das Wettergeschehen
in weiten Teilen Europa und somit auch in Deutschland. Das Absinken
von Luft aus größeren Höhen sorgt schließlich für eine Inversion und
je nach Feuchtegehalt sowie Orografie entweder für einen grauen oder
sonnigen Wettercharakter. Unter Inversion versteht man in der
Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden
Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht.
Inversionen können durch großräumige Advektion von Warmluft oder
durch Absinkvorgänge in der entsprechenden Höhe sowie durch Abkühlung
der unteren Luftschichten entstehen.
Da das Hoch FEUKA seinen Schwerpunkt zunehmend nach Südosteuropa bzw.
dem Mittelmeerraum verlagert und das Azorenhoch nicht nachstößt und
weiter seine Kreise über dem Ostatlantik dreht, bekommt der hohe
Luftdruck über West und Teilen Mitteleuropas Schwachstellen, die
Tiefs mit ihren Tiefausläufern gleich nutzen. Den ersten Versuch
unternimmt das Tief TOM westlich von Norwegen, dessen Kaltfront am
Donnerstag den Norden Streifen soll. Das restliche Land profitiert
noch hohem Luftdruck, der von Südwest- und Südeuropa noch bis nach
Deutschland reicht.

Doch auch dieses letzte Aufbäumen des Hochdruckeinflusses ist
gezählt. Denn schon in der Nacht zum Freitag überqueren die
'Tiefausläuferreste von Tief ULF die Nordhälfte des Landes und setzen
den Startpunkt für einen unbeständigen und anfangs auch windigen bis
stürmischen Wettercharakter.
Denn am Freitag stehen sich tiefer Luftdruck von Neufundland bis nach
Osteuropa und hoher Luftdruck von den Azoren bis den östlichen
Mittelmeerraum gegenüber. Die Folge ist eine teils kräftige westliche
Grundströmung, mit der wiederholt atlantische Tiefs nach Europa
ziehen. Am Freitag kann sich dabei ein Tief zu einem Sturmtief
entwickeln, welches vom Meeresgebiet nordwestlich von Schottland über
den Süden Norwegensund Schwedens in die Ostsee zieht. Infolgedessen
erreicht uns auch das Frontensystems des Tiefs, welches das Land
ostwärts überquert. Neben den entsprechend, teils kräftigen
Niederschläge erreicht das Land aber auch das Sturmfeld des Tiefs.
Vor allem in der Nordhälfte von Deutschland fegt der Wind in Böen mit
steifen bis stürmischen Böen über das Land. Im Küstenumfeld und im
Bergland sind dann auch Sturmböen und an exponierten
Küstenabschnitten sogar schwere Sturmböen zu erwarten. Auf einzelnen
Gipfel der Berge herrscht schwerer Sturm bis Orkan. Insgesamt bleibt
der windige bis stürmische wind bis Samstag erhalten, bevor er von
Westen und Südwesten deutlich nachlässt. Der unbeständige
Wettercharakter ist da etwas hartnäckiger und dominiert in der
Wetterküche bis Montag.

Die Temperaturen bleiben dabei auf einem für die Jahreszeit hohen
Niveau. Aufgrund der westlichen bis südwestlichen Strömung gelangt
teils sehr milde Atlantikluft ins Land und lässt 8 bis 16 Grad zu,
mit den höchsten Werten am Samstag. Nur im Dauergrau ist es etwas
kühler. Ab Sonntag kann hinter der nach Süden vorankommenden
Kaltfront kühler Luft von Norden das Land fluten und bei Temperaturen
zwischen 6 und 11 Grad langsam wieder den normalen Temperaturbereich
für Februar erreichen.
Was die Niederschlagsverteilung betrifft, so gibt es bis Sonntagabend
je nach Sichtweise Gewinner und Verlierer. Vor allem Teile des
Nordostens bekommen nur wenig Regen ab. Dort dominiert der Sturm.
Anders sieht es in der Mitte aus. In einem Streifen von NRW und dem
südlichen Emsland bis zum Erzgebirge und Bayrischen Wald regnet es
teils kräftig und länger anhaltend. Akkumuliert bis Sonntagabend sind
in diesen Regionen verbreitet 10 bis 25 l/qm zu erwarten. Im Weststau
der Berge können auch 20 bis 40 l/qm fallen. Etwas unsicher ist noch,
inwieweit sich Niederschläge an den Alpen bzw. dem Schwarzwald stauen
können Während das deutsche ICON derzeit noch etwas passiver
unterwegs ist, und "nur" 5 bis 15, lokal bis 20 l/qm zeigt, lässt das
IFS des ECMWF im gleichen Zeitraum schon 15 bis 30, lokal bis 40 l/qm
zu. Beim ICON kommt jedoch der Alpenraum nicht davon, sondern wird
erst ab Sonntagabend stärker getroffen, sodass bis Montagabend
durchaus teils warnwürdige Regenmengen zusammenkommen. Insgesamt sind
die Unsicherheiten bezüglich der räumlichen und auch stärke der
Niederschläge ab Samstag zunehmend unsicher.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.02.2023

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