Thema des Tages

06-03-2023 17:50


Wetter aktuell
Spannende Wetterwoche mit markanter Luftmassengrenze und größeren
Unsicherheiten

Die neue Woche bringt Spannung und viele Warnparameter. Die
Spannbreite an Warnparametern reicht von Schnee, gefrierendem Regen
und Glätte bis hin zu Sturm und Dauerregen. Wo mit welchen Warnungen
zu rechnen ist und welche Unsicherheiten es gibt, wird im heutigen
Thema des Tages erläutert.

Wieder Spannung beim Wettergeschehen

Nachdem das Wetter in den vergangenen Wochen eher zurückhaltend
agiert hat, bietet diese Wetterwoche Einiges an Spannung. Zum
morgigen Dienstag entwickelt sich quer über Deutschland eine
Luftmassengrenze. Es ist mit länger anhaltenden und teils kräftigen
Niederschlägen zu rechnen, die auf der kalten Seite bis in tiefe Lage
als Schnee fallen können. Neben dem Niederschlag hat auch der Wind
noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden, zum Teil wird es stürmisch.
Spannend wird es insbesondere auch deshalb, weil Kleinigkeiten
darüber entscheiden können, wo genau die Luftmassengrenze liegt und
wie kräftig Schnee und Wind ausfallen.

Was ist eine Luftmassengrenze

Beginnen wir zunächst einmal damit, was eine Luftmassengrenze ist.
Gemeinhin bekannt sind Kalt- und Warmfronten. Diese trennen zwei
unterschiedliche Luftmassen voneinander. Vor einer Kaltfront ist die
Luftmasse wärmer als dahinter. Bei der Warmfront ist es genau
umgekehrt. Wenn nun eine Front nicht weiter nach Süden oder Osten
vorankommt, sondern ortsfest liegen bleibt, spricht man von einer
Luftmassengrenze. Dies trennt in der Regel Luftmassen polaren
Ursprungs nach Norden und mildere Atlantikluft weiter im Süden.
Gerade im Winter kann es dadurch zu kräftigen Schneefällen auf der
kalten Seite der Luftmassengrenze kommen. Je nach Ausprägung ist im
Übergangsbereich manchmal auch gefrierender Regen möglich.

Ausgangslage am Montagmorgen
Schon heute Morgen hat sich in den nördlichen Landesteilen
vorübergehend eine dünne Neuschneedecke ausgebildet. Von den
Niederlanden über Niedersachsen und Hamburg bis nach
Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche Brandenburg sind ein paar
Zentimeter gefallen. Sonst gab es zunächst nur im Bergland etwas
Schnee. Die Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App zeigten eine
schöne Winterlandschaft. Solche Bilder wird man in den nächsten Tagen
sicherlich häufiger zu Gesicht bekommen.


Entwicklung der Luftmassengrenze am Dienstag (07.03.2023)

Los geht es am morgigen Dienstag. Schon aus der Nacht heraus ist im
Nordosten etwas Neuschnee möglich, wenn eine Kaltfront von Nordwesten
langsam südostwärts vorankommt. Diese Kaltfront gehört zu einem
kräftigen Sturmtief mit dem Namen Cornelis, dass über Südschweden bis
zum Baltikum zieht. Entscheidend ist jetzt, was weiter stromaufwärts
passiert. Über dem nahen Ostatlantik liegt ein weiteres kräftiges
Tief. Diese beiden Tiefdruckgebiete nehmen Verbindung zueinander auf,
in Form einer sogenannten Tiefdruckrinne. Damit kommt die Kaltfront
nur bis zur Mitte des Landes voran und bleibt dort eingelagert in der
Tiefdruckrinne längere Zeit liegen.



Übergang in Schneefall über der Mitte

Somit gehen die Niederschläge ausgehend von NRW über das südliche
Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Laufe des
Nachmittags immer mehr in Schnee über. Ob der Schnee auch liegen
bleibt, hängt natürlich davon an, wie die Temperatur in Bodennähe
ist. Eine Möglichkeit dies zu betrachten, ist die 5 cm Temperatur. In
den Karten erkennt man, dass es in tiefen Lagen zunächst noch zu mild
ist für eine Schneedecke. Im Laufe des Nachmittags geht der Regen
zunächst über der westlichen Mitte in Schnee über. Ab dem Abend bis
in die Nacht auf Mittwoch muss dann im gesamten Streifen über der
Mitte mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden.


Bedingungen für Ausbildung einer Schneedecke.

Ein entscheidender Faktor, wie schnell der Regen in Schnee übergeht,
ist der Wind. Wenn Niederschlag fällt, dann verdunstet dieser auch
fortwährend (Übergang in die gasförmige Phase). Damit dies
funktioniert, muss der Umgebungsluft Wärme entzogen werden. Man
spricht in diesem Zusammenhang von Verdunstungsabkühlung. Bei einem
lebhaften Wind, kann diese nicht so recht Wirkung entfalten, da
fortwährend eine Durchmischung mit wärmerer Umgebungsluft
stattfindet. Bei schwachen Winden kann die Verdunstungsabkühlung bei
länger anhaltenden und im Idealfall kräftigen Niederschlägen die
volle Wirkung entfalten.
Diesen Effekt erkennt man auch am morgigen Dienstag bei der
Betrachtung der Winde in etwa 600 m Höhe (925 hPa). Dass die
Niederschläge zunächst im Westen in Schnee übergehen, liegt daran,
dass eben dort der Wind in 925 hPa zuerst schwächer wird. Später ist
dies dann entlang der gesamten Luftmassengrenze der Fall.


Zunehmend Unsicherheiten zum Mittwoch

Am Mittwoch nehmen die Fragzeichen über die genaue Lage und
Intensität der Luftmassengrenze zu. Zum einen gibt es Schwankungen,
wo genau die Luftmassengrenze liegen wird. Wenige Kilometer bzw. 1
Grad mehr oder weniger können schon darüber entscheiden, ob und
wieviel Schnee auch in tiefen Lagen zu erwarten ist. Kleine Randtiefs
(bzw. Wellen), die von West nach Ost über die Luftmassengrenze
hinwegziehen, können die Niederschläge und damit auch mögliche
Schneefälle noch verstärken.
Eben diese Unterschiede gibt es derzeit noch in den Wettermodellen.
Erkennen kann man dies über den sogenannten Spread beim Luftdruck. In
der Grafik ist das EZMWF mit seinen 52 Berechnungen zu sehen. Während
am Dienstag die Unsicherheiten beim Luftdruck noch gering sind,
nehmen diese zum Mittwoch deutlich zu.


In der zweiten Wochenhälfte noch größere Unsicherheiten

In der zweiten Wochenhälfte nehmen die Unsicherheiten nochmal zu. Man
kann zwar noch sagen, dass sich die Luftmassengrenze dann eher nach
Norden verschieben sollte. Weitere Details sind aber noch sehr
unsicher. Das betrifft neben der Region und Intensität für
Schneefälle auch den Wind. So könnte es eingangs des Wochenendes
vielleicht auch ein stärkeres Sturmtief über dem Norden geben.

Windentwicklung

Wind ist auch ein Thema, das bisher noch gar nicht angesprochen
wurde. Schon in der Nacht auf Dienstag und am morgigen Tag gibt es im
Norden eine ausgewachsene Sturmlage mit teils Sturmböen im Binnenland
und schweren Sturmböen an den Küsten. Auf den nordfriesischen Inseln
sowie den Ostseeinseln Darß und Rügen sind auch orkanartige Böen
nicht ausgeschlossen.
Sonst gibt es morgen und in den Folgetagen vor allem südlich der
Luftmassengrenze einen lebhaften West- bis Südwestwind, der in Böen
in tiefen Lagen stark bis stürmisch weht. Im höheren Bergland sind
dann bis hin zu schweren Sturmböen möglich, auf einzelnen exponierten
Bergen auch orkanartige Böen.


Zusammenfassung

Man sieht also, es ist für Spannung gesorgt und man darf gespannt
sein, wo sich in den nächsten Tagen vorübergehend eine Schneedecke
ausbilden kann und wie hoch diese sein wird. Solche Wetterlagen sind
für einige Überraschungen gut.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.03.2023

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