Thema des Tages

07-03-2023 14:50


Wetter aktuell
Der unsterbliche FREDDY

Ein weiterer Rekord wird gerade vom tropischen Zyklon FREDDY
gebrochen. Er gilt vermutlich bald als der langlebigste Sturm auf
beiden Hemisphären. Zur Zeit befindet er sich vor der Küste
Madagaskars in der Straße von Mosambik.

Bereits Ende Januar hatte der australische Wetterdienst ein kleines
Tief in der Timor See zwischen Australien und Indonesien im Auge, das
sich eingebettet in einen Höhentrog entwickelte. Die
Umgebungsbedingungen waren günstig und aus dem kleinen Tief wurde
innerhalb einer Woche eine tropische Zyklone. Am 06. Februar 2023
wurde der Kategorie 1 Sturm auf den Namen FREDDY getauft. Über seine
Zugbahn über den Indischen Ozean hinweg nach Westen wurde ja bereits
im Thema des Tages vom 22.02.2023 berichtet.

Seit seinem ersten Landfall am 21.02.2023 bei Madagaskar fegte er
über die Straße von Mosambik hinweg und traf als tropischer Sturm die
afrikanische Küste drei Tage später. Auch dort richtete der
Wirbelsturm große Schäden an. Es wurden Regenmengen von 200 bis 500
mm beobachtet. Die Überschwemmungen in dem Land hatten große
Auswirkungen auf die Infrastruktur und auch auf die Landwirtschaft.
Nachdem FREDDY über Mosambik und Zimbabwe etwa eine Woche auf dem
Festland zirkulierte zog er wieder ostwärts. Am 02. März erreichte
der von der Landmasse geschwächte Wirbel nun als tropische Depression
wieder das Meer.

Die Benennung ab wann ein Tief eine tropische Depression, ein
tropischer Sturm oder eine tropische Zyklone ist richtet sich dabei
nach der Windgeschwindigkeit. Bei einer tropischen Depression liegen
die in Verbindung stehenden Windböen unter 62 km/h. Ein tropischer
Sturm weist Windgeschwindigkeiten über 62 km/h auf, bei einer
tropischen Zyklone werden Orkanstärke über 120 km/h erreicht. Danach
folgt die Kategorisierung der tropischen Zyklonen nach der
Saffir-Simpson Skala in Kategorien 1 bis 5. Kategorie 5 wird dann bei
Spitzenwindgeschwindigkeiten von 250 km/h oder mehr erreicht.

In den letzten Tagen kam FREDDY dann aufgrund der warmen
Wassertemperaturen wieder zu Kräften. Vor der Küste Madagaskars
entwickelte sich aus der Depression bereits am 04. März 2023 wieder
ein Sturm. Seit heute der Sturm auch offiziell wieder zu einer
tropischen Zyklone der Kategorie 1 auf der Saffir-Simpson Skala
hochgestuft worden. In den Satellitenbildern ist das typische Auge
des Wirbels zu erkennen.

FREDDY ist damit eine echte Ausnahmeerscheinung. Er ist einer von
vier tropischen Stürmen, die es geschafft haben den kompletten
Indischen Ozean zu überqueren. Er ist zudem der stärkste tropische
Zyklon der jemals auf der Südhemisphäre beobachtet wurde. Seine
accumulated cyclone energy (ACE) liegt aktuell bei über 70. Die ACE
ist dabei ein Ausdruck der Gesamtenergie des Wirbelsturms über seine
gesamte Lebensdauer. Dabei werden die Windgeschwindigkeiten über über
65 km/h aufsummiert und in eine mathematische Formel gepackt. Das
Ergebnis lässt die Stürme objektiv miteinander vergleichen. Bis jetzt
hält da noch Hurricane IOKE aus dem Jahr 2006 den Rekord mit einem
ACE von 82.

Nun ist er auf dem Kurs den Rekord als langlebigste tropische Zyklone
zu brechen. Bisher hatte Hurricane JOHN diesen Rekord inne. Er
wirbelte 31 Tage lang vom 11. August 1994 bis zum 13. September 1994
über dem Pazifik. Im Gegensatz zu JOHN, der hauptsächlich über dem
Meer wütete, sorgte und sorgt FREDDY auch für großflächige
Überschwemmungen über Land. Die Vorhersagen lassen erwarten, dass
FREDDY sich erneut weiter intensivieren wird und zum Wochenende hin
ein viertes Mal auf Land treffen wird. Diesmal wird der Norden
Mosambiks betroffen sein. Die Geschichte des FREDDY ist also noch
nicht am Ende und wird in den nächsten Tagen noch weitergehen. Erneut
wird das Leben von mehreren tausend Menschen durch den Zyklon
beeinflusst. Durch ein Frühwarnsystem und Informationen an die
Bevölkerung vor Ort versucht man tödliche Schäden zu vermeiden. Bis
jetzt kostete der Sturm nch offiziellen Angaben 21 Menschen das
Leben.


MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.03.2023

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