Thema des Tages

08-03-2023 15:20


Wissenschaft kompakt
Frauen in der Meteorologie

Zum heutigen Weltfrauentag am 08. März wollen wir einen Blick auf die
weibliche Seite der Meteorologie werfen.

Die Recherche zu diesem Thema des Tages gestaltete sich gar nicht so
einfach. Denn in der Meteorologie waren Frauen rar gesät. Es gibt
keine Marie Curie wie in der Chemie oder Maria Goeppert-Mayer, die
1963 den Physik Nobelpreis erhalten hat. In der Meteorologie ist
eigentlich alles nach Männern benannt wie die Beaufort-Skala, der
Bergeron-Findeisen-Prozess oder die Richardson-Zahl. Doch es gibt
sie, die Frauen, die auch in der Meteorologie ihren Fußabdruck
hinterlassen haben.

Zum einen ist da die erste Wissenschaftlerin zu nennen, die einen
Doktortitel im Fach Meteorologie erhalten hat: Joanne Malkus Simpson.
Eine Amerikanerin, die ihr Leben der Erforschung von Wolken und
tropischen Stürmen widmete.
Einige Jahre musste sie warten, bis sie die Chance erhielt, ihr
Forschungsvorhaben in die Tat umzusetzen, da sie keinen Doktorvater
fand, der sie unterstützen wollte. Doch dann war es soweit. 1949
veröffentlichte sie ihre Dissertation über das Tropenwetter. Auch in
den weiteren Jahren folgten grundlegende Fachaufsätze, die den
Zusammenhang zur Entstehung von Passatwinden und die Lebenserhaltung
von tropischen Zyklonen erklärten. Sie heiratete in den 1960er-Jahren
den Meteorologen Robert Homer Simpson, der zusammen mit Herbert
Saffir die Saffir-Simpson Skala für die Kategorisierung von
tropischen Wirbelstürmen erfand.

Auch auf der Südhalbkugel gab es kluge und mutige Frauen in der
Meteorologie. Ein Beispiel dafür ist Edith Farkas. Sie schloss in den
1950er-Jahren ihr Studium in Neuseeland ab. In den folgenden Jahren
war sie hauptsächlich in der Ozonschichtforschung tätig und trug
somit zur Entdeckung des Ozonlochs bei. Sie reiste zu
Forschungszwecken dafür auch in die Antarktis.

Ein weiterer Name, der vor allem im Hinblick auf Deutschland nicht
fehlen darf, ist Karla Wege. Sie studierte in den 1950er Jahren an
der Freien Universität Berlin Meteorologie, an der sie zum Ende des
Jahrzehnts auch promovierte. Großen Bekanntheitsgrad erlangte sie
durch ihre jahrelange Tätigkeit im Fernsehen. Dort präsentierte sie
1968 als erste Frau in den Nachrichtensendungen des ZDF das Wetter.
Ihr ist es auch zu verdanken, dass Hochs und Tiefs einen Namen
bekommen. Damals wurde beschlossen, dass alle Hochs männliche und
alle Tiefs weibliche Namen erhalten sollten. Das Komitee
der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) empfahl zwanzig Jahre
später, die Hochs und Tiefs abwechselnd mit männlichen und weiblichen
Vornamen zu benennen, um eine Frauendiskriminierung zu vermeiden.
Tiefdruckgebiete bringen vermeintlich meist ?schlechtes? Wetter,
während die Hochs hingegen für "gutes, sonnenreiches" Wetter
sorgen. Doch erst 1998 begann auch im deutschen Sprachraum die
Diskussion darüber, worauf auch an der FU Berlin ein turnusmäßiger
jährlicher Wechsel von weiblichen und männlichen Vornamen beschlossen
wurde.

In diesem Jahr tragen übrigens die Tiefs männliche Vornamen. Aktuell
beschert Tief DIETHELM Deutschland das Gemisch aus Schnee, Regen und
stürmischen Wind im Süden. Ab Freitag treibt dann Tief EWALD sein
Unwesen und bringt rückseitig mit nordwestlicher Strömung auch wieder
kühlere Luft nach Mitteleuropa. Frauennamen sucht man auf der
Wetterkarte momentan also vergeblich. Die Hochdruckgebiete sind da in
weiter Ferne.

Auch wenn Frauen auf der Wetterkarte gerade nicht zu finden sind, so
sind sie in der Meteorologie heutzutage in keinem Bereich mehr
wegzudenken. Egal ob in der Wettervorhersage, vor oder hinter der
Kamera, in der Luftfahrt, im Katastrophenschutz oder in der Seefahrt.
Sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch in
Führungspositionen von Wetterdiensten und Institutionen sind Frauen
erfolgreich tätig. Aktuell sind beim Deutschen Wetterdienst zwei
Frauen im Vorstand und leiten die Geschäftsbereiche
"Wettervorhersage" und "Forschung und Entwicklung". Eine Präsidentin
des Deutschen Wetterdienstes gab es bis jetzt noch nicht. Aber was
nicht ist, kann ja noch werden.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.03.2023

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