Thema des Tages

10-04-2023 12:20


Wetter aktuell


Oster(wetter)-Erinnerungen


Schnee oder Sonnenschein und Sommertemperaturen - an Ostern ist alles
möglich. Erinnern Sie sich noch an das Osterwetter vergangener Jahre?



Bestimmt geht es Ihnen genauso wie mir. Gerade die Erlebnisse und das
Wetter an speziellen Tagen im Jahr wie Weihnachten, Ostern oder der
eigene Geburtstag bleiben einem besonders in Erinnerung.
Wahrscheinlich können auch Sie sich noch an das eine oder andere
Wettererlebnis der Vergangenheit erinnern, vor allem wenn es
außergewöhnlich oder besonders spektakulär war. Bei mir als
Meteorologen sind die Wettererinnerungen aber möglicherweise
präsenter als bei manchem Nicht-Meteorologen.

Besonders das Osterwetter kann kaum unterschiedlicher ausfallen. Viel
Sonnenschein und sommerliche Temperaturen sind genauso möglich wie
tiefstes Winterwetter mit schneebedeckten Landschaften bis ins
Flachland. Das liegt zum einen daran, dass in der Übergangsjahreszeit
im März und April die Wettergegensätze besonders groß sind und zum
anderen daran, dass Ostern jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt
(frühester Termin: 22. März, spätester Termin: 25. April).

Zum Abschluss der Osterfeiertage lasse ich Sie an meinen ganz
persönlichen Ostererinnerungen teilhaben:

Ostern 2001 (13. bis 16. April)

Nach einem erlebnisreichen Urlaub auf Mallorca begrüßte uns am
Ostersonntag der Flugkapitän folgendermaßen: "Wir starten in Palma de
Mallorca bei sonnigen 25 Grad, am Zielflughafen in Nürnberg aktuell
mäßiger Schneefall bei +1 Grad". Ein Sitznachbar im Flugzeug blickte
ungläubig auf seine kurze Hose. Tatsächlich wurden wir von einem
verschneiten Nürnberg empfangen. Die damals noch moderne Technik der
blinkenden Scheinwerfer beim Aufsperren der Autotüren per
Fernbedienung war unsere Rettung! So konnten wir unseren PKW mitten
auf einem riesigen Parkplatz voller eingeschneiter Autos finden. Auf
der mit Schneematsch bedeckten Autobahn ging es nach Hause, doch
schon am Abend taute der Schnee und an Ostermontag war von der weißen
Pracht nichts mehr übrig.
Ein heftiger Kaltlufteinbruch brachte in der Karwoche mit einer
Nordströmung Polarluft nach Deutschland. Ostersonntag wurde diese
durch eine Warmfront nach Osten verdrängt, wobei im Übergangsbereich
die Aufgleitniederschläge bis ins Flachland als Schnee fielen. Vom
westlichen Schleswig-Holstein über Teile Niedersachsens und Hessens
bis nach Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Franken gab es einige
Zentimeter Neuschnee. Außergewöhnlich war, dass es sich 2001 nicht um
ein besonders frühes Ostern handelte.

Ostern 2008 (21. bis 24. März)

Dieses Osterfest ging als kältestes der letzten Jahrzehnte in die
Geschichte ein. Während wir am Karfreitag für eine Schneewanderung
noch auf die Höhen der Fränkischen Schweiz fahren mussten, wurde es
an den Folgetagen auch in den Niederungen Frankens (und nicht nur da)
immer wieder weiß. Wiederholte Schneefälle überzuckerten mehrfach die
Landschaft meiner Heimat. Selbst ein Gewitter mit Graupel und
Starkschneefall durfte ich bewundern.
Ein ausgedehnter Höhentrog erfasste weite Teile Europas. In diesem
kreisten am Boden mehrere Tiefs über Deutschland, Skandinavien und
der Norwegischen See. Sie bescherten uns im Zusammenspiel mit kalter
Polarluft wiederholte Schneefälle. Ab Ostersonntag kam auch noch
Höhenkaltluft ins Spiel, die zahlreiche Schneeschauer und kräftige
Kaltluftgewitter auslöste. Am Karfreitag war es im Tiefland nur
regional in Bayern und Baden-Württemberg weiß, die Mittelgebirge
präsentierten sich mit teils über 30 cm schon tief verschneit. An den
Folgetagen wurde es mehr und mehr auch im Flachland weiß. In
mittleren Lagen der Mittelgebirge war es mit verbreitet 10-25 cm
Schnee, in höheren Lagen sogar 30-50 cm, tief winterlich. Auf dem
Brocken lag ein Meter und auf dem Großen Arber 181 cm Schnee. Zudem
war es am Ostersonntag mit 1 bis 6 Grad ungewöhnlich kalt. In Teilen
Hessens, Thüringens und Sachsens herrschte selbst im Tiefland
Dauerfrost!

Ostern 2011 (22. bis 25. April)

Das sonnige und frühsommerlich warme Wetter nutzen wir für einen
schönen Ausflug nach Thüringen. Mit kurzen Hemden und luftigen Blusen
konnten wir eine Schifffahrt auf dem Hohenwarter Stausee genießen.
Nur die Heimfahrt war etwas abenteuerlich, da dem BMW meines Onkels
die Puste ausging und wir uns an einer Steigung von einem alten Ford
Fiesta überholen lassen mussten.
Zu dieser Zeit waren über weiten Teilen Europas nur schwache
Luftdruckgegensätze vorhanden. Die kräftige Aprilsonne konnte die
Luft immer mehr erwärmen. Tatsächlich konnte man an den
Osterfeiertagen über Deutschland die europaweit wärmste Luft
antreffen.

Ostern 2018 (30. März bis 2. April)

Damals war ich schon als Vorhersage-Meteorologe beim Deutschen
Wetterdienst tätig. Während das Wetter in weiten Teilen Deutschlands
zwar kühl, aber unspektakulär verlief, kam es im Nordosten
Deutschlands in der Osternacht bis weit in den Ostersonntag hinein zu
rekordverdächtigen Schneefällen. Von Schwerin über Rostock bis nach
Rügen fielen verbreitet 10-25 cm Neuschnee, stellenweise kamen sogar
30-40 cm zusammen. Selbst auf Rügen lagen am Ostermontag 15-30 cm
Schnee. Die Kinder mussten dort die Ostereier im Tiefschnee suchen.
Nur einen Tag später setzte massives Tauwetter ein und erstmals in
der Geschichte mussten wir für diese Region eine Tauwetterwarnung
ausgeben.
Die starken Schneefälle wurden von einem Tief über Polen ausgelöst.
Es hatte sehr feuchte Mittelmeerluft im Gepäck, die auf kalte
Festlandsluft aufglitt, welche bodennah aus Nordosteuropa einströmte.


Ostern 2000 (21. bis 24. April)

Nicht vorenthalten möchte ich Ihnen Ostern 2000, das regional als das
wärmste seit Messbeginn gilt. Östlich eines Tiefs über dem nahen
Ostatlantik wurde sehr warme Subtropenluft nach Deutschland geführt.
Am Karsamstag kletterten die Temperaturen außer im Norden verbreitet
auf Werte um 25 Grad (im Süden sogar bis 29 Grad). Am Ostersonntag
verlagerte sich der Hitzeschwerpunkt in die Osthälfte, wo verbreitet
sommerliche 25 bis 30 Grad gemessen wurden. Am wärmsten war es rund
um Berlin (Berlin-Zehlendorf: 30,5 °C; Potsdam: 30,0 °C). In der
Westhälfte strömte deutlich kühlere Luft ein, die am Ostermontag auch
den Osten erreichte.
Ich persönlich habe an dieses Ostern keine speziellen Erinnerungen
mehr, aber vielleicht wissen Sie ja noch, was Sie in diesem Jahr
gemacht haben?

Beim Schreiben fiel mir auf, dass ich mich gefühlt an mehr weiße
Ostern als weiße Weihnachten erinnern kann. Das liegt aber vermutlich
daran, dass einem Schnee an Ostern ungewöhnlicher erscheint als an
Weihnachten, obwohl auch weiße Weihnachten zumindest im Flachland
eher selten vorkommen.



Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.04.2023

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