Thema des Tages

20-05-2023 12:50


Wissenschaft kompakt
Bienchen, Bienchen, summ summ summ

"Ohne Blumen keine Bienen. Ohne Bienen kein Leben" - Am heutigen
Weltbienentag wollen
wir das Thema des Tages dem fleißigen Fluginsekt widmen, das
einerseits eine für uns
existenzielle Bedeutung hat, andererseits aber auch stark abhängig
von Wetter- und
Umwelteinflüssen ist.
Jetzt im Frühling hört man es überall in der Natur wieder summen. Die
Bienen sind
wieder unterwegs, um Blütenstaub und Nektar zu sammeln. Bei der
"Weiterverarbeitung"
im Bienenstock entsteht nicht nur der von vielen geliebte Honig, bei
der
Nahrungsaufnahme tragen sie zudem Pollen von Blüte zu Blüte und
sorgen damit für die
Bestäubung und Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen.
Bienen gehören
damit zu den wichtigsten Nutztieren des Menschen. Ohne sie würde
nicht nur die
Artenvielfalt stark in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern es
käme auch zu
massiven Engpässen in der Nahrungsmittelproduktion. Von Früchten und
Gemüse bliebe
nicht mehr viel übrig, der Gesamtschaden wird auf mindestens 150
Milliarden Euro
geschätzt. Albert Einstein sagte einst, wenn die Biene von der Erde
verschwindet
würde, hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Das mag stark
überspitzt
ausgedrückt sein, hat aber durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt.
Bedroht wird
das Bienenvolk vor allem durch intensive Nutzung von
Agrarlandschaften,
Schädlingsbekämpfungsmittel, Parasiten und Blütenmangel.

Neben Umwelteinflüssen sind die Bienen, insbesondere ihre
Fluggewohnheiten, aber
auch stark abhängig von den meteorologischen Begebenheiten sowie dem
Zustand und
der Entwicklung des jeweiligen Bienenvolkes. Die wichtigsten
Wetterelemente sind
die Lufttemperatur, die Windgeschwindigkeit, die Niederschlagssumme
sowie die
Strahlungsintensität. Die hiesige Honigbiene startet ihre
Flugtätigkeit ab etwa
8 Grad. Liegt die Temperatur tiefer, besteht die Gefahr, dass die
Biene Schaden
nimmt und nicht mehr zum Nest zurückkehren kann. Dann werden nur
unbedingt
notwendige "Kurzstreckenflüge" getätigt, beispielsweise zur
Kotentleerung nach
der Winterruhe oder zum Wassertransport. Auch bei Temperaturen um 10
Grad entfernt
sich die Biene aus Sicherheitsgründen nicht weit vom Nest, es könnte
ja zu
unerwarteten Wetter- und Temperaturstürzen kommen, die ihr das Leben
kosten können.
Steigt die Temperatur über 10 Grad, sind bereits einige mutige
"Pollensammlerinnen"
unterwegs, die die für die Bruttätigkeit unbedingt notwendigen Pollen
einsammeln.
Erst ab der Marke von etwa 20 Grad kann man für die hiesige
Honigbiene von optimalen
Flugbedingungen sprechen. Darüber hinaus sind "Strahlungstage", also
Tage, an denen
Sonnenschein dominiert, günstig für einen ausgeprägten Bienenflug,
starker Wind und
Regen wirken dagegen hemmend.

Mit diesen Erkenntnissen lassen sich Modelle
rechnen, die die Bienenflugaktivität vorhersagen. Ein solches Modell
hat auch der
Deutsche Wetterdienst in seinem Portfolio. Von März bis Oktober wird
der Bienenflug
vorhergesagt, wobei eine Einteilung in 5 Intensitätsstufen (kein,
gering, mittel,
hoch, sehr hoch) erfolgt. An der Station Offenbach-Wetterpark wird -
wie an vielen
anderen Orten auch - in den nächsten Tagen eine hohe bis sehr hohe
Flugtätigkeit
vorhergesagt, was an dem zumeist sonnenscheinreichen und zunehmend
warmen Wetter
liegt.

Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass das Modell im Wesentlichen
nur die
"externen", meteorologischen Faktoren berücksichtigt, nicht aber die
"internen"
Faktoren, die den Zustand des Bienenvolks selbst betreffen. Generell
hat bei
den Bienen die Brutpflege Vorrang. Erst wenn diese sichergestellt
ist, werden
"Arbeiterinnen" zur Nahrungsaufnahme abgestellt. Je nach Entwicklung
des Volkes
und Bienenzahl im Frühjahr, kann ein vorübergehendes Ungleichgewicht
zwischen
pflegender Brut und den Arbeiterinnen trotz guter Flugbedingungen zu
einer
verminderten Flugtätigkeit führen. Im Gegensatz dazu treten
"waghalsige"
Wasserträgerinnen bei Notsituationen zum Teil auch bei Temperaturen
unter
8 Grad Flüge zur Wasserversorgung an. Unabhängig von der Entwicklung
des Volkes
und der Wetterbedingungen ist ein ausreichendes Blütenangebot
essenziell: Ohne
Blüten, kein potenziell gefährlicher Ausflug. Dahingehend ist die
Biene ziemlich
pragmatisch.

Im Übrigen gibt es viele Möglichkeiten, wie Sie die heimischen Bienen
bei ihren
wichtigen Aufgaben unterstützen können. Dazu zählt beispielswiese das
Pflanzen
blühender, bienenfreundlicher Gewächse, das Anbringen von
Nistmöglichkeiten für
Wildbienen und der Verzicht auf Pestizide. Darüber hinaus sollte man
auf
bienenfreundliche, saisonale Lebensmittel aus regionalem und
ökologischem Anbau
zurückgreifen und Honiggläser immer auswaschen, um Bienenkrankheiten
vorzubeugen.
Denn: Geht's den Bienen gut, geht's uns allen gut!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2023

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