Thema des Tages

28-10-2016 14:40

Ende der Sommerzeit

In der Nacht zum Sonntag (30.10.2016) ist es wieder so weit, die
Sommerzeit geht zu Ende. Demzufolge wird die Uhrzeit am Sonntagmorgen
um 03:00 MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) eine Stunde
zurückgedreht. Nun wird sich der eine oder der andere fragen: "Seit
wann gibt es denn überhaupt diese alljährliche Zeitumstellung?", und
"Was ist der Grund für die Einführung der Sommerzeit?". Diese Fragen
sollen nun in einem kurzen geschichtlichen Überblick beantwortet
werden.

Grundsätzlich wird die Winterzeit als "Normalzeit" angesehen.
Erstmals den Gedanken über die Einführung der Sommerzeit hatte der
US-Präsident Benjamin Franklin Ende des 18. Jahrhunderts. Sein
Gedanke war es, mit der besseren Ausnutzung des Tageslichts Kerzen
einzusparen. Dieser Vorschlag blieb jedoch ohne Berücksichtigung. Auf
dem europäischen Kontinent wurde eine Zeitumstellung erstmals von dem
englischen Geschäftsmann William Willett im Jahre 1907 gefordert. In
seiner Abhandlung "The Waste of Daylight" ("Die Verschwendung des
Tageslichts") schlug er vor, mit der Einführung einer Sommerzeit, bei
der die Uhren schrittweise um insgesamt 80 Minuten vorgestellt werden
sollten, Beleuchtungskosten einzusparen. Durch die bessere Ausnutzung
des Tageslichts seien so Kosteneinsparungen von etwa 2,5 Millionen
Pfund pro Jahr möglich. Sein Vorschlag wurde jedoch von der Politik
zunächst abgelehnt.

Im Jahre 1916 wurde seine Idee hingegen wieder aufgegriffen. Um das
Tageslicht besser zu nutzen, wurde die Zeitumstellung erstmals
während des Ersten Weltkrieges, am 30. April 1916, in Deutschland
sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. Kurz danach schlossen sich
weitere europäische Länder der Sommerzeit an. Die Aufrechterhaltung
der Sommerzeit war jedoch nur von kurzer Dauer, da sie ein Jahr nach
Kriegsende (1919) vorerst wieder aufgehoben wurde.
Die erneute Einführung erfolgte im Kriegsjahr 1940. Eine Besonderheit
gab es in den Jahren 1940 bis 1942, da in diesem Zeitraum keine
Umstellung auf die "normale" Mitteleuropäische Zeit (Winterzeit)
erfolgte und somit die Sommerzeit durchgehend galt. Nach Kriegsende
im Jahr 1945 wurde die Sommerzeit durch die Besatzungsmächte
bestimmt, wobei in der sowjetischen Besatzungszone sowie in Berlin
zeitweise Sonderregelungen galten. 1949 endeten die
Sommerzeitregelungen aber wieder und die Zeitumstellung blieb ab 1950
zunächst bis auf unbestimmte Zeit aus.

Die Wiedereinführung der Sommerzeit wurde dann erst wieder 1978 im
Bundestag der BRD beschlossen. Nach Einigung mit der DDR trat die
Sommerzeitregelung sowohl in der BRD als auch in der DDR im Jahr 1980
wieder in Kraft. Damit wollte man sich den westlichen Nachbarländern,
die bereits 1977 aus energiepolitischen Gründen aufgrund der Ölkrise
von 1973 die Sommerzeit wieder eingeführt hatten, anpassen. Im
Zeitraum zwischen 1981 und 1995 lag der Beginn der Sommerzeit auf dem
letzten Sonntag im März und endete am letzten Sonntag im September.
Seit 1996 gilt in der Europäischen Union eine einheitliche
Sommerzeitregelung. Dies führte in Deutschland zu einer Verlängerung
der Sommerzeit um einen Monat. Seitdem endet die Sommerzeit am
letzten Sonntag im Oktober.
Bis heute wird nun unverändert in jedem März und Oktober eines Jahres
an den Uhren gedreht. Durch die immer wiederkehrenden Diskussionen
über Vor- und Nachteile könnte sich dies, wie schon in der
Vergangenheit häufiger geschehen, irgendwann vielleicht wieder
ändern.

Wirft man einen Blick über die europäischen Grenzen hinaus, so gibt
es auch auf den anderen Kontinenten Sommer- und Winterzeit. Die
Mehrheit aller Länder hat allerdings die Umstellung auf die
Sommerzeit wieder eingestellt oder überhaupt nicht eingeführt.

Auf das Wetter hat die Zeitumstellung zum Glück keine Auswirkungen.
Dennoch sorgt sie wieder dafür, dass die Sonne am Abend eine Stunde
früher unter- und am Morgen eine Stunde eher aufgeht.

M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.10.2016

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