Thema des Tages

30-10-2016 14:40

"Peter der Große" regiert mit Strenge und Ausdauer auf dem
Eurasischen Kontinent

Die Geburtsstunde von "Peter dem Großen" war am 1. Oktober im
Meeresgebiet zwischen den Färöern und den Shetlandinseln.
Verantwortlich für die Entstehung von "Peter" als sogenanntes
dynamisches Hoch waren zahlreiche Tiefdruckgebiete, die sich im
europäischen Raum tummelten (vgl. http://bit.ly/2eShNc1). So zog das
Tief "Walpurga" nördlich der Küste bei Hammerfest, Norwegen seine
Kreise. Gleichzeitig dominierten die Tiefs "Yanina" über Südengland
und "Xun" über Deutschland das Wetter in Mittel- bzw. Westeuropa. Von
Grönland bis zu den Azoren herrschte ebenfalls tiefer Luftdruck vor.
Da die Luft in den zahlreichen Tiefdruckgebieten aufstieg, musste
diese auch irgendwo wieder absinken. Dies geschah im Bereich des
Färöer-Shetland-Kanals. Das Hoch "Peter" erblickte schließlich genau
dort das Licht der Welt. Zu Beginn kam er allerdings mit einem
Luftdruck von 1010 hPa noch recht schwach daher. Doch auf seinem
weiteren Lebensweg sollte sich dies noch drastisch ändern.

Schon innerhalb der ersten 24 Stunden plusterte sich "Peter der
Große" auf seinem Weg vor die Küste Norwegens auf 1024 hPa auf.
Während in Deutschland weiterhin das Tiefdruckduo "Yanina" und "Xun"
für viele Wolken und teils kräftige sowie länger anhaltende
Niederschläge sorgte, konnte durch Hoch "Peter" von Schottland über
die Südhälfte von Nordwegen und Schweden hinweg bis nach Finnland vom
häufig wolkenlosen oder gering bewölkten Himmel die Sonne scheinen.


Auch die weitere Entwicklung von Peter konnte sich sehen lassen. Am
3. Oktober erreichte "Peter der Große" über Zentralnorwegen schon
einen Luftdruck von 1044 hPa. Sein Einfluss reichte dabei über die
Nordsee hinweg weit nach Süden und beeinflusste nun zunehmend auch
das Wetter in Westeuropa. In Deutschland ließen die Niederschläge von
Westen her ebenfalls nach, Wolkenauflockerungen waren, anders als in
Skandinavien sowie in Teilen Frankreichs, wo die Sonne länger
strahlte, jedoch nicht zu beobachten.

Im weiteren Verlauf wurde "Peter der Große" noch mächtiger und dehnte
seinen Einflussbereich vom Nordmeer bis ins westliche Mittelmeer aus.
Im Zentrum, etwa über dem Norden Schwedens, stieg am 4. Oktober der
Luftdruck auf sehr hohe 1050 hPa, am 5. Oktober in der Frühe sogar
auf 1052 hPa an und blieb auch in den Folgetagen auf ähnlichem
Niveau. Gleichzeitig wurde auch in Deutschland lokal ein Luftdruck
bis 1040 hPa, im Mittel um 1020 hPa notiert. Entsprechend konnte man
denken, dass der "Goldene Oktober" in voller Pracht Deutschland
eingenommen hat. Dies erwies sich jedoch als Trugschluss. Während in
Skandinavien die im Hoch absinkenden Luftmassen zu Wolkenauflösung
führten und der Sonne somit eine freie Bahn ebneten, entwickelte sich
über Deutschland vielerorts eine sogenannte Absinkinversion. Diese
Sperrschicht verhinderte den Austausch zwischen den bodennahen und
höher liegenden Luftschichten (vgl. http://bit.ly/2eZNblj). In dessen
Grenzbereich bildete sich schließlich eine dichte hochnebelartige
Bewölkung, die weite Teile des Landes grau in grau erschienen ließ.


Bis zum 10. Oktober thronte "Peter der Große" mit einem Luftdruck von
über 1040 hPa über Zentralskandinavien und regierte mächtig mit
Zuckerbrot und Peitsche. Immer wieder versuchten "Tiefdruckdamen" mit
"Peter" anzubandeln. Dabei bissen sie sich jedoch allesamt die Zähne
aus und mussten ausnahmslos das Weite suchen. Die atlantischen
Tiefdruckdamen verendeten entweder in ihrem Kummer vor den Küsten
Grönlands und Spitzbergens oder suchten ihren Bräutigam auf einer
weiter südlichen Route, beispielsweise im Mittelmeerraum. Die
Tiefdruckdamen "Xun" und "Zofia", die schon vor der blockierenden
Herrschaft Peters Richtung Schwarzes Meer gezogen waren, wurden nun
von "Peter dem Großen" auf dessen kalter östlicher Schulter nach
Nordosten weitergeschickt.

Zwischen dem 10. und 14. Oktober begann Hoch "Peter" etwas zu
schwächeln. Bei einem Luftdruck um 1036 hPa konnte er jedoch seine
Stellung über Zentralskandinavien zunächst verteidigen. Über West-
und Teilen Mitteleuropas musste "Peter der Große" jedoch einen
Rückzug antreten und das Feld den Tiefdruckdamen "Christa" und
"Brigitte" überlassen, die von den Britischen Inseln bis in den
Mittelmeerraum für wolkenreiches und unbeständiges Wetter sorgten.
"Peter" nutzte dagegen die Chance und erweiterte seinen
Einflussbereich nach Osten und Südosten, teilweise bis zum Schwarzen
Meer. Deutschland gelangte dabei genau zwischen beide Aktionsgebiete.
Mit einer östlichen bis südöstlichen Strömung wurde dabei milde, aber
auch überwiegend wolkenreiche Luft nach Deutschland transportiert.

Ab dem 15. Oktober verlagerte "Peter der Große" seinen Sitz
schließlich weiter nach Osten, um der Nähe von "Christa" zu entgehen.
Dabei konnte "Peter" jedoch wieder an Stärke zulegen und erreichte am
17. Oktober über dem östlichen Weißrussland einen Luftdruck von 1044
hPa. Sein Machtgebiet umfasste die Gebiete vom Nordmeer bzw. der
Barentssee über Osteuropa hinweg bis zum Schwarzen Meer. Die
Westhälfte Europas überließ er nun vollends den Damen um die kräftige
"Christa".

Nachdem das Tief "Christa" ebenfalls bei der Annäherung an "Peter dem
Großen" gescheitert war und sich zurückzog, übernahm zunächst die
Tiefdruckdame "Danielle" das Kommando über Mitteleuropa. Von Westen
stießen bis zum 23. Oktober zudem weiter kräftige Damen nach. Zu
ihnen gehörte beispielsweise auch "Nicole die Ehemalige", die den
tropischen Ozean für den Nordatlantik aufgab und gen Nordosten auf
Tuchfühlung zu Hoch "Peter" ging. "Peter der Große" war zunächst ob
einer Liaison hin und her gerissen, was ihm schließlich viel Kraft
kostete. Am 20. Oktober fiel sein Luftdruck im Zentrum über
Nordwestrussland auf magere 1038 hPa ab. In der Folge besann er sich
jedoch auf alte Tugenden, nahm reis aus und zog allmählich in die
Region östlich des "Weißen Meeres" weiter. Dabei gewann er wieder
kräftig an Stärke. Am frühen 24. Oktober erreichte er schließlich mit
einem Luftdruck von knapp 1055 hPa den bisherigen Höhepunkt auf
seinem Lebensweg und brachte manches Barometer an die Messgrenze. Den
Einfluss auf Mitteleuropa und somit auch auf Deutschland verlor er in
diesem Zeitraum aber komplett. Dafür spürte Zentral- und Ostasien
seinen sehr kalten Atem. Auf der Ostflanke zapfte "Peter der Große"
die polare Luft an und führte diese südwestwärts. In der Folge fielen
in Ostsibirien die Temperaturen nachts bis auf minus 36 Grad Celsius.
Auch tagsüber wurden dort kaum noch über minus 20 Grad Celsius
erreicht.

Bis zum Monatsende verlagerte sich "Peter der Große" weiter nach
Osten in Richtung Zentralasien. Dabei schwächte er sich aber nur
vorübergehend ab und konnte am 26. Oktober sogar nochmals auf einen
Wert über 1050 hPa ansteigen. Im Anschluss ging ihm aber allmählich
die Puste aus. Am 28. Oktober erreichte er nur noch einen Wert von
etwa 1042 hPa. Zwischenzeitlich streckte er seine Hilfe suchende Hand
nochmals nach Mitteleuropa aus, die schließlich auch vom neuen Herrn
über Westeuropa, Hoch "Quinn", ergriffen wurde. Diese
Hochdruckverbindung war allerdings nicht sehr gefestigt und wurde von
dem langlebigen Tief "Florentine" auf deren Kurs nach Südosten schon
am 29. Oktober wieder getrennt. Alleine und fast nur von sehr kalter
Polarluft umgeben, wandelte sich "Peter der Große" nun langsam zu
einem thermischen Hoch, bei dem überwiegend die bodennahe kalte Luft
für das lebenswichtige Absinken im Hoch verantwortlich ist. Um seinen
Machtanspruch vielleicht auch über den Monat hinweg zu wahren, steht
zum Monatsausklang zudem eine Ehe mit einem weiteren thermischen Hoch
über Nordsibirien an. (vgl. den Lebensweg auch mit der Graphik)

Leider hat "Peter der Große" einen großen Bogen um Deutschland
gemacht und konnte somit das Eindringen verschiedener Tiefdruckdamen
nur zeitweise verhindern. Allerdings blockierte "Peter" auch deren
Weg nach Osten, sodass die Damen entweder nach Norden oder Süden
auswandern mussten. Während des gesamten Monats konnten damit, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, die Tiefs "Yanina", "Xun", "Zofia",
"Brigitte", "Christa", "Danielle" und "Elisabeth" meist für trübes,
teils auch regnerisches und relativ kühles Herbstwetter sorgen. Nur
1974 und 1998 wurden noch weniger Sonnenstunden registriert. Seit
Messbeginn 1951 war er somit der drittsonnenscheinärmste Oktober in
Deutschland.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.10.2016