Thema des Tages

04-07-2023 14:20


Wetter aktuell

Sommersturmtief POLY

Ein veritables Sturmtief mitten im Sommer streift am morgigen
Mittwoch den Nordwesten Deutschlands und sorgt in der Nordwesthälfte
für deutlich auffrischenden Wind, an der Nordsee und in deren Umfeld
können zeitweise orkanartige Böen oder Orkanböen auftreten.

Im Laufe der kommenden Nacht entwickelt sich über der südlichen
Nordsee ein kleinräumiges, aber zunehmend markantes Tief, das sich am
Mittwoch von den Niederlanden über Ostfriesland und die Deutsche
Bucht nach Schleswig-Holstein und Dänemark und in der Nacht zum
Donnerstag weiter nach Südschweden verlagert. Das Tief wird
voraussichtlich auf den Namen POLY getauft. Es intensiviert sich und
baut vor allem an seiner Süd- und Westflanke einen starken
Luftdruckgradienten auf. Damit einhergehend frischt der Südwestwind
in den westlichen Landesteilen bereits in der zweiten Nachthälfte zum
Mittwoch allmählich auf, wenn das Tief mit seinem Kern noch in etwa
über dem Ijsselmeer liegt. Der Höhepunkt der Windentwicklung wird
etwa von den Mittagsstunden bis in den Mittwochabend hinein erwartet
und verlagert sich vom Nordwesten in den Norden bzw. Nordosten
Deutschlands. Dabei dreht der Wind im Tagesverlauf auf West, auf der
Rückseite des Tiefkerns auf der Nordsee vorübergehend auch auf
Nordwest.

Der Schwerpunkt der Windentwicklung liegt nach aktuellem Stand der
Vorhersagen auf der Nordsee und im angrenzenden Binnenland. Es
beginnt in Ostfriesland in den späten Vormittagsstunden bzw. mittags,
nachmittags verlagert sich das Hauptwindfeld zunehmend nach
Schleswig-Holstein und klingt dort in den Abendstunden allmählich ab.
In dem genannten Bereich besteht ein erhöhtes Risiko für das
Auftreten von orkanartigen Böen oder Orkanböen. Südlich des genannten
Bereiches im Nordseeumfeld bis zu einer Linie etwa von der Eifel bis
zum Harz und nach Vorpommern muss ab den Frühstunden des Mittwochs
bis in den Nachmittag, nach Nordosten hin bis in den Abend oder die
erste Nachthälfte zum Donnerstag hinein mit Sturm- oder schweren
Sturmböen gerechnet werden. Hinsichtlich der Zugbahn des Tiefs und
vor allem auch der Position und Ausprägung des Sturmfeldes bestehen
durchaus noch gewisse Unsicherheiten, die hoffentlich mit weiterer
Annäherung des Ereignisses reduziert werden können. Im Verlauf des
heutigen (Dienstag-) Abends soll die aktuell bestehende
Vorabinformation aktualisiert werden bzw. in konkrete
Unwetterwarnungen münden. Ein wachsames Auge auf die Entwicklung der
Wetter- und Warnsituation mit Hilfe unserer Homepage www.dwd.de oder
auch unserer WarnWetter-App ist also vor allem im Norden ratsam.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es im Zusammenhang mit
dem Tief und dessen Frontensystem, das Deutschland ab der zweiten
Nachthälfte von West nach Ost überquert, neben dem zumindest im
Norden deutlich auffrischenden Wind auch zu Regenfällen kommt.
Insbesondere im Vorfeld, also östlich der Front treten dabei teils
eingelagerte Gewitter auf. Da das Frontensystem aber voraussichtlich
bereits in den Mittagsstunden den Osten überquert hat, wird die
instabil geschichtete und feuchtere Luftmasse recht zügig nach Osten
abgedrängt und damit ziehen auch etwaige Gewitter mit Sturm- oder
schweren Sturmböen ab. Im Südosten, vor allem südlich der Donau,
herrschen dagegen gradientschwächere Bedingungen und die instabile
Luftmasse wird nicht ausgeräumt, so dass sich im Tagesverlauf dort
weitere Schauer und lokal auch kräftige Gewitter entwickeln können.
Aufgrund der windschwächeren Umgebung liegt dort der Fokus auf dem
Starkregen, lokal eng begrenzt ist auch unwetterartiger Starkregen
nicht ausgeschlossen.

Solch eine Sturmentwicklung sieht man eher im Herbst und ist für die
Sommermonate eher untypisch. Das führt dazu, dass die Auswirkungen in
Anbetracht der vollbelaubten Bäume und der teils durch Trockenstress
vorgeschädigten bzw. geschwächten Bäume auch in den Gebieten, wo
"nur" Sturm- oder schwere Sturmböen erwartet werden, erheblich sein
können. Zu den erwarteten Schäden gehören daher abgeknickte oder
entwurzelte Bäume sowie Bruch auch teils stärkerer Äste, die dann zu
Verkehrsbehinderungen auf Straßen und im Schienenverkehr führen
können.


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.07.2023

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