Thema des Tages

31-10-2016 14:40

Hochdruck im Herbst

Auch wenn sich ab Dienstag die Wetterlage umstellt, noch dominiert
das mächtige Hochdruckgebiet QUINN mit einem Kerndruck von mehr als
1030 Hektopascal das Wetter in Mitteleuropa. Am heutigen Montag liegt
es schwerpunktmäßig über Süddeutschland und beschert dem größten Teil
unseres Landes einen wettertechnisch ruhigen Herbsttag. Lediglich
Norddeutschland wird von einer schwachen Warmfront gestreift, die
gebietsweise etwas Regen oder Sprühregen bringt.

Jedoch in dieser Jahreszeit sind Hochdruckwetterlagen durchaus
ambivalent. Einerseits sorgt in Hochdruckgebieten absinkende und sich
adiabatisch erwärmende Luft prinzipiell für Bewölkungsauflösung,
heiteres Wetter und gegebenenfalls "goldenen Herbst". Andererseits
ist die Strahlungsbilanz der Erdoberfläche wegen des tiefen
Sonnenstandes und der langen Nächte in unseren Breiten im Spätherbst
deutlich negativ. Dies hat zur Folge, dass die unter Hochdruck
stehende Luftmasse allmählich auskühlt.

Da die Abkühlung vom Erdboden ausgeht, bildet sich in den
Morgenstunden häufig eine "Bodeninversion", d.h. der vertikale
Temperaturverlauf kehrt sich um und die Lufttemperatur nimmt mit der
Höhe zu. Des Weiteren erwärmt sich die absinkende Luftmasse
adiabatisch, da sie beim Absinken unter höheren Druck gerät und
komprimiert wird, was innerhalb der atmosphärischen Grundschicht,
meist in etwa 800 bis 1200 m Höhe, zu einer "Absinkinversion" führen
kann.

Inversionen fungieren allgemein als Sperrschichten, d.h. sie
verhindern den vertikalen Austausch. In der Troposphäre reichern sich
unterhalb von Inversionen Kondensationskeime (Aerosole) und
Wasserdampf an. Durch nächtliche Ausstrahlung kann sich die Luft
unter den Taupunkt abkühlen und es erfolgt die Kondensation des
Wasserdampfes. Somit bildet sich am Boden Nebel, in der Höhe
unterhalb der Absinkinversion entstehen Schichtwolken (Stratus) bzw.
Hochnebel.

Wegen der geringeren Intensität der solaren Strahlung zu dieser
Jahreszeit lösen sich Nebel und Hochnebel am Vormittag oftmals nur
zögernd, z. T. auch gar nicht mehr auf. Dann kann vor allem in den
Niederungen tagelang trübes und feuchtkaltes Wetter herrschen.
Oberhalb der Inversion, etwa in den Gipfellagen des Berglandes wird
es dagegen relativ mild und sonnig bei klarer Luft und guter
Fernsicht.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.10.2016