Thema des Tages

16-07-2023 13:20


Wetter aktuell
Hitze hält mehrere Regionen weltweit im Griff

Am gestrigen Samstag wurde in Deutschland die bislang höchste
Temperatur des Jahres gemessen. Im Zuge einer Kaltfront mit kräftigen
Schauern und Gewittern wurde die subtropische Heißluft nun weitgehend
aus Deutschland nach Südosten abgedrängt. Im Mittelmeerraum hingegen
intensiviert sich die anhaltende Hitzewelle in der neuen Woche.

Auf der Vorderseite des hochreichenden Tiefs namens SANDOR über
Schottland wurde am gestrigen Samstag vor allem in den Süden und
Osten des Landes heiße, subtropische Luft von der Iberischen
Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum gepumpt. Verbreitet
kletterte das Quecksilber auf Werte über 30 Grad. Vom Osten
Baden-Württembergs über Bayern und Sachsen bis nach Brandenburg
wurden vielfach schweißtreibende Höchstwerte von über 35 Grad
gemessen. Mit 38,8 Grad in Möhrendorf-Kleinseebach bei Erlangen wurde
der bisherige Temperaturrekord des laufenden Jahres aufgestellt
(siehe Top10 des gestrigen Samstags in Abbildung 1). Zuvor hielt die
Station Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) den diesjährigen
Spitzenplatz inne. Dort wurden erst am vergangenen Sonntag, den
09.07.2023, 38,0 Grad registriert.

In den westlichen Landesteilen lagen die Tageshöchstwerte häufig
unter 30 Grad. Hier zogen bereits am Vormittag auf der Vorderseite
einer Kaltfront über der Nordsee schauerartige, teils auch gewittrige
Regenfälle auf. Am Nachmittag breiteten sich die Schauer sowie
kräftige Gewitter mit Sturmböen auch weiter nach Norden und Nordosten
aus. In den Abendstunden griffen von Frankreich und der Schweiz her
kräftigere und teils organisierte Gewitterstrukturen auf
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über. Dabei wurde um 21 Uhr im
Südschwarzwald an der Station Kandern-Gupf im Landkreis Lörrach eine
orkanartige Böe von 111 Kilometer pro Stunde registriert. Sonst
hingegen zeichnete sich in den Abendstunden ab, dass die Gewitter
hinter den Erwartungen zurückblieben und eine regional größere
Unwettergefahr durch das Auftreten von schweren Sturmböen oder
orkanartigen Böen über Baden-Württemberg und Bayern nicht mehr zu
erwarten war. Daher wurde die am Vormittag herausgegebene
Vorabinformation noch in der ersten Nachthälfte vorzeitig aufgehoben.


Die Schauer und Gewitter verlagerten sich in den Nachtstunden
allmählich ostwärts und räumten die subtropische Luft sukzessive auch
in den östlichen Landesteilen aus. Summa summarum hat es bis heute
Morgen vorrangig vom Südwesten bis in den Osten hinein flächigere
Regengüsse gegeben. Die Stationsdaten und die ermittelten Radarsummen
zeigen, dass vielfach 5 bis 15 Liter pro Quadratmeter registriert
wurden (siehe Abbildung 2). In kräftigeren Gewittern wurden
strichweise in Baden-Württemberg und Bayern auch 20 bis knapp 35
Liter gemessen. Zu einer teils sehr hohen Niederschlagsakkumulation
von bis zu 69 Liter pro Quadratmeter (Station Bordelum) in wenigen
Stunden kam es in Nordfriesland in einem engen Bereich im Zuge einer
parallel ziehenden Gewitterlinie. Vom nördlichen Rheinland-Pfalz bis
nach Westmecklenburg sowie im Südosten Bayerns blieb es hingegen
weitgehend niederschlagsfrei.
Während sich hierzulande auch in der neuen Woche das mäßig warme und
vor allem im Norden und Süden bei Schauern und einzelnen Gewittern
wechselhafte Wetter fortsetzt, hält in Südeuropa hingegen die
stärkste Hitzewelle des Sommers 2023 an. Und legt sogar noch eine
Schippe drauf.

Ab Montag steigen die Temperaturen in Nordafrika, auf der Iberischen
Halbinsel, in Süd- und Mittelitalien und später in der Woche auf der
Balkanhalbinsel, insbesondere in Griechenland, auf Werte von 40 bis
45 Grad (Prognose der Maximumtemperatur beispielhaft für Dienstag,
den 18.07.2023, in Abbildung 3). Lokal sind noch höhere Maxima nicht
ausgeschlossen. Verantwortlich dafür zeichnet sich ein blockierendes
und auch in höheren Luftschichten kräftig ausgeprägtes
Hochdruckgebiet. Jenes hat sich mit seinem Bodenpendant über dem
zentralen Mittelmeerraum festgesetzt und kann sich zu Beginn der
neuen Woche noch weiter verstärken. Dieses Wettermuster wird häufig
auch als "Hitzeglocke" (engl. "heat dome") bezeichnet, weil sich
dabei extrem hohe Temperaturen entwickeln. Vereinfacht ausgedrückt
funktioniert die Hitzeglocke wie ein Deckel auf einem Topf. Das
ausgedehnte Hoch sorgt dafür, dass die heiße Luftmasse eingeschlossen
und zusätzlich zum Absinken gezwungen wird. Auf diese Weise entsteht
eine sehr stabile und oft trockene Luftmasse mit minimalen Chancen
auf Niederschlag oder gar Wolken - die sinkenden Luftpakete im
Zentrum der Wärmekuppel führen zu nochmals steigenden Temperaturen.
Regional könnten daher in den kommenden Tagen in Südeuropa einige
bestehende Temperaturrekorde eingestellt oder sogar gebrochen werden.

Auch im Westen und Süden Nordamerikas ist eine außerordentliche
Hitzewelle aktiv. Der National Weather Service geht davon aus, dass
über das Wochenende an bis zu 45 Stationen von Kalifornien und Nevada
bis nach Texas neue Temperaturrekorde erreicht werden. Im Death
Valley könnte unter Umständen auch der weltweit gemessene
Allzeitrekord von 134 Grad Fahrenheit (56,7 Grad, 10.07.1913)
wackeln.



M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.07.2023

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