Thema des Tages

17-07-2023 13:50


Wetter aktuell
Sommerhalbzeit


Teaser/Kurztext
Die Hälfte des meteorologischen Sommers ist rum. Das soll Anlass sein
für eine kurze Halbzeitbilanz.

Genau heute wird im meteorologischen Sommer zur Halbzeit gepfiffen.
Das ist ein guter Zeitpunkt, die ersten 45 der 91 Tage des Sommers
Revue passieren zu lassen. Für eine kurze Halbzeitbilanz schauen wir
uns die Abweichungen von Temperatur, Niederschlag und
Sonnenscheindauer in Bezug auf die Klimareferenzperiode 1961-1990 an.


Der meteorologische Sommer 2023 startete im Juni mit viel
Hochdruckeinfluss. Am Rande blockierender Hochdruckgebiete über
Nordwest- und Nordeuropa wurde mit vorwiegend östlicher Strömung oft
trockene und kontinental geprägte Luft zu uns geführt, die Sonne
schien nicht selten von früh bis spät. Erst zur Junimitte nahm die
Tiefdruckaktivität zu, in zeitweise schwül-heißer Luft kam es teils
zu heftigen Gewittern, die allerdings selten flächigen Niederschlag
brachten. Nach erneutem Hochdruckeinfluss im Laufe der dritten Dekade
stellte sich die Wetterlage zum Monatswechsel um. Statt
Hochdruckgebieten brachten sich über Nordwest- und Nordeuropa
Tiefdruckgebiete in Stellung. An dessen Rand setzte sich mit
vorwiegend westlicher Strömung im Norden mal mehr, mal weniger warme,
nach Süden zu öfter heiße und bisweilen auch zu teils heftigen
Gewittern neigende Luft durch. Flächiger Landregen blieb aber
weiterhin aus.

Und was bedeutet das nun unterm Strich für die gemittelten
Temperaturen, die Niederschläge und die Summe der Sonnenscheindauer?


Bezogen auf die Klimareferenzperiode von 1961-1990 kann man ganz klar
festhalten, dass der bisherige Sommer deutlich zu warm ausfiel (siehe
Abbildung 1, links). In der Südhälfte war es besonders warm, dort
liegen die Tagesmitteltemperaturen verbreitet 3 bis 4 Grad über dem
Durchschnitt. Nach Norden zu gehen die positiven Anomalien zwar
zurück, sind meist +2 bis +3 Grad aber immer noch nennenswert. Mit
einem Deutschlandmittel der Tagesmitteltemperatur von rund 19 °C und
einer Abweichung von etwa +3,1 Grad würde der Sommer auf Platz 4 der
wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen landen. Bezogen auf die
neue Referenzperiode 1991-2020, die dem subjektiven Empfinden wohl
noch etwas näherkommt, ist der Sommer mit +2,1 Grad übrigens bisher
ebenfalls deutlich zu warm!



Beim Niederschlag zeigt sich ein sehr heterogenes Bild, bedingt durch
die eher kleinräumig aufgetretenen Schauer und Gewitter (siehe
Abbildung 2, mittig). Teilweise war es extrem trocken, zum Beispiel
vom Saarland über Rheinland-Pfalz bis nach Hessen, wo zur Hälfte des
Sommers nicht selten weniger als 20%, also erst ein Fünftel der zu
erwartenden Gesamtmengen gefallen sind. Kleinräumig blieben die
Regenfässer sogar fast komplett leer. Ansonsten liegen wir in den
Mittelgebirgen, wo bevorzugt Schauer und Gewitter entstehen, mit
30-50% des Niederschlags zumindest etwas näher am Soll. Mehr als 50%
und damit mehr als bis zum jetzigen Zeitpunkt üblich sind in Teilen
Nordwest- und Ostdeutschlands gefallen. Die Gebiete mit
unterdurchschnittlichen Niederschlägen überwiegen aber, sodass im
Deutschlandmittel nur knapp 35% des gesamten Sommersolls an
Niederschlag zu Buche schlagen, es also signifikant zu trocken war.

Passend dazu liegen wir bei der Sonnenscheindauer meist über 50%, es
war also quasi überall zu sonnig bisher (siehe Abbildung 1, rechts).
Allerdings zeigt sich auch hier ein mehr oder weniger deutliches
Südwest-Nordost-Gefälle.

Und wie geht es weiter?

Zumindest bezogen auf die Temperatur sehr schwankend, denn die durch
nordeuropäische Tiefdruckgebiete geprägte, unbeständige
"Westwindwetterlage" setzt sich fort. In der Abbildung 2 erkennt man,
dass die gemessene Mitteltemperatur im bisherigen Sommerverlauf
(grün) immer über der Mitteltemperatur der Referenzperiode 1961-1990
(schwarz) lag. Bis Ende des Monats setzen sich diese
Temperaturschwankungen auf insgesamt etwas niedrigerem Niveau als
zuletzt fort, teilweise könnte es sogar mal leicht zu kühl werden.
Damit dürften die starken Abweichungen der Mitteltemperaturen des
Sommers zumindest etwas abschmelzen.


Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.07.2023

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